Hintergrund
Benzylalkohol wird als Konservierungsmittel, Lösungsmittel oder als Duftstoff (bei topischer Anwendung) eingesetzt. (3)
Benzylalkohol wird hauptsächlich als Hilfsstoff in Arzneimitteln verwendet, die intramuskulär verabreicht werden (wie z. B. Antibiotika, entzündungshemmende oder antipsychotische Arzneimittel). Es ist auch in intravenös verabreichten Arzneimitteln enthalten (Krebsmedikamente, Heparine, Herz-Kreislauf-Medikamente) und wird außerdem als Konservierungsmittel in zahlreichen topischen Zubereitungen wie Antimykotika und entzündungshemmenden Mitteln verwendet. (3)
Die orale Bioverfügbarkeit von Benzylalkohol beträgt 100 %. Die kutane Resorption ist mit bis zu 60 % signifikant (7). Nach der Aufnahme wird es im Körper zu Benzoesäure metabolisiert (3), die anschließend durch Konjugation in Hippursäure umgewandelt und über den Urin ausgeschieden wird. (7)
Unerwünschte Wirkungen
Orale oder parenterale Anwendung:
Benzylalkohol wurde mit dem Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen, einschließlich Atemproblemen (sogenanntes "Gasping- Syndrom") bei Kleinkindern in Verbindung gebracht. Die minimale Dosis von Benzylalkohol, bei der toxische Wirkungen auftreten können, ist nicht bekannt (2). Bei intravenösen Dosen von 100 - 200 mg/kg Benzylalkohol pro Tag traten bei mehreren Frühgeborenen Symptome auf, die mit dem „Gasping-Syndrom“ in Verbindung gebracht werden (metabolische Azidose, Vasodilatation, Paralyse, epileptische Anfälle, Atemnot und Tod). (3, 4, 5)
Topische Anwendung:
Benzylalkohol kann leichte lokale Reizungen hervorrufen. (2)
Kinder
Neugeborene (Früh- sowie Reifgeborene) können aufgrund ihres unreifen Stoffwechsels Benzylalkohol noch nicht ausreichend metabolisieren, wodurch es zur Akkumulation von Benzylalkohol sowie von Benzoesäure kommen kann. (1, 3, 7)
Benzylalkohol kann allergische Reaktionen hervorrufen. (2)
Empfehlungen
Bei oraler oder parenteraler Anwendung:
Vorsicht ist besonders auch bei Kombination mit Präparaten geboten, die Benzoesäure als Konservierungsmittel enthalten. (6)
Referenzen:
1. European Medicines Agency. Reflection Paper: Formulations of choice for the paediatric population (EMEA/CHMP/PEG/194810/2005). Stand: 28.07.2006, Zugriff 26.11.2024
2. European Medicines Agency. Annex to the European Commission guideline on ‘Excipients in the labelling and package leaflet of medicinal products for human use (SANTE-2017-11668) – Revision 4. Stand: 17.04.2024, Zugriff am 26.11.2024
3. European Medicines Agency - Questions and answers on benzyl alcohol used as an excipient in medicinal products for human use (EMA/CHMP/508188/2013). Stand: 09.10.2017, Zugriff am 27.11.2024
4. American Academy of Pediatrics. Benzyl alcohol: toxic agent in neonatal units. Pediatrics, 1983;72(3):356-8.
5. Gershanik, J. et al., The gasping syndrome and benzyl alcohol poisoning. N Engl J Med, 1982;307(22):1384-8.
6. European Medicines Agency. Questions and answers on benzoic acid and benzoates used as excipients in medicinal products for human use (EMA/CHMP/508189/2013). Stand: 09.10.2017, Zugriff am 27.11.2024
7. European Medicines Agency. Benzyl alcohol and benzoic acid group used as excipients (EMA(CHMP/272866/2013). Stand 09.10.2017, Zugriff am 27.11.2024