Propafenonhydrochlorid ist ein Antiarrhythmikum (Klasse Ic nach Vaughan Williams), das membranstabilisierende Eigenschaften besitzt. Es blockiert den schnellen Natrium-Einwärtsstrom und verlangsamt so den Anstieg des Aktionspotentials (negativ dromotrop). Die Substanz verlängert die Überleitungs- und Refraktärzeit in allen Bereichen des Myokards. In klinischen Untersuchungen wurde zudem ein Betarezeptoren-blockierender Effekt nachgewiesen.
Die Bioverfügbarkeit is stark variabel (12 – 50%); Nahrung reduziert den First-Pass-Effekt und steigert die Bioverfügbarkeit. Metabolisierung: in der Leber durch CYP2D6 zu aktivem 5-Hydroxypropafenon.
Die (scheinbare) Propafenon-Clearance bei Neugeborenen und Kindern von 3 Tagen bis 7,5 Jahren rangierte zwischen 0,13 bis 2,98 l/h/kg nach intravenöser und oraler Anwendung ohne klare Altersabhängigkeit. Bei 47 Kindern im Alter von 1 Tag bis 10,3 Jahren (Median 2,2 Monate) waren die Steady-State-Konzentrationen nach oraler Propafenon-Gabe bei Kindern, die älter als 1 Jahr waren um 45 % höher im Vergleich zu Kindern, die jünger als 1 Jahr waren. Obwohl es große interindividuelle Unterschiede gab, scheint für eine Dosisanpassung das EKG Monitoring besser geeignet zu sein, als die Überwachung der Propafenon-Plasmakonzentrationen.
Darreichungsformen
Filmtabletten 150 mg, 300 mg
Ampullen 70 mg/20 ml
Allgemein
Die im Handel befindlichen Filmtabletten und Ampullen enthalten Propafenonhydrochlorid, worauf sich ebenso der Wirkstoffgehalt der Produkte bezieht. Die Einnahme der Tabletten soll kurz nach einer Mahlzeit erfolgen.
Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)
Schwere ventrikuläre und supraventrikuläre Arrhythmien |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Übelkeit, Bauchschmerzen, Müdigkeit, verschwommenes Sehen, Geschmacksstörungen. Pro-arrhythmische Nebenwirkungen wie Bradykardie und Erregungsleitungsstörungen können in Form neuer Herzrhythmusstörungen oder einer Verschlechterung bestehender Arrhythmien auftreten; diese können zu Herzinsuffizienz bis hin zum Herzstillstand führen. Das Risiko pro-arrhythmischer Effekte ist bei Patienten mit strukturellem Herzleiden und/oder schlechter Funktion der linken Kammer bedeutend größer.
Übermäßige orale Sekretbildung und Atemnot können bei oraler Verabreichung auftreten. Dies wird wahrscheinlich durch den bitteren Geschmack verursacht und kann durch die Anwendung eines Geschmackskorrigens vermieden werden.
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥ 0,1 %):
Schwindelgefühl, kardiale Überleitungsstörungen, Palpitation, Angst, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Dysgeusie, Sehstörungen, Sinusbradykardie, Bradykardie, Tachykardie, Vorhofflattern, Dyspnoe, Bauschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Verstopfung, Mundtrockenheit, abnormale Leberfunktion, Brustschmerzen, Asthenie, Müdigkeit, Pyrexie, Thrombozytopenie, verminderter Appetit, Albträume, Synkopen, Ataxie, Parästhesien, Vertigo, ventrikuläre Tachykardie, Arrhythmien, Hypotonie, Blähungen, Flatulenz, Urtikaria, Pruritus, Exanthem, Erythem, erektile Dysfunktion
Folgende ausgewählte UAW wurden zudem selten, sehr selten (< 0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
Agranulozytose, Kammerflimmern
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Propafenon muss unter Überwachung hämodynamischer Parameter verabreicht werden. Bei herabgesetzte Leber- bzw. Nierenfunktion muss die Dosis aufgrund möglicher Akkumulation angepasst werden. Ebenso wie bei anderen Antiarrhythmika besteht das Risiko arrhythmogener Effekte wodurch eine Verschlimmerung der ventrikulären Rhythmusstörung auftreten kann.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Amiodaron | Die Plasmakonzentration von Propafenon und dessen aktivem Metaboliten kann durch Amiodaron verändert werden. Es wurde berichtet, dass diese Substanzen sowohl für sich alleine als auch in Kombination Torsade de pointes verursachen. | Kombination vermeiden. Falls diese Kombination verwendet wird, sollten die elektrophysiologischen Auswirkungen überwacht werden. Amiodaron hat eine sehr lange Halbwertszeit, weshalb Wechselwirkungen noch Wochen bis Monate nach Absetzen von Amiodaron auftreten können. |
Arzneistoffe, die das QT-Intervall verlängern: Makrolidantibiotika (z.B. Azithromycin, Clarithromycin, Erythromycin), Efavirenz, Chinolone (z.B. Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin, Ofloxacin), Saquinavir | Additive QT-verlängernde Effekte, die zu Torsade de pointes führen können. | Kombination vermeiden. Wenn unvermeidbar, sorgfältige elektrokardiographische und eventuell stationäre Überwachung sowie Anwendung der niedrigst wirksamen Dosis. Elektrolytstörungen sollen vor Therapiebeginn korrigiert und die Elektrolyte während der Behandlung besonders bei prädisponierten Patienten überwacht werden. Bei einer Verlängerung der herzfrequenzkorrigierten QTc-Zeit über altersnorme Werte sollen die gefährdenden Arzneimittel abgesetzt werden. |
Ritonavir | Die Plasmakonzentration von Propafenon kann sich erhöhen und die Konzentration des aktiven Metaboliten verringert sich möglicherweise. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Propafenon-Toxizität. | Die Kombination ist kontraindiziert. Wenn unumgänglich, sorgfältige elektrokardiographische und eventuell stationäre Überwachung sowie Anwendung der niedrigst wirksamen Dosis. |
Clozapin | Additive Wirkung auf das Knochenmark; daher ist eine erhöhte Inzidenz und Schwere von Agranulozytosen und Granulozytopenien zu befürchten. | Kombination vermeiden. Falls unumgänglich, Blutbild engmaschig überwachen. |
Flecainid | Eine verstärkte kardiale Toxizität wird befürchtet. Mit einer Zunahme kardiodepressiver Effekte (auf AV-Überleitung, intraventrikuläre Erregungsleitung, Kontraktionskraft) muss gerechnet werden. | Kombination vermeiden. |
Propranolol | Propafenon steigert die Plasmakonzentration von Propranolol um mehr als das Zweifache und kann dadurch Hypotension und Bradykardie verursachen. Darüber hinaus verfügen beide Arzneimittel über betablockierende Eigenschaften, wobei die Wirkung einer solchen Kombination schwer vorauszusagen ist. | Kombination vermeiden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Atenolol Wechselwirkungen mit Propafenon zeigt, ist geringer. |
Rifampicin, Rifamycin | Bei gleichzeitiger Anwendung ist ein signifikant verringerter Plasmaspiegel von Propafenon sowie der Verlust der antiarrhythmischen Wirksamkeit möglich. Grund ist die CYP1A2 und CYP3A4-induzierende Wirkung von Rifampicin und Rifamycin. | Kombination vermeiden. Falls unumgänglich, muss die Propafenon-Dosis möglicherweise verdoppelt werden. |
Johanniskraut | Bei gleichzeitiger Anwendung ist ein signifikant verringerter Plasmaspiegel von Propafenon sowie der Verlust der antiarrhythmischen Wirksamkeit möglich. Grund ist die CYP3A4-induzierende Wirkung von Johanniskraut. | Kombination vermeiden. |
Digoxin, Metildigoxin | Propafenon kann den Serumspiegel von Digoxin bei gleichzeitiger Anwendung erhöhen. Dies kann zu einer Digoxin-Intoxikation führen (Übelkeit, Erbrechen, Arrhythmien), falls die Digoxin-Dosen nicht angepasst werden. Grund ist die Hemmung der P-Glykoprotein-vermittelten Sekretion von Digoxin durch Propafenon. | Eine sorgfältige Überwachung der Serumkonzentration von Digoxin und Zeichen einer Digoxin-Intoxikation wird empfohlen. Eine Anpassung der Digoxin-Dosis könnte notwendig sein, wenn mit einer gleichzeitigen Propafenon-Behandlung begonnen oder diese beendet wird oder wenn die Propafenon-Dosis verändert wird. |
Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Phenprocoumon) | Die gerinnungshemmende Wirkung der Vitamin K Antagonisten kann binnen weniger Tage verstärkt werden. | Erwägen Sie eine alternative antiarrhythmische Therapie. Bei gleichzeitiger Anwendung Blutgerinnungsparameter bis zur Stabilisierung besonders sorgfältig kontrollieren und Dosis des Vitamin-K-Antagonisten nach Bedarf anpassen. |
Metoprolol | Erhöhte Plasmakonzentration von Metoprolol (2- bis 5-fach). Beide Wirkstoffe weisen beta-blockierende Eigenschaften auf. Grund ist die CYP2D6 hemmende Wirkung von Propafenon. | Kombination vermeiden. Bei notwendiger gleichzeitiger Behandlung sorgfältige Überwachung des kardiovaskulären Status des Patienten, einschließlich des EKG. Es sollten reduzierte Metoprolol Start- und Erhaltungsdosen gegeben werden. Atenolol interagiert wahrscheinlich weniger mit Propafenon. |
Theophyllin | Propafenon erhöht die Plasmakonzentration von Theophyllin und kann in weiterer Folge eine Theophyllin-Toxizität hervorrufen. | Überwachen Sie auf Anzeichen einer Theophyllin-Toxizität sowie die Serumkonzentration von Theophyllin und passen Sie die Dosis von Theophyllin entsprechend an. |
Venlafaxin | Die gleichzeitige Behandlung mit Venlafaxin hat in zwei Fällen im Verlauf von 1-2 Wochen psychotische Symptome und Halluzinationen hervorgerufen. | Ist die gleichzeitige Behandlung mit Propafenon und Venlafaxin erforderlich, sollen die Patienten besonders sorgfältig psychiatrisch beobachtet und ggf. die Venlafaxin-Plasmakonzentrationen überwacht werden. |
Fluoxetin, Paroxetin | Die gleichzeitige Anwendung mit Fluoxetin oder Paroxetin kann den Plasmaspiegel von Propafenon erhöhen. Es besteht ein gesteigertes Risiko für Kardiotoxizität. Propafenon wird über CYP2D6 metabolisiert. Dieser Pfad kann durch Fluoxetin oder Paroxetin gehemmt werden. | Die gleichzeitige Verabreichung dieser Mittel sollte vorsichtig erfolgen und es kann eine Dosisreduktion erforderlich sein. Erwägen Sie die Anwendung anderer Antidepressiva, die keine CYP2D6 hemmenden Wirkungen aufweisen. |
Ciclosporin | Bei einem Patienten wurde nach Beginn der Behandlung mit Propafenon ein drastisch gestiegener Ciclosporinspiegel beobachtet. Die klinischen Ergebnisse bei einer Langzeittherapie sind nicht bekannt. | Sorgfältige Überwachung der Ciclosporin-Konzentration. |
Trizyklische Antidepressiva (z.B. Amitriptylin, Imipramin, Nortriptylin) | Erhöhte Spiegel trizyklischer Antidepressiva durch die CYP2D6-hemmende Wirkung von Propafenon sind möglich. | Überwachen Sie die anticholinergen Nebenwirkungen und das EKG. Eine Überwachung der Konzentration trizyklischer Antidepressiva kann ebenfalls durchgeführt werden. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Antiarrhythmika, Klasse Ic | ||
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Aristocor®
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C01BC04 |
Antiarrhythmika, Klasse III | ||
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Sedacoron®
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C01BD01 |