Desmopressin

Wirkstoff
Desmopressin
Handelsname
Minirin®, Octostim®, Nocutil®
ATC-Code
H01BA02
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Das Antidiuretikum Desmopressin ist ein synthetisches Strukturanalogon des Hypophysenhinterlappenhormons Adiuretin (Vasopressin) mit gesteigerter antidiuretischer Wirkung. Die Substanz ist ein Vasopressin-2-Rezeptor-Agonist und hemmt dadurch die Ausscheidung von Harn, während die vasopressorische Wirkung und damit der Einfluss auf den Blutdruck vernachlässigbar ist. Weiterhin steigert Desmopressin die endogen vorhandene Freisetzung von Faktor VIII und des Von-Willebrand-Faktors und fördert so die Hämostase.

Pharmakokinetik bei Kindern

Keine Information

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Diabetes insipidus
    • Intravenös
      • On-label
    • Nasal
      • ≥5 Jahre: On-label
    • Oral
      • ≥2 Jahre: On-label
    • Sublingual
      • On-label
    • Subkutan
      • Off-label
  • Enuresis nocturna
    • Oral
      • On-label
    • Sublingual
      • On-label
  • Behandlung leichter bis mittelschwerer Blutungen und Prävention von Blutungen bei kleineren Eingriffen bei leichter Hämophilie A und dem Von-Willebrand-Syndrom
    • Intravenös
      • On-label
    • Nasal
      • Off-label
  • Als Diagnostikum zur Differentialdiagnose des Diabetes insipidus
    • Intravenös
      • On-label
    • Nasal
      • Off-label
  • Kurztest zur Untersuchung der Nierenkonzentrationsfähigkeit
    • Nasal
      • Off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Nasenspray:

Nasal, zur Behandlung des Vasopressin-sensitiven zentralen Diabetes insipidus

Kinder ab 5 Jahren, Jugendliche: 10 microg./Tag (1 Sprühstoß), 1-2x tägl.
Die Dosierung ist individuell anzupassen. Zur optimalen Einstellung der Dosis sollen die Menge und die Osmolalität des
ausgeschiedenen Harnes bestimmt werden.

(SmPC Nocutil Nasenspray)

Tabletten:

Oral, bei zentralem Diabetes insipidus, Polyurie, Polydipsie (idiopathisch; nach Hypophysektomie, Schädel-Hirn-Trauma oder Operationen im Hypophysenbereich)

Initialdosis für Erwachsene und Kinder: 200 microg. 3x täglich, Dosis je nach Ansprechen des Patienten individuell anpassen. Optimale Dosierung 100 - 200 microg. 3x täglich (300 - 600 microg./Tag in 3 Dosen). In Einzelfällen bis zu 1200 microg./Tag

Oral, zur Behandlung der Enuresis nocturna im Alter ab 5 Jahren bei normaler Konzentrationsfähigkeit der Niere, nach Versagen üblicher Maßnahmen und Ausschluss einer organischen Ursache

0,1 bis 0,4 mg/Tag. Die Dosierung ist individuell anzupassen.
Initiale Dosierung: 0,2 mg 1-2 Stunden vor dem Schlafengehen. 
Bei Nichtansprechen Dosissteigerung nach folgendem Schema: Beginn mit 0,2 mg über 1 Woche, bei weiterem Einnässen Steigerung auf 0,4 mg (=Einstellphase). Die Behandlung mit der optimalen Dosis sollte mindestens 8 Wochen fortgesetzt werden (=Therapiephase). Ist das Kind dauerhaft trocken, kann die Dosis um 0,1 mg reduziert werden, ist es weitere 4 Wochen mit der reduzierten Dosierung durchgehend trocken, erfolgt eine nochmalige Reduzierung um 0,1 mg usw. (=Ausschleichphase). Sollte es innerhalb der 4 Wochen zum Wiedereinnässen kommen, wird eine Rückkehr zur letzten erfolgreichen Dosis empfohlen. Nach 4 Wochen kann ein weiterer Reduktionsversuch erfolgen.

(SmPC Minirin – Tabletten)

Lyophilisat zum Einnehmen:

Sublingual, bei zentralem Diabetes insipidus und Polyurie/Polydipsie

Initial 3x täglich 60 microg., Dosis individuell an das Ansprechen anpassen. Optimale Tagesdosis: 120 microg - 720 microg.; Erhaltungsdosis der meisten Patienten: 3x täglich 60 - 120 microg.

Sublingual, zur Therapie der primären Enuresis nocturna ab 5 Jahren

Initial: 120 microg. vor dem Zubettgehen. Die Dosierung ist individuell anzupassen, bei nicht ausreichendem Therapieerfolg kann die Dosierung auf 240 microg. gesteigert werden. Auf eine Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr sollte geachtet werden. Im Anschluss an eine maximale Behandlungsdauer von bis zu 3 Monaten soll entschieden werden, ob eine Ausschleichtherapie mit reduzierter Dosierung weitergeführt wird oder ob ein behandlungsfreier Zeitraum von mindestens 1 Woche eingelegt werden soll, damit überprüft werden kann, ob eine Heilung eingetreten ist oder die Therapie fortgesetzt wird.

(SmPC Minirin Melt - Lyophilisat zum Einnehmen)

Ampullen:

Intravenös/Intramuskulär, bei zentralem Diabetes insipidus sowie zentral traumatisch bedingter Polyurie und Polydipsie

Zu Beginn der Behandlung muss die optimale Dosierung vom Arzt individuell durch Bestimmung der Harnmenge und Harnosmolalität ermittelt werden.
Säuglinge und Kleinkinder < 1 Jahr:
vorsichtige Einstellung, beginnend mit 0,005 microg., (1 – 2x täglich)
Kleinkinder >1 Jahr: 0,1 microg. (1 – 2x täglich)
Kinder: 0,4 – 1 microg. (1 – 2x täglich)

Intravenös, zur Steigerung der Faktor VIII-Gerinnungsaktivität bei leichter und mittelschwerer Hämophilie A und von Willebrand- Jürgens-Krankheit

0,3 – 0,4 microg./kg 1 Stunde vor dem Eingriff über 30 min langsam infundieren

Intramuskulär, als Schnelltest zur Untersuchung der Nierenkonzentrationsfähigkeit ohne Dursten und zur Differentialdiagnose des Diabetes insipidus

Kinder: 1 – 2 microg
Säuglinge: 0,4 microg

(SmPC Minirin– Ampullen)

Octostim Ampullen:
Subkutan/ Intravenös, zur Behandlung von Blutungen und Blutungsprophylaxe vor chirurgischen Eingriffen

Kinder und Jugendliche: Eine Anwendung bei Kindern ist aufgrund der hohen Wirkstoffkonzentration nicht zweckmäßig und es sollte daher auf eine niedriger konzentrierte Desmopressin-Zubereitung zurückgegriffen werden.

(SmPC Octostim-Ampullen)

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Tabletten 0,1 mg, 0,2 mg
Lyophilisat zum Einnehmen 60 microg., 120 microg.
Nasenspray 0,1 mg/mL (1 Sprühstoß = 10 microg. Desmopressinacetat)
Lösung zur Infusion/Injektion 4 microg./mL , 15 microg./mL

Desmopressin ist in den im Handel befindlichen Präparaten In Form von Desmopressinacetat enthalten. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich mit Ausnahme des Lyophilisats zum Einnehmen auf Desmopressinacetat. Im Falle des Lyophilisats bezieht sich der Wirkstoffgehalt auf die freie Base Desmopressin.

Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:

Präparate Arzneiform Stärke Problematische Hilfsstoffe
MINIRIN® Tabletten 0,1 mg, 0,2 mg Lactose
NOCUTIL® Nasenspray 0,1 mg/ml Benzalkoniumchlorid
Nocutil® Tabletten 0,1 mg, 0,2 mg Lactose

Die Fachinformationen wurden 02/2020 aufgerufen (https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/).

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Gehe zu:

Behandlung leichter bis mittelschwerer Blutungen und Prävention von Blutungen bei kleineren Eingriffen bei leichter Hämophilie A und dem Von-Willebrand-Syndrom
  • Intravenös
    • 0 Jahre bis 18 Jahre
      [2] [8]
      • Desmopressinacetat: 0,3 microg./kg/Dosis, einmalig.
        • Je nach Puls und Blutdruck über 30 Minuten verabreichen. Bei Bedarf nach 12-24 Stunden wiederholen.
        • Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)
        • An Kinder unter 3 Jahren ausschließlich unter klinischer Beobachtung über 24 Stunden verabreichen.
        • Behandlung nach Rücksprache mit dem Hämatologen
        • Vor der Verwendung in dieser Indikation soll ein Desmopressin-Test mittels Kurzinfusion durchgeführt werden, um festzustellen, ob der Patient mit leichter bis mittelschwerer Hämophilie eine adäquate Steigerung des Faktor VIII zeigt und keine übermäßigen Nebenwirkungen hat. Der Faktor VIII Spiegel soll nach Gabe von Desmopressin um etwa das 3-4-fache ansteigen (siehe auch unter Warnhinweise)
  • Nasal
    • 20 bis 40 kg
      [2]
      • Desmopressinacetat: 150 microg./Dosis, einmalig.
        • 1 Sprühstoß pro Nasenloch. Bei Bedarf nach 12-24 Stunden wiederholen
        • Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)
    • ≥ 40 kg
      [2]
      • Desmopressinacetat: 300 microg./Dosis, einmalig.
        • 1 Sprühstoß pro Nasenloch. Bei Bedarf nach 12-24 Stunden wiederholen
        • Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)
Enuresis nocturna
  • Oral
    • 5 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [3] [15]
      • Desmopressinacetat:
        1-2 Stunden vor dem Zubettgehen 0,2
        mg/Tag in 1 Dosis. Max: 0,4 mg/Tag.
      • Bei Kindern unter 12 Jahren nur zur Überbrückung kurzer spezifischer Phasen einsetzen, in denen die Enuresis eine schwere Beeinträchtigung darstellt, wie z.B. bei Schulausflügen und Übernachtungen. Bei älteren Kindern sollte die Behandlung alle 3 Monate für 1 Woche unterbrochen werden, um festzustellen, ob die Behandlung noch indiziert ist.
        Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

  • Sublingual
    • 5 Jahre bis 18 Jahre
      [3] [4] [16]
      • Desmopressin:
        Unmittelbar vor dem Zubettgehen 120
        microg./Tag in 1 Dosis. Max: 240 microg./Tag.
      • Bei Kindern unter 12 Jahren nur zur Überbrückung kurzer spezifischer Phasen einsetzen, in denen die Enuresis eine schwere Beeinträchtigung darstellt, wie z.B. bei Schulausflügen und Übernachtungen. Bei älteren Kindern sollte die Behandlung alle 3 Monate für 1 Woche unterbrochen werden, um festzustellen, ob die Behandlung noch indiziert ist.
        Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise) 

Diabetes insipidus
  • Oral
    • 1 Jahr bis 12 Jahre
      [3] [7] [15]
      • Initialdosis: Desmopressinacetat: 25 - 50 microg./Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Dosierung je nach klinischem Ansprechen anpassen auf  100 - 600 microg./Tag in 2 - 3 Dosen. Max: 1.200 microg./Tag.
      • Dosierung nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal für Endokrinologie/Nephrologie
        Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [7]
      • Initialdosis: Desmopressinacetat: 50 - 100 microg./Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Dosierung je nach klinischem Ansprechen anpassen auf 200 - 600 microg./Tag in 2 - 3 Dosen. Max: 1.200 microg./Tag.
      • Dosierung nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal für Endokrinologie/Nephrologie
        Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

  • Sublingual
    • 2 Jahre bis 18 Jahre
      [4] [7] [16]
      • Initialdosis: Desmopressin: 60 - 180 microg./Tag in 1 - 3 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Dosierung je nach klinischem Ansprechen anpassen auf 180 - 360 microg./Tag in 1 - 3 Dosen. Max: 720 microg./Tag.
      • Dosierung nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal für Endokrinologie/Nephrologie
        Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

  • Nasal
    • 1 Monat bis 2 Jahre
      [5] [13]
      • Desmopressinacetat:
        Eine Testdosis verabreichen von 1 - 2,5
        microg./Dosis, einmalig. danach je nach Volumen der Harnproduktion innerhalb von 24 Stunden sowie nach der Urin-Osmolalität anpassen.
      • Dosierung nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal für Endokrinologie/Nephrologie
        Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

    • 2 Jahre bis 18 Jahre
      [5] [13]
      • Desmopressinacetat:
        Eine Testdosis verabreichen in Höhe von 5
        microg./Dosis, einmalig. danach je nach Volumen der Harnproduktion innerhalb von 24 Stunden sowie nach der Urin-Osmolalität anpassen.
      • Dosierung nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal für Endokrinologie/Nephrologie
        Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [6] [7]
      • Initialdosis: Desmopressinacetat: 0,005 - 0,01 microg./kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Dosierung je nach klinischem Ansprechen anpassen auf 0,4 microg./Tag in 1 - 2 Dosen.
        • Ausschließlich, wenn die nasale Verabreichung nicht möglich ist. 
        • Dosierung nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal für Endokrinologie/Nephrologie
        • Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)
  • Subkutan
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [6] [7]
      • Initialdosis: Desmopressinacetat: 0,005 microg./kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Dosierung je nach klinischem Ansprechen um Schritte von 50% anpassen auf 0,4 microg./Tag in 1 - 2 Dosen.
        • Ausschließlich, wenn die nasale Verabreichung nicht möglich ist. 
        • Dosierung nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal für Endokrinologie/Nephrologie
        • Cave Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)
Als Diagnostikum zur Differentialdiagnose des Diabetes insipidus
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 1 Jahr
      [9] [11]
      • Desmopressinacetat: 0,4 microg./Dosis, einmalig.
    • 1 Jahr bis 18 Jahre
      [9] [11]
      • Desmopressinacetat: 1 - 2 microg./Dosis, einmalig.
  • Nasal
    • 1 Monat bis 1 Jahr
      [10]
      • 10 microg./Dosis, einmalig.
    • 1 Jahr bis 18 Jahre
      [10]
      • 20 microg./Dosis, einmalig. (=2 Sprühstöße, je 1 Sprühstoß pro Nasenloch).
Kurztest zur Untersuchung der Nierenkonzentrationsfähigkeit
  • Nasal
    • 1 Monat bis 1 Jahr
      [5]
      • 10 microg./Dosis, einmalig.
    • 1 Jahr bis 15 Jahre
      [5]
      • 20 microg./Dosis, einmalig. (=2 Sprühstöße, je 1 Sprühstoß pro Nasenloch) .
    • ≥ 15 Jahre
      [5]
      • 40 microg./Dosis, einmalig.  (=4 Sprühstöße, abwechselnd in beide Nasenlöcher).

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Bei Kindern kann in Kombination mit starker Flüssigkeitszufuhr eine sehr schwere Hyponatriämie entstehen, die zu Konvulsionen, Koma und Tod führen kann. Eine Hyponatriämie bei Kindern wird häufig in Zusammenhang mit einer Änderung der täglichen Routine und/oder Schwitzen gebracht.

Perorale Anwendung:

Häufig (>1 %): Kopfschmerzen, Blasen- und Harnröhrensymptome

Gelegentlich (0,1-1 %): Affektlabilität, Aggression, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Reizbarkeit, periphere Ödeme, Müdigkeit.

Selten (<0,1 %): Angstzustände, Alpträume, Stimmungsschwankungen, Schläfrigkeit, Hypertension

Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit: Anaphylaktische Reaktionen, Hyponatriämie, abnormes Verhalten, emotionale Störungen, Depressionen, Halluzinationen, Insomnie, Aufmerksamkeitsstörungen, psychomotorische Hyperaktivität, Konvulsionen, Nasenbluten, allergische Dermatitis, Ausschlag, Schwitzen, Urtikaria.

Bei nasaler Anwendung vor allem bei Kindern und Jugendlichen beobachtet:

Sehr häufig (>10%): Erhöhte Körpertemperatur.

Häufig (>1 %): Schlafstörungen, Affektlabilität, Alpträume, Nervosität, Aggression, Infektionen der oberen Atemwege

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Bei i.v., i.m., s.c. Anwendung: Konjunktivitis, Asthenie, nasale Kongestion, Epistaxis, Rhinitis, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Übelkeit, abdominale Krämpfe, Erbrechen, Müdigkeit, vorübergehende Tachykardie, Gesichtsrötung, Flush, Schmerzen oder Schwellung an der Injektionsstelle, Schwindel, allergische Reaktionen auf den Wirkstoff

Bei p.o. Anwendung: Kopfschmerzen, Hyponatriämie, Schwindel, Hypertonie, Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Erbrechen, Blasen- und Harnröhrensymptome, Ödeme, Müdigkeit

Bei nasaler Anwendung: Nasale Kongestion, Rhinitis, erhöhte Körpertemperatur, Schlafstörungen, Affektlabilität, Albträume, Nervosität, Aggression, Kopfschmerzen, Konjunktivitis, Epistaxis, Infektionen der oberen Atemwege, Gastroenteritis, Übelkeit, abdominale Krämpfe, Tachykardie, Hitzewallung

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Bei Kindern unter 3 Jahren ist die Verabreichung in Verbindung mit dem Risiko einer Hyperhydration relativ kontraindiziert.

Kontraindikationen allgemein

Minirin:

  • Habituelle oder psychogene Polydipsie (mit einer Urinproduktion von mehr als 40 ml/kg/24 Std).
  • Bekannte Herzinsuffizienz oder Verdacht auf Herzinsuffizienz sowie andere Zustände, die eine Therapie mit Diuretika erforderlich machen
  • Bereits bestehende Hyponatriämie
  • Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH)
  • Behandlung mit Diuretika
  • Mäßig starke bis schwere Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance unter 50 ml/min).
  • Willebrand-Jürgens-Syndrom (Subtyp IIb).
  • Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP)

Octostim:

  • Habituelle oder psychogene Polydipsie
  • Instabile Angina pectoris, Herzinsuffizienz
  • Bekannte Hyponatriämie
  • von-Willebrand-Jürgens-Syndrom Subtyp IIb bzw. Faktor VIII Strukturanomalien (Desmopressin kann in diesen Fällen Thrombozytenaggregation und Thrombozytopenie hervorrufen)
  • Schwere Formen von von-Willebrand-Jürgens-Syndrom Subtyp I
  • Hämophilie B oder Vorliegen von Faktor VIII Antikörpern

Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei der Behandlung der primären Enuresis nocturna muss die Flüssigkeitsaufnahme 1 Stunde vor Einnahme bis zum nächsten Morgen und jedenfalls mindestens 8 Stunden nach Einnahme auf ein Minimum beschränkt werden. Die Behandlung ohne gleichzeitige Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr kann zu Wasserretention und/oder Hyponatriämie mit oder ohne begleitende Warnsignale und Symptome (Kopfschmerzen, Übelkeit/Erbrechen, Gewichtszunahme und in schweren Fällen Krämpfe) führen. In schweren Fällen können Hirnödem, Konvulsionen und Koma auftreten. Alle Patient*innen bzw. - wenn zutreffend - deren Erziehungsberechtigte sollten sorgfältig instruiert werden, die Einschränkung der Flüssigkeitsaufnahme einzuhalten.

Für die Indikation Hämophilie A/vWD sollte aufgrund der hohen Dosen bei Kleinkindern unter 20 kg Desmopressin ausschließlich intravenös verabreicht werden. Vor allem bei Kleinkindern ist neben Tachykardie und Flushes die Gefahr einer Hyperhydration zu berücksichtigen, weshalb in den 12 Stunden nach der Verabreichung von Desmopressin eine strenge Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr gilt. Aus diesen Gründen wird in vielen Hämophilie-Behandlungszentren Desmopressin nicht an Kinder unter 3 Jahren verabreicht und bei Kindern zwischen 3 und 6 Jahren nur mit Vorsicht und unter strenger Observanz hinsichtlich Trinkmenge und Ausscheidung (Pabinger 2015). Angesichts des Risikos schwerer Nebenwirkungen (Konvulsionen, Koma infolge von Hyponatriämie) wird empfohlen, Wirkung und Nebenwirkungen bei Verabreichung von Desmopressin an Kleinkinder mit einem Gewicht unter 20 kg stationär zu beobachten, wobei das Serum-Natrium bis 24 Stunden nach der Verabreichung zu kontrollieren ist. Vor allem bei Kleinkindern oder wiederholter Verabreichung muss die Bildung einer Hyponatriämie durch die antidiuretische Wirkung von Desmopressin berücksichtigt werden.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die die Freisetzung von ADH stören, wie trizyklischen Antidepressiva, SSRIs, Chlorpromazin, Loperamid und Carbamazepin, besteht ein erhöhtes Risiko einer Wasserintoxikation. Hyponatriämie kann auch bei gleichzeitiger Anwendung von NSAIDs auftreten.

Die Auswirkung der Verabreichung von Desmopressin auf die Blutgerinnung unterliegt einer starken inter-individuellen Variabilität, auf intra-individueller Ebene ist das Ansprechen konstant. Es wird empfohlen, eine Testdosis zu verabreichen und die Wirkung dieser Verabreichung auf die Faktor VIII Plasmakonzentration VWF:RCo und VWG:Ag, die Thrombozytenmenge und eventuell den PFA100 zu bestimmen, sowie die Verträglichkeit beim individuellen Patienten zu dokumentieren (Desmopressin-Test). Desmopressin wirkt nicht bei schwerer Hämophilie A, allen Formen von Hämophilie B und beim von-Willebrand-Jürgens-Syndrom Typ 3.

Der renale Konzentrationstest bei Säuglingen ist ausschließlich bei strikter Indikation und stationär auszuführen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Besondere Aufmerksamkeit ist dem Risiko der Flüssigkeitsretention zu widmen. Wasserintoxikation und Hyponatriämie sind durch reduzierte Wasseraufnahme vermeidbar. Eine mögliche Flüssigkeitsretention kann durch eine Gewichtskontrolle bzw. durch Messung des Plasma-Natriumspiegels bzw. der Plasma-Osmolalität überprüft werden. Warnende Anzeichen und Symptome einer Wasserretention und/oder Hyponatriämie: Kopfschmerzen, Übelkeit/Erbrechen und Gewichtszunahme. In schweren Fällen Hirnödem, teilweise verbunden mit Krampfanfällen und/oder Bewusstseinseinschränkungen bis hin zum Bewusstseinsverlust. In diesem Fall ist sofort die Flüssigkeitszufuhr zu stoppen und weitere Desmopressin Gaben zu vermeiden.
  • Mit besonderer Vorsicht anzuwenden bei Patienten mit cystischer Fibrose, Erkrankungen, die eine Behandlung mit Diuretika erfordern, Hypertonie, chronischem Nierenleiden, Pre-Eklampsie, Patienten mit Risiko für die Erhöhung des intrakraniellen Drucks oder mit Störungen des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts und Thromboseneigung.
  • Patienten mit niedrigem Natriumspiegel können ein erhöhtes Risiko für eine Hyponatriämie haben.
  • Bei der Behandlung der primären Enuresis nocturna muss die Flüssigkeitsaufnahme 1 Stunde vor Einnahme von Desmopressin bis zum nächsten Morgen auf ein Minimum beschränkt werden, da es sonst zu einer Wasserretention und/oder Hyponatriämie kommen kann.
  • Bei Gastroenteritis, Erbrechen, Durchfall, systemischen Infektionen und Fieber ist die Anwendung von Desmopressin solange zu unterbrechen, bis sich der Flüssigkeitshaushalt wieder normalisiert hat.
  • Organische Ursachen für eine Polyurie oder gesteigerte Miktionsrate oder Nykturie wie Harnwegsinfekte, Blasensteine bzw. –Tumore, Störungen des Blasensphinkters, Polydipsie oder unzureichend behandelter Diabetes mellitus sollten ausgeschlossen oder entsprechend behandelt werden.
  • Jede Nebennieren- oder Schilddrüseninsuffizienz muss vor Beginn der Desmopressintherapie behandelt werden.
  • Die Behandlung bei Enuresis nocturna mit Desmopressin darf nur bei Patienten mit normalem Blutdruck angewendet werden.
  • Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Elimination von Desmopressin verzögert, daher sind geringere Dosen erforderlich.
  • Desmopressin ist wirkungslos bei renalem Diabetes insipidus.
    Bei intranasaler Anwendung können Veränderungen der nasalen Mucosa wie Vernarbungen, Ödeme oder andere Erkrankungen zu unregelmäßiger, unverlässlicher Resorption führen. In diesen Fällen soll auf eine andere Darreichungsform zurückgegriffen werden.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

  • Tolvaptan kann die antikoagulatorische Wirkung von Desmopressin beeinträchtigen, da es vaskuläre Vesopressin-V2-Rezeptoren hemmt.
  • NSAIDs (nicht steroidale Antirheumatika) können eine Wasserretention und Hyponatriämie verursachen.
  • Substanzen, von denen bekannt ist, dass sie SIADH (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion) hervorrufen, wie Trizyklische Antidepressiva, SSRIs, Chlorpromazin und Carbamazepin können einen zusätzlichen antiuídiuretischen Effekt auslösen und damit eine Wasserretention und Hyponatriämie verursachen
  • Gleichzeitige Verwendung von Indometacin kann die Wirkungsstärke, nicht die Wirkdauer erhöhen.

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

HYPOPHYSENHINTERLAPPENHORMONE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
  2. Nederlandse Vereniging van Hemofiliebehandelaars (NVHB) [Niederländische Vereinigung der Hämophiliebehandler (NVHB)], Richtlijn Diagnostiek en behandeling van hemofilie en aanverwante stoornissen [Leitlinie zur Diagnose und Behandlung von Hämophilie und verwandten Erkrankungen], 2009, ISBN: 978-90-8523-195-0, 171-175
  3. Ferring BV, SmPC Minrin tablet (RVG 12625) 12 maart 2014
  4. Ferring BV, SmPC Desmopressine Melt (RVG 116910) 16-02-2016
  5. Ferring BV, SmPC Minrin neusspray (RVG 18923) 26-11-2022, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  6. Ferring BV, SmPC Minrin IV (RVG 08868) 05-09-2016, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  7. Bruin de, C en Vries de, MC, Protocol diagnostiek en behandeling van centrale Diabetes Insipidus ZW NL [Protokoll zur Diagnostik und Behandlung des zentralen Diabetes insipidus], 23 okt 2017
  8. Pabinger, et al., Hämophiliebehandlung in Österreich, Wien Klin Wochenschr, 2015, 127 (Suppl 3), 115–S130
  9. Ferring , SmPC Minirin-Amp (1-19335) , 03-2014
  10. Ferring GmbH, SmPC, Minirin 10 µg Nasenspray (3001921.00.00), 11/2019
  11. Ferring, SmPC Minirin Amp. (1-19335), 03/2014
  12. Ferring, SmPC Octostim 15 microg.-ml Amp. (1-22011), 06/2014
  13. Ferring, SmPC Minirin Lsg. z. intranasalen Anw. (15400), 11/2013
  14. Ferring, SmPC Octostim 1,5 mg-ml Nasalspray (1-22010), 04/2014
  15. Ferring, SmPC Minirin 0,1 mg Tbl. (1-19334), 06/2014
  16. Ferring, SmPC Minirin Melt 60 microg. Lyophilisat z. Einn. (1-26410), 02/2019
  17. Blumenfeld, JD, et al, Tolvaptan inhibition of desmopressin effects on coagulation factors in a patient with decreased von Willebrand factor and polycystic kidney disease, Blood, 2011, 118(2), 474-476 (für Wechselwirkungen)

Änderungsverzeichnis

  • 29 Juli 2020 12:18: Neue Monographie "Desmopressin"

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung