Domperidon

Wirkstoff
Domperidon
Handelsname
Motilium®
ATC-Code
A03FA03
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Domperidon ist ein Dopamin-Antagonist mit antiemetischen Eigenschaften, der jedoch die Blut-Hirn-Schranke praktisch nicht durchdringt. Der anti-emetische Effekt beruht möglicherweise auf einer Kombination von peripheren (gastrokinetischen) Wirkungen und der Blockade von Dopamin-Rezeptoren in der Chemorezeptoren-Triggerzone, die außerhalb der Blut-Hirn-Schranke in der Area postrema liegt. Studien am Menschen ergaben, dass Domperidon bei oraler Gabe den Druck im unteren Ösophagus-Sphinkter erhöht, die antroduodenale Beweglichkeit verbessert und die Magenentleerung beschleunigt. Ein Einfluss auf die Magensekretion wurde nicht festgestellt.

Pharmakokinetik bei Kindern

Frühgeborene:
Clearance (Cl/F) 0,92 l/h , Verteilungsvolumen (Vd/F) 0,405 l.
 

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit
    • Oral
      • Off-label
  • Schwere Übelkeit und Erbrechen, z.B. bei onkologischen Erkrankungen (nicht wirksam bei Erbrechen mit zerebralem Ursprung)
    • Oral
      • <12 Jahre oder <35 kg: Off-label
      • ≥12 Jahre und ≥35 kg: On-label
    • Rektal
      • Zur Zeit (01/2020) sind keine Zäpfchen in Österreich zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Filmtabletten 10 mg
Suspension zum Einnehmen 1 mg/ml

Anwedungshinweis:

Die Einnahme soll vor der Mahlzeit erfolgen.

Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:

Präparate Arzneiform Stärke Problematische Hilfsstoffe
MOTILIUM® Filmtabletten 10 mg Lactose
MOTILIUM® Suspension zum Einnehmen 1 mg/ml Methyl-4-hydroxybenzoat, Propyl-4-hydroxybenzoat, Saccharin-Natrium, Sorbitol

Die Fachinformationen wurden 10/2019 aufgerufen (https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/).

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Wichtige Informationen aus Rote-Hand-Brief
  • Art der Anwendung nicht spezifizierbar
    • 0 Jahre bis 18 Jahre
      • Kindermedika.at hat die Dosierungsempfehlungen in Übereinstimmung mit der Direct Healthcare Professional Communication (DHPC) angepasst. In Österreich wurde die Information der DHPC über das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen in Mitteilungen vom 01.09.2014 und 13.03.2019 kommuniziert.

        Kindermedika.at behält die Dosierungsempfehlungen für Domperidon bei, jedoch nur für die Indikationen

        • gastroösophageale Refluxkrankheiten und
        • Übelkeit und Erbrechen in der Palliativversorgung (ohne zerebrale Ursache)

        Da bei gastroösophagealer Refluxkrankheit die Evidenz für eine Wirksamkeit der Behandlung fehlt, aber Sicherheitsbedenken bestehen, wird die Anwendung in dieser Indikation von der ESPGHAN/NASPGHAN aktuell nicht empfohlen (Rosen 2018).

        Es muss berücksichtigt werden, dass Metoclopramid als Alternative zu Domperidon bei Übelkeit und Erbrechen ein höheres Risiko für extrapyramidale Nebenwirkungen aufweist. Es gibt keine neuen Erkenntnisse zur Sicherheit von Domperidon bei Kindern.

        Kindermedika.at rät von der Anwendung von Domperidon bei Übelkeit und Erbrechen bei akuter Gastroenteritis ab. (siehe Abschnitt Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen)

Gastroösophageale Refluxkrankheit
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre und < 35 kg
      [8] [13] [14] [15] [16]
      • 0,75 mg/kg/Tag in 3 Dosen.
      • Die Wirksamkeit ist in dieser Indikation nicht nachgewiesen. Domperidon sollte bei gastroösophagealem Reflux nur in Ausnahmefällen erwogen werden.

    • 1 Monat bis 18 Jahre und ≥ 35 kg
      [6] [14] [15] [16]
      • 30 mg/Tag in 3 Dosen.
Übelkeit und Erbrechen, NICHT bei akuter Gastroenteritis (nicht wirksam bei Erbrechen mit zerebralem Ursprung)
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre und < 35 kg
      [1] [3] [5] [16]
      • 0,25 mg/kg/Dosis, bei Bedarf max. 3 Dosen pro Tag. Max: 0,75 mg/kg/Tag.
    • 1 Monat bis 18 Jahre und ≥ 35 kg
      [3] [5] [16]
      • 10 mg/Dosis, bei Bedarf max. 3 Dosen pro Tag. Max: 30 mg/Tag.
  • Rektal
    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [3] [5] [16]
      • 30 mg/Dosis, bei Bedarf max. 2 Dosen pro Tag. Max: 60 mg/Tag.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Eine Dosisanpassung ist nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Dosierungsintervall auf 1-2 mal täglich senken. Eine Dosisreduktion könnte erforderlich sein.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

(Reversible) extrapyramidale Nebenwirkungen vor allem bei Kleinkindern aufgrund der nicht vollständig ausgereiften Blut-Hirn-Schranke. Neben extrapiramidalen Störungen wurden auch Harnretention und Gynäkomastie verzeichnet. Verlängertes QT-Intervall.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Trockener Mund, Libidoverlust, Angst, Erregtheit, Nervosität, Schwindel, Schläfrigkeit, Kopfschmerz, extrapyramidale Störung, Durchfall, Rash, Pruritus, Urtikaria, Galactorrhoe, Brustschmerz, Brustspannen, Asthenie

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

  • Überempfindlichkeit
  • verlängertes QTc-Intervall
  • Leberfunktionsstörungen
  • wenn eine Stimulation der Magenmotilität gefährlich sein könnte (z.B. bei gastrointestinalen Blutungen, mechanischer Obstruktion oder Perforation)

Kontraindikationen allgemein

  • Bei Prolaktin-produzierendem Hypophysentumor (Prolaktinom)
  • wenn eine Stimulation der Magenmotilität gefährlich sein könnte, z.B. bei Patienten mit gastrointestinale Blutungen, mechanischer Obstruktion oder Perforation.
  • bei Patienten mit mäßigen oder schweren Leberfunktionsstörungen
  • bei Patienten mit bestehender Verlängerung des kardialen Reizleitungsintervalls, insbesondere der QTc-Zeit, und bei Patienten mit signifikanten Elektrolyt-Störungen, Bradykardie oder zugrundeliegenden Herzerkrankungen wie kongestiver Herzinsuffizienz
  • bei gemeinsamer Verabreichung mit QTc-verlängernden Arzneimitteln, ausgenommen Apomorphin
  • bei gemeinsamer Verabreichung mit stark wirksamen CYP3A4-Inhibitoren (unabhängig von deren QTc-verlängernden Wirkungen)

Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

  • Domperidon darf nicht zur Behandlung von akuter Gastro-Enteritis verwendet werden.
  • Nach Beginn der Rehydrationstherapie sollte das Erbrechen zügig verschwinden. Antiemetika können, insbesondere bei Kleinkindern, zentrale Nebenwirkungen hervorrufen. Insbesondere beim Einsatz von Domperidon unter Dehydrierung wurden schwere Dystonien verzeichnet.
  • Domperidon darf nur in Ausnahmefällen zur Behandlung von Reflux-Beschwerden eingesetzt werden (Quelle: Niederländische Gesellschaft für Kinderheilkunde (NVK)-Leitlinie zur Behandlung von Refluxsymptomen 2012)
  • Bei Kindern <1 Jahr ist Vorsicht geboten. Die Stoffwechselfunktionen und die Blut-Hirn-Schranke sind bei Früh- und Neugeborenen noch nicht vollständig entwickelt. Das Risiko neurologischer Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit oder extrapyramidaler Störungen ist erhöht. Aus diesem Grund wird empfohlen, die Dosis sorgfältig einzustellen und die empfohlene Dosierung bei Säuglingen und jüngeren Kindern streng einzuhalten.
  • Bei schweren Nierenfunktionsstörungen Dosierungsintervall auf 1-2 Dosen pro Tag senken.
  • Domperidon kann die QTc-Zeit verlängern. Vorsicht ist darum bei Patienten mit Risikofaktoren für eine Verlängerung des QTc-Intervalls (Hypokaliämie/herabgesetzte Nierenfunktion/Diabetes mellitus/QTc-verlängernde oder spiegelerhöhende Komedikation/hohe Dosis/vorbestehende verlängerte QT-Zeit oder Long-QT-Syndrom) geboten. Liegen Risikofaktoren vor, muss vor Beginn der Therapie ein Kontroll-EKG durchgeführt werden.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Die Eliminationshalbwertszeit von Domperidon ist bei schweren Nierenfunktionsstörungen verlängert.
  • Domperidon wurde in Zusammenhang mit der Verlängerung des QTc-Intervalls im Elektrokardiogramm gebracht. Es wurde sehr selten von einer QTc-Verlängerung und Torsades de pointes berichtet. Diese Berichte umfassten Patienten mit vorbestehenden Risikofaktoren.
  • Epidemiologische Studien haben einen Zusammenhang zwischen Domperidon und einem Anstieg des Risikos für schwerwiegende ventrikuläre Arrhythmien oder für plötzlichen Herztod gezeigt. Ein erhöhtes Risiko wurde bei Patienten beobachtet, die älter als 60 Jahre sind, mehr als 30 mg Domperidon pro Tag oder gleichzeitig andere QTc-verlängernde Arzneimittel oder CYP3A4-Inhibitoren einnehmen.
  • Domperidon soll in der niedrigsten wirksamen Dosierung gegeben werden.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Domperidon ist Substrat von CYP3A4, CYP1A2 und CYP2E1.

Die gleichzeitige Anwendung mit den folgenden Wirkstoffen ist kontraindiziert:

  • Additive QTc-verlängernde Wirkung in Kombination mit u.a. folgenden QTc-verlängernden Wirkstoffen (Risiko von Torsades de pointes):
    • Antiarrhythmika der Klasse IA (z.B. Disopyramid, Hydrochinidin, Chinidin)
    • Antiarrhythmika der Klasse III (z.B. Amiodaron, Dofetilid, Dronedaron, Ibutilid, Sotalol)
    • bestimmte Antipsychotika (z.B. Haloperidol, Pimozid, Sertindol)
    • bestimmte Antidepressiva (z.B. Citalopram, Escitalopram)
    • bestimmte Antibiotika (z.B. Erythromycin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Spiramycin)
    • bestimmte Antimykotika (z.B. Fluconazol, Pentamidin)
    • bestimmte Arzneimittel gegen Malaria (insbesondere Halofantrin, Lumefantrin)
    • bestimmte gastrointestinale Arzneimittel (z.B. Cisaprid, Dolasetron, Prucaloprid)
    • bestimmte Antihistaminika (z.B. Mequitazin, Mizolastin)
    • bestimmte Arzneimittel, die in der Krebstherapie eingesetzt werden (z.B. Toremifen, Vandetanib, Vincamin)
    • bestimmte andere Arzneimittel (z.B. Bepridil, Diphemanil, Methadon)
    • Apomorphin, es sei denn, der Nutzen der gleichzeitigen Verabreichung ist größer als die Risiken, und auch nur dann, wenn die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen bei der gleichzeitigen Verabreichung, wie sie in der Fachinformation von Apomorphin aufgeführt sind, strikt eingehalten werden. Nähere Angaben finden Sie in der Fachinformation von Apomorphin.
  • Stark wirksame CYP3A4-Inhibitoren können den Domperidon-Spiegel erhöhen (unabhängig von deren QTc-verlängernden Wirkungen), z.B.:
    • Proteasehemmer (z.B. Ritonavir, Saquinavir, Telaprevir)
    • systemische Azol-Antimykotika (z.B. Itraconazol, Ketoconazol, Posaconazol, Voriconazol)
    • bestimmte Makrolidantibiotika (z.B. Erythromycin, Clarithromycin und Telithromycin)

Vorsicht ist geboten:

  • Die Kombination mit mäßig starken CYP3A4-Hemmern wie Verapamil oder Diltiazem wird nicht empfohlen. Der Spiegel von Domperidon kann ansteigen
  • Besondere Vorsicht ist in Kombination mit Azithromycin oder Roxithromycin geboten, da sie das QTc-Intervall verlängern können

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

PROKINETIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Prokinetika

Metoclopramid

Paspertin®, Ceolat®, MCP, Metoclopramidhydrochlorid
A03FA01

Referenzen

  1. Joint Marketing Authorisation Holders, DHPC Domperidon 25-06-2019, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  2. Leitz G et al, Safety and efficacy of low dose domperidone for treating nausea and vomiting due to acute gastroenteritis in children, J Pediatr Gastroenterol Nutr, 2019, Epub Ahead of Print
  3. Nederlandse Vereniging voor Kindergeneeskunde [Niederländische Gesellschaft für Kinderheilkunde], Richtlijn Palliatieve zorg voor kinderen [Richtlinie Palliativpflege für Kinder], 2013, Versie 1.0 Augustus [Version 1.0 August]
  4. Hunsel F van, et al, Risico bij kinderen. Domperidon en extrapiramidale stoornissen [Risiko bei Kindern. Domperidon und extrapyramidale Störungen], PW, 2007, 39, 33
  5. Johnson&Johnson, SPC Motilium (RVG 07679) 02-05-2019, www.cbg-meb.nl
  6. Rademaker C.M.A., Geneesmiddelen Formularium voor Kinderen WKZ [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2008
  7. Meyboom RH, et al, Acute extrapyramidal movement disorders in young children and adults during administration of domperidone, Ned Tijdschr Geneeskd, 1988, 132, 1981-3
  8. Cresi F, et al, Short-term effect of domperidone on gastroesophageal reflux in newborns assessed by combined intraluminal impedance and pH monitoring, J Perinatol , 2008, 28, 766-70
  9. Dailly E, et al, Population pharmacokinetics of domperidone in preterm neonates, Eur J Clin Pharmacol, 2008, 64, 1197-1200
  10. DeCamp LR, et al, Use of antiemetic agents in acute gastroenteritis: a systematic review and meta-analysis, Arch Pediatr Adolesc Med, 2008, 162, 858-65
  11. Djeddi D, et al, Effect of domperidone on QT interval in neonates, J Pediatr, 2008, 153, 663-6
  12. Günlemez A, et al, Effect of domperidone on the QTc interval in premature infants, J Perinatol , 2010, 30, 50-3
  13. Scott B, Question 2. How effective is domperidone at reducing symptoms of gastro-oesophageal reflux in infants?, Arch Dis Child, 2012, Aug;97(8), 752-5
  14. Tighe MP, et al, Current pharmacological management of gastro-esophageal reflux in children: an evidence-based systematic review, Pediatric Drugs, 2009, 11, 185-202
  15. Vandenplas Y et al, Pediatric Gastroesophageal Reflux Clinical Practice Guidelines: Joint recommendations of the North American Society of Pediatric Gastroenterology, Hepatology, and Nutrition and the European Society of Pediatric Gastroenterology, Hepatology, and Nutri, Pediatr Gastroenterol Nutr, 2009, 49, 498-547
  16. EMA Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC), EMA/129231/2014, www.ema.europa.eu, 7 maart 2014
  17. Janssen Cilag, SmPC Motilium 1 mg/ml Susp. z. Einn. (1-20462), 06/2019
  18. Rosen, R, Pediatric gastroesophageal reflux clinical practice guidelines: joint recommendation of ESPGHAN/NASPGHAN, J Pediatr Gastroenterol Nutr, 2018, 66(3), 516-554

Änderungsverzeichnis

  • 15 Januar 2020 14:04: Neue Monographie "Domperidon"

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung