Ondansetron ist ein potenter, hoch selektiver 5HT3-Rezeptorantagonist. Der genaue Wirkungsmechanismus bei der Kontrolle von Emesis und Nausea ist nicht bekannt.
Zytotoxisch wirkende Chemotherapeutika und Strahlenbehandlung können eine Freisetzung von 5HT (Serotonin) im Dünndarm bewirken, wobei durch Aktivierung der afferenten Vagusfasern über die 5HT3-Rezeptoren der Brechreflex ausgelöst wird. Die Aktivierung der afferenten Vagusfasern kann auch eine Freisetzung von 5HT (Serotonin) in die Area postrema bewirken, was die Emesis über zentrale Mechanismen noch weiter fördert. Daher ist die Wirkung von Ondansetron wahrscheinlich auf den kompetitiven Antagonismus an 5HT3-Rezeptoren im peripheren und zentralen Nervensystem zurückzuführen.
Der Wirkmechanismus bei postoperativer Nausea und Emesis ist nicht bekannt, es wird jedoch vermutet, dass er ähnlich verläuft wie bei der durch Chemotherapie hervorgerufenen Übelkeit und Emesis.
Pharmakokinetik bei Kindern
Die folgenden pharmakokinetischen Parameter wurden nach intravenöser Gabe (SmPC Zofran) bestimmt (Mondick et al. 2010, Spahr-Schopfer et al. 1995):
Ampullen 4 mg, 8 mg Infusionslösung 0,16 mg/ml zu 50 ml Injektionslösung 2 mg/ml zu je 2 ml und 4 ml Injektions- oder Infusionslösung 2 mg/ml zu je 2 ml und 4 ml Filmtabletten 4 mg, 8 mg Lyophilisat ("Zydis"-Tabletten) 4 mg, 8 mg Lösung zum Einnehmen 4 mg/5 ml Zäpfchen 16 mg
Allgemein
Ondansetron liegt mit Ausnahme der Zydis-Tabletten als Hydrochlorid-Dihydrat vor. Die Zydis-Tabletten enthalten die Base Ondansetron als Lyophilisat, welches binnen Sekunden zerfällt sobald man es auf die Zunge legt. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich in allen Arzneispezialitäten auf Ondansetron. Die Einnahme erfolgt unabhängig von den Mahlzeiten.
Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:
0,1
mg/kg/Dosis,
bei Bedarf max. 3x täglich im Abstand von 4 h.
Maximale Einzeldosis:
8 mg/Dosis.
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
QTc-Verlängerung (Trivedi et al. 2016)
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Kopfschmerzen, Wärmegefühl oder Hitzewallungen, Obstipation durch Verzögerung der Darmpassage, Brennen im Anal-/ und/oder Rektalbereich nach Anwendung der Zäpfchen, Flush, symptomatische Erhöhung der Leberfunktionswerte bei Anwendung unter Cisplatintherapie, lokale Irritationen bei intravenöser Applikation
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
Berichten zufolge kam es bei gleichzeitiger Anwendung von Ondansetron mit Apomorphin Hydrochlorid zu schwerer Hypotonie und Bewusstseinsverlust. Die gleichzeitige Anwendung mit Apomorphin ist kontraindiziert.
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Pädiatrische Patienten, denen Ondansetron in Kombination mit hepatotoxischen Chemotherapeutika verabreicht wird, müssen sorgfältig auf eine Verschlechterung der Leberfunktion kontrolliert werden.
Aus Studien an Erwachsenen geht hervor, dass Ondansetron in Dosen über 32 mg/Dosis zu einer dosisabhängigen Verlängerung des QTc-Intervalls und somit potentiell zu Herzrhythmusstörungen (hierunter Torsades de pointes) führen kann. Publikationen von Brenner (2016), Nathan (2011) und McKechnie (2010) beschreiben eine mit Herzrhythmusstörungen einhergehende Verlängerung des QTc-Intervalls bei Kindern mit angeborenem Herzfehler/angeborenem Long-QT-Syndrom. Die Anwendung von Ondansetron muss bei Kindern mit angeborenem Long-QT-Syndrom vermieden werden. Vorsicht bei Risikofaktoren für QTc-Verlängerung: Hypokaliämie, eingeschränkte Nierenfunktion, Diabetes mellitus, zusätzliche Einnahme anderer QTc-Zeit-verlängernder Arzneimittel, hohe Dosen Ondansetron, ein bereits bestehendes verlängertes QTc-Intervall oder Long-QT-Syndrom. Wenn Risikofaktoren vorhanden sind, sollte vor der Therapie eine EKG-Kontrolle durchgeführt werden.
In einem Fallbericht wird eine letale Reaktion auf Ondansetron bei einem Kind mit maligner Hyperthermie in der Anamnese beschrieben (Gener 2010).
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Bei Patienten, die bereits Überempfindlichkeitsreaktionen auf andere selektive 5HT3-Rezeptorantagonisten zeigten, wurde über Kreuzallergien mit Ondansetron berichtet.
Ondansetron verlängert das QTc Intervall dosisabhängig. Post Marketing wurden Fälle von Torsade de Pointes bei Patienten gemeldet. Bei Patienten mit angeborenem Long QT Syndrom soll Ondansetron vermieden werden. Ondansetron soll bei Patienten, welche eine Verlängerung der QTc Zeit haben oder entwickeln könnten, mit Vorsicht angewandt werden, einschließlich bei Patienten mit abnormen Elektrolytwerten, kongestiver Herzinsuffizienz, Bradyarrhythmien oder bei Patienten, die andere Arzneimittel einnehmen, die eine QTc Verlängerung oder Störungen des Elektrolyt-Haushalts bewirken können. Eine Hypokaliämie und eine Hypomagnesiämie sollten vor Verabreichung von Ondansetron korrigiert werden. Vorsicht bei Patienten mit Arrhythmien oder kardialen Erregungsleitungsstörungen, bei mit Antiarrhythmika oder Betablockern behandelten Patienten und bei Patienten mit aussagekräftigen Störungen im Elektrolyt-Haushalt.
Da Ondansetron die Dickdarmpassage verzögern kann, ist bei Patienten mit einer Beeinträchtigung der Darmmotilität (bzw. bei intestinaler Obstruktion) Vorsicht geboten. Diese Patienten müssen in Hinblick auf ihre Darmfunktion besonders sorgfältig klinisch überwacht werden.
Nach adenotonsillären Eingriffen können Antiemetika verborgene Blutungen maskieren, indem sie das Erbrechen verhindern. Daher sollten solche Patienten nach der Behandlung mit Ondansetron sorgfältig überwacht werden.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Anwendung mit Apomorphin ist kontraindiziert, da die Kombination zu schwerer Hypotonie und Bewusstseinsverlust führte
Die Plasmakonzentration von Ondansetron kann in Kombination mit starken CYP3A4-Induktoren wie Carbamazepin, Phenytoin oder Rifampicin deutlich abnehmen
Additive QTc-Verlängerung bei gleichzeitiger Einnahme anderer QTc-verlängernder Arzneimittel
Die schmerzstillende Wirkung von Tramadol kann unter Ondansetron vermindert sein.
Serotonin Syndrom wurde nach gemeinsamer Verabreichung von Ondansetron und anderen serotonergen Arzneimitteln beschrieben. Eine angemessene Überwachung des Patienten anzuraten.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
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