Estradiol

Wirkstoff
Estradiol
Handelsname
Estradot®, Estrofem®
ATC-Code
G03CA03
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Synthetisches 17ß-Estradiol ist chemisch und biologisch mit dem körpereigenen humanen Estradiol identisch. Körpereigenes 17β-Estradiol induziert die primären und sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale und erhält sie aufrecht. Estradiol ist gegen Beschwerden, die als Folge eines Östrogenmangels entstehen, wirksam und beugt der Entstehung einer Osteoporose vor. Die biologischen Wirkungen von 17β-Estradiol werden über spezifische, gewebe-abhängig exprimierte Östrogenrezeptoren vermittelt. 



Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine pharmakokinetischen Parameter bei Kindern bekannt.

Bei Erwachsenen wird nach oraler Verabreichung innerhalb von 4 bis 8 Stunden eine Cmax von ca. 30 pg/ml erreicht. Die Bioverfügbarkeit nach transdermaler Verabreichung über ein Pflaster ist etwa 20-mal höher als nach oraler Verabreichung. In Studien an postmenopausalen Frauen, die Estradiol-Pflaster mit 25, 37,5, 50 und 100 µg/24 Stunden applizierten, lagen die Cmax-Werte bei ca. 25 pg/ml, 35 pg/ml, 50–55 pg/ml bzw. 95–105 pg/ml. Das Verteilungsvolumen bei Erwachsenen beträgt 1,2 L/kg, und die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 24 Stunden. Nach Absetzen der oralen Verabreichung werden die normalen Estradiol- und Estron-Plasmakonzentrationen innerhalb von 3–4 Tagen wiederhergestellt. Innerhalb von 24 Stunden nach Entfernen des Pflasters kehren die Plasmakonzentrationen zum Ausgangswert zurück. (SmPC Progynova) (SmPC Estradiol Sandoz) (SmPC Systen)

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Pubertätsinduktion bei Hypogonadismus
    • Oral, Transdermal
      • Off-Label 

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Darreichungsformen:

Filmtabletten 1 mg, 2 mg
Transdermales Pflaster 37,5 microg./24h, 50 microg./24h, 75 microg./24h, 25 microg./24h (als Importarzneimittel)
Kapseln (magistrale Zubereitung)

Allgemein:

Alle am Markt befindlichen Darreichungsformen enthalten Estradiol als Estradiol-Hemihydrat. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich auf Estradiol-Hemihydrat.

Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:

Präparate Arzneiform Stärke Problematische Hilfsstoffe
ESTROFEM® Filmtabletten 1 mg, 2 mg Lactose
ESTRADOT® transdermale Pflaster 25 microg./ 24h;
37,5 microg./ 24h;
50 microg./ 24h;
75 microg./ 24h
Dipropylenglykol

Die Fachinformationen wurden 06/2020 aufgerufen (https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/).

 

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Pubertätsinduktion bei Hypogonadismus
  • Oral
    • Mädchen ≥ 11 Jahre
      [2] [3] [6] [7]
      • Initialdosis während des ersten Jahres (0-12 Monate) 5 microg./kg/Tag in 1 Dosis
      • Anwendungshinweis:

        vor dem Schlafengehen einnehmen

      • Danach:

          Standardschema Angepasstes Schema
        Bei höherem Alter oder klinischen Anzeichen (z.B. Brustentwicklung, erhöhte Wachstumsgeschwindigkeit) eine schnellere Pubertätsentwicklung unterstützen
        13 - 24 Monate 5 microg./kg/Tag 7,5 microg./kg/Tag
        25 - 30 Monate 7,5 microg./kg/Tag 10 microg./kg/Tag
        31 - 36 Monate 10 microg./kg/Tag 15 microg./kg/Tag
        37 - 42 Monate 15 microg./kg/Tag 20 microg./kg/Tag
        43 - 48 Monate 20 microg./kg/Tag Weitere Dosistitration bis zur Erwachsenendosis (2 mg/Tag)
        ≥ 49 Monate Weitere Dosistitration bis zur Erwachsenendosis (2 mg/Tag)  
        • Dosistitration individuell anpassen
  • Transdermal
    • ≥ 11 Jahre
      [3] [4] [5] [8] [9]
      •   < 40 kg > 40-55 kg > 55kg
        1. Jahr 3,1 microg 4,2 microg 6,2 microg
        2. Jahr 6,2 microg 8,3 microg 12,5 microg
          < 50 kg 50-65 kg ≥ 65 kg
        3. Jahr 16,7 microg 18,8 microg 25 microg
        ab 4. Jahr 1 microg/kg/Tag 1 microg/kg/Tag 1 microg/kg/Tag
          Pflaster 25 microg Pflaster 37,5 microg Pflaster 50 microg
        3,1 microg 1/8 Pflaster 1/12 Pflaster 1/16 Pflaster
        4,2 microg 1/6 Pflaster 1/9 Pflaster 1/12 Pflaster
        6,2 microg 1/4 Pflaster 1/6 Pflaster 1/8 Pflaster
        8,3 microg 1/3 Pflaster 2/9 Pflaster 1/6 Pflaster
        12,5 microg 1/2 Pflaster 1/3 Pflaster 1/4 Pflaster
        16,7 microg 2/3 Pflaster 4/9 Pflaster 1/3 Pflaster
        18,8 microg 3/4 Pflaster ½ Pflaster 3/8 Pflaster
        25 microg Ganzes Pflaster 2/3 Pflaster

        1/2 Pflaster

         

        •  1. und 2. Jahr: Pflaster vor dem Schlafengehen aufbringen und am Morgen entfernen
        • 3. Jahr: Gewünschte Dosis in zwei Teile schneiden; abends beide Teile auf der Haut aufbringen. Nach 10 bis 12 Stunden (über Nacht) einen Teil entfernen und den zweiten Teil tagsüber auf der Haut belassen. Zweiten Teil am Abend entfernen, bevor ein neues Pflaster-Paar aufgetragen wird.
        • 4. Jahr: Pflaster kontinuierlich auf der Haut lassen. Das ganze Pflaster dreimal wöchentlich anwenden, das bedeutet Pflaster nach 2-3 Tagen wechseln.
        • Zu Beginn des 4. Jahres soll eine Serumprobe zur Bestimmung der Östradiol-Zielkonzentration am Morgen nach der Abenddosis entnommen werden, Zielbereich: 150–450 pmol/L.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Pflaster: leichte Hautreaktionen (Cisternino 1991)

Oral: mäßige vorübergehende Brustvergrößerung beim Einsatz von Estradiol für Priming (Martínez 2000)

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

Kopfschmerzen, Depression, Nervosität, Affektlabilität, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Dyspepsie, Durchfall, Bauchschmerzen, Bauchblähung, Akne, Hautausschlag, trockene Haut, Pruritus, Rückenschmerzen, Asthenie, periphere Ödeme, Gewichtsschwankungen, Krämpfe in den Beinen, Brustspannen und Brustschmerzen, Ausfluss, unregelmäßige Vaginalblutung, Uteruskrämpfe, Vaginalinfektion, Endometriumhyperplasie

Transdermale Pflaster: Reaktionen an der Applikationsstelle, v.a. Erythem, Pruritus, Ausschlag

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

Embolie, anaphylaktoide Reaktionen, Angioödem

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen

Kontraindikationen allgemein

  • akute Lebererkrankung oder zurückliegende Lebererkrankungen solange sich die relevanten Leberenzym-Werte nicht normalisiert habenbekannte thrombophile Erkrankungen (z.B. Protein-C-, Protein-S- oder Antithrombin-Mangel)
  • frühere oder bestehende venöse thromboembolische Erkrankungen (tiefe Venenthrombose, Lungenembolie)
  • bestehende oder erst kurze Zeit zurückliegende arterielle thromboembolische Erkrankung (z.B. Myokardinfarkt)
  • bestehender oder früherer Brustkrebs bzw. ein entsprechender Verdacht
  • nicht abgeklärte Blutung im Genitalbereich
  • unbehandelte Endometriumhyperplasie
  • Porphyrie

Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Situationen, die eine besondere Überwachung erfordern: Risikofaktoren für Thromboembolien, Hypertonie, Lebererkrankungen (z.B. Leberadenom), Diabetes mellitus mit oder ohne Beteiligung der Gefäße, Cholelithiasis, Migräne oder (schwere) Kopfschmerzen, Systemischer Lupus erythematodes (SLE), Risikofaktoren für estrogenabhängige Tumoren, z.B. Auftreten von Mammakarzinom bei Verwandten 1. Grades, Leiomyom (Uterusmyom) oder Endometriose, Endometriumhyperplasie in der Vorgeschichte, Epilepsie, Asthma, Otosklerose
  • Estrogene können eine Flüssigkeitsretention bewirken; daher müssen Patientinnen mit kardialen oder renalen Funktionsstörungen sorgfältig beobachtet werden.
  • Bei Frauen mit intaktem Uterus ist das Risiko für Endometriumhyperplasie und -karzinom bei längerfristiger Estrogen-Monotherapie erhöht, abhängig von der Dauer der Anwendung und der Höhe der Estrogendosis.
  • erhöhtes, von der Anwendungsdauer abhängiges Brustkrebsrisiko für Frauen
  • leicht erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Ovarialkarzinoms bei Frauen
  • Gründe für einen sofortigen Therapieabbruch: Ikterus oder Verschlechterung der Leberfunktion, Signifikante Erhöhung des Blutdrucks, Einsetzen migräneartiger Kopfschmerzen

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol Estradiol wird vorwiegend durch CYP3A4 metabolisiert, daher kann eine gleichzeitige Anwendung von CYP3A4-Hemmern wie Ketoconazol zu erhöhten Plasmaspiegel von Estradiol führen Langzeittherapie mit dieser Kombination vermeiden und auf Anzeichen einer Überdosierung der Steroidhormone (z.B. Übelkeit, Schwindel) achten.
CYP3A4-Induktoren wie Antikonvulsiva (z.B. Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin) und Antiinfektiva (z.B. Rifampicin, Rifabutin, Nevirapin, Efavirenz) oder Johanniskraut erhöhter Estrogenmetabolismus kann zu einer verminderten Wirkung von Estradiol führen Eine gleichzeitige Verabreichung sollte vermieden werden
Amprenavir, Ritonavir und Nelfinavir


In Kombination mit Steroidhormonen enzyminduzierende Eigenschaften, obwohl eigentlich als starke Enzymhemmer bekannt Eine Kombination sollte vermieden werden

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

ESTROGENE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Natürliche und halbsynthetische Estrogene, rein

Estriol

Ovestin®
G03CA04

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
  2. Noordam C et al, Werkboek Kinderendocrinologie [Arbeitsbuch Kinderendokrinologie], digitale Veröffentlichung auf www.nvk.nl (nur für Mitglieder), 2010
  3. Donaldson M et al, Optimal Pubertal Induction in Girls with Turner Syndrome Using Either Oral or Transdermal Estradiol: A Proposed Modern Strategy, Horm Res Paediatr, 2019, 91, 1-11
  4. Ankarberg-Lindgren, C et al, Estradiol matrix patches for pubertal induction: stability of cut pieces at different temperatures, Endocrine Connections, 2019, 8, 360-366
  5. Sas, T et al, Pubertas Tarda -Diagnostiek en behandeling, www.nvk.nl (sectie leden), 17 mei 2016
  6. Bannink EM, et al. , Puberty induction in Turner syndrome: results of oestrogen treatment on development of secondary sexual characteristics, uterine dimensions and serum hormone levels. , Clin Endocrinol (Oxf)., 2009, Feb;70(2), 265-73
  7. van Pareren YK, et al., Final height in girls with turner syndrome after long-term growth hormone treatment in three dosages and low dose estrogens. , J Clin Endocrinol Metab., 2003, Mar;88(3), 1119-25
  8. Ankarberg-Lindgren C, et al., Nocturnal application of transdermal estradiol patches produces levels of estradiol that mimic those seen at the onset of spontaneous puberty in girls. , J Clin Endocrinol Metab., 2001, Jul;86(7), 3039-44
  9. Ankarberg-Lindgren C, et al., Physiological estrogen replacement therapy for puberty induction in girls: a clinical observational study., Horm Res Paediatr., 2014, 81(4), 239-44
  10. Novo Nordisk, SmPC Estrofem 2 mg Ftbl (16.889), 06-2019
  11. Novartis, SmPC Estradot 37,5 µg in 24h transdermales Pflaster (1-124340), 04-2019
  12. Diagnosia, https://premium.diagnosia.com/check/interactions/search , aufgerufen 18.05.2020
  13. ABDA, ABDA-Interaktionsdatenbank , aufgerufen 18.05.2020
  14. wechselwirkungscheck.de, http://www.wechselwirkungscheck.de/index.php , aufgerufen 18.05.2020

Änderungsverzeichnis

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung