Clindamycin, ein halbsynthetisches Derivat von Lincomycin, wirkt bei üblichen Dosen bakteriostatisch. Clindamycin bindet an der 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms, und hemmt dadurch die frühe Phase der bakteriellen Proteinsynthese.
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können: Koagulase-negative Staphylokokken (mit Ausnahme der Methicillin-resistenten Stämme), Staphylococcus aureus (Methicillin-resistente Stämme), Streptococcus pneumoniae (mit Ausnahme von Penicillin-empfindlichen Stämme), Moraxella catarrhalis, Bacteroides fragilis, Clostridium perfringens und Peptostreptococcus spp.
Clindamycinhydrochlorid hat eine hohe Bioverfügbarkeit. Das bedeutet, dass nach Verabreichung einer oralen Dosis ähnliche Mengen des Wirkstoffs unverändert im Blut wiedergefunden werden wie nach Applikation derselben intravenösen Dosis.
In der Studie von Smith 2017 wurden bei Kindern mit Normalgewicht (n=144) und Kinder mit Adipositas (n=76) folgende kinetische Parameter ermittelt:
T½ (Stunden)
T½ (Stunden)
Cl (l/h/kg)
Cl (l/h/kg)
Vd (l/kg)
Vd (l/kg)
Nicht-adipös
Adipös
Nicht-adipös
Adipös
Nicht-adipös
Adipös
2 bis 6 Jahre
2,41
2,15
0,23
0,28
0,81
0,86
7 bis 12 Jahre
2,15
3,03
0,33
0,22
0,90
1,03
>12 Jahre
2,84
3,55
0,23
0,18
0,89
0,89
Clindamycin ist gut gewebegängig, passiert die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über. Die Diffusion in den Liquorraum ist auch bei entzündeten Meningen unzureichend. Hohe Konzentrationen werden im Knochengewebe erreicht.
Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers liegt.
Filmtabletten 150 mg, 300 mg, 450 mg, 600 mg Kapseln 150 mg, 300 mg Granulat für orale Lösung 75 mg/5 ml Ampullen 150mg/ml zu 300 mg, 600 mg und 900 mg
Allgemein
Tabletten und Kapseln beinhalten Clindamycin als Hydrochlorid, das Granulat als Palmitat-Hydrochlorid und die Ampullen als Phosphat. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich auf die Base Clindamycin.
Die oralen Darreichungsformen können unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Eine Einnahme mit reichlich Wasser wird empfohlen, um Ösophagus-Irritationen vorzubeugen.
Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:
10
mg/kg/Dosis
wenn der Eingriff länger als 8 Stunden dauert, sollte eine zweite Dosis verabreicht werden.
≥ 60 kg
600
mg/Dosis
wenn der Eingriff länger als 8 Stunden dauert, sollte eine zweite Dosis verabreicht werden.
Bei übergewichtigen Patienten kann eine Einzeldosis von bis zu 900 mg verabreicht werden (Smith 2017).
Endokarditis-Prophylaxe bei Überempfindlichkeit auf Penicillin oder Behandlung mit Penicillin in den 7 Tagen vor dem Eingriff
In Kombination mit Chinin:
16
mg/kg/Tag
in 3
- 4
Dosen.
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Clindamycin kann zu schwerer Diarrhoe, Colitis und pseudomembranöser Colitis führen, verursacht durch Toxine des Clostridium difficile. Des Weiteren können infolge zu schneller Verabreichung Hypotension und Herzstillstand auftreten.
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
Überempfindlichkeit gegenüber Lincomycin
Parenterale Formulierungen, die Benzylalkohol enthalten (siehe „allgemeine Informationen“) dürfen nicht bei Früh- und Neugeborenen angewendet werden.
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Bei rascher intravenöser Injektion können Unverträglichkeitsreaktionen in Form von Hitzegefühl, Brechreiz oder gelegentlich ernsthaften Herz-Kreislauf-Störungen (z. B. Blutdruckabfall und Herzstillstand) auftreten. Hohe Dosen müssen vor der Verabreichung verdünnt und mit einer max. Infusionsrate von 20 mg/kg/h verabreicht werden.
Die Dosis ist bei Kindern mit reduzierter Leberfunktion anzupassen. Bei Kindern unter einem Jahr und langfristiger Nutzung (> 3 Wochen) regelmäßig Leberfunktion, Nierenfunktion und Blutbild überwachen.
Vorsicht bei der Anwendung von benzylalkoholhaltigen Parenteralia bei Früh- und Neugeborenen.
Nicht zur Behandlung einer Meningitis geeignet, aufgrund unzureichender Diffusion in den Liquorraum.
Bei opportunistischen Infektionen sind hohe Dosen indiziert.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Bei zu rascher intravenöser Injektion können Unverträglichkeitsreaktionen in Form von Hitzegefühl, Brechreiz oder gelegentlich ernsthaften Herz-Kreislauf-Störungen (z.B. Blutdruckabfall und Herzstillstand) auftreten.
Clindamycin kann bis zu 2 Monate nach Verabreichung zu schwerer Diarrhoe, Colitis und pseudomembranöser Colitis führen, verursacht durch Toxine des Clostridium difficile. Obwohl Clostridium-difficile assoziierte Diarrhoe bei Anwendung der meisten Antibiotika auftreten kann, tritt sie unter Clindamycin besonders häufig in Erscheinung.
Clindamycin darf nicht als unverdünnter intravenöser Bolus gegeben werden.
Es sind Fälle von schwerwiegenden Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich schweren Hautreaktionen (DRESS-Syndrom, Steven Johnson Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, akute generalisierte exanthemische Pustulose) aufgetreten. Anaphylaktische Reaktionen mit Angioödem sind aufgetreten.
Vorsicht bei Asthma oder bekannten Allergien in der Anamnese, Atopikern, Störungen der neuromuskulären Übertragung (Myasthenia gravis, Parkinson-Krankheit), sowie gastrointestinalen Erkrankungen, speziell Colitis
Clindamycin kann zu einem übermäßigen Wachstum von unempfindlichen Organismen (insbesondere Hefen) führen
Anaphylaxie nach Clindamycin-Verabreichung wurde bei Penicillin-Allergikern in Einzelfällen beobachtet. Eine Kreuzallergie ist nicht bekannt und auch nicht zu erwarten.
Kreuzrestistenz mit Makroliden und Lincomycin ist möglich.
Nicht zur Behandlung einer Meningitis geeignet, aufgrund unzureichender Diffusion in den Liquorraum.
Bei opportunistischen Infektionen sind hohe Dosen indiziert.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Die antibakterielle Wirkung von Erythromycin wird antagonisiert.
Clindamycin verstärkt die Wirkung anderer neuromuskulärer Hemmstoffe, da es selbst neuromuskulär blockierend wirkt.
Da Clindamycin vorranging über CYP 3A4 metabolisiert wird, muss bei zeitgleicher Anwendung von starken CYP 3A4 Induktoren die Wirksamkeit kontrolliert werden.
Antibiotika-Wechselwirkungen allgemein:
Antibiotika können die Immunantwort auf bakterielle Lebendimpfstoffe reduzieren (z.B. Vivotif®: 3 Tage vor und nach Antibiotikatherapie sollte Vivotif® nicht angewendet werden, bei Antibiotika mit Langzeitwirkung, z.b. Azithromycin, muss ein längerer Abstand eingehalten werden)
Die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten kann beeinflusst werden. Eine Kontrolle der Gerinnungsparameter (INR) wird empfohlen.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
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