Pantoprazol

Wirkstoff
Pantoprazol
Handelsname
Pantoloc®, diverse Generika
ATC-Code
A02BC02
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Pantoprazol hemmt irreversibel die Protonenpumpe in den Belegzellen des Magens und reduziert dadurch die Sekretion der Magensäure. Die Substanz wirkt nicht lokal im Lumen des Magens, sondern wird im Darm resorbiert und gelangt über den systemischen Kreislauf zu den Belegzellen, wo das Prodrug von der Säure in seine aktive Form umgewandelt wird. Dadurch wird die Salzsäure-Sekretion, die Hauptursache peptischer Erkrankungen, fast vollständig unterdrückt und Schleimhautläsionen werden zum Abheilen gebracht.

Wie bei anderen Protonenpumpenhemmern oder H2-Rezeptorenblockern wird durch die Behandlung mit Pantoprazol die Magensäure reduziert, wodurch es zu einem Gastrinanstieg proportional zu der Säurereduktion kommt. Der Gastrinanstieg ist reversibel. Da Pantoprazol an das Enzym distal zur Rezeptorebene bindet, kann es die Säuresekretion unabhängig von einer Stimulation durch andere Substanzen (Acetylcholin, Histamin, Gastrin) hemmen. Pantoprazol hat nach oraler und intravenöser Gabe den gleichen Effekt.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die Kinetik von 2-16 Jährigen unterscheidet sich nicht von der von Erwachsenen, weder bei der oralen noch bei der i.v. Verabreichung. Es wurden folgende Parameter (Mittelwert ± SD) ermittelt (Kearns 2008):

  Oral (n=24) IV (n=18)
Tmax (Stunden) 2,54 ± 0,72 0,34 ± 0,12
Cmax (mg/l) 2,97 ± 1,51 8,04 ± 3,21
t1/2 (Stunden) 1,27 ± 1,29 1,22 ± 0,68
Cl/F, Cl (l/h/kg) 0,26 ± 0,2 0,20 ± 0,23
Vd/F, Vd (l/kg) 0,24 ± 0,09 0,22 ± 0,14

 

 

 

 


 

 

 

 

Die folgenden PK-Parameter (Median (range)) wurden bei 20 Kindern 1 Monat bis 5 Jahre nach intravenöser Verabreichung gefunden (Pettersen et al. 2009):

t1/2 (Stunden) 2,0 (0,7-11,8)
Cl (l/h/kg) 0,14 (0,01-0,26)
Vss (l/kg) 0,22 (0,09-0,52)

Die folgenden pharmakokinetischen Parameter (Mittelwert ± SD) wurden bei 40 überwiegend Frühgeborenen (3 Reifgeborene) gefunden (Ward et al. 2010):

  1,25 mg 2,5 mg
GA (Wochen), Median (range) 29 (23,5-40) 28 (23-41)
PNA (Wochen), Median (range) 7,7 (1,3-17,7) 8 (1,3-19,6)
t½ (h) 3,1 ± 1,5 2,7 ± 1,1
Cl/F (l/h/kg) 0,21 ± 0,12 (0,04-0,42) 0,23 ± 0,21 (0,03-0,92)
Vd (l/kg) (calculated)
0,94 0,90

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

Zulassungsstatus bei Kindern und Jugendlichen < 18 Jahren:

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit
    • Oral
      • <12 Jahre: Off-label
      • ≥12 Jahre: On-label
    • Intravenös
      • Off-label
  • Refluxösophagitis
    • Oral
      • <12 Jahre: Off-label
      • ≥12 Jahre: On-label
    • Intravenös
      • Off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Darreichungsformen

Magensaftresistente Tabletten 20 mg, 40 mg
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung 40 mg
Pulver zur Herstellung einer Injektions-/Infusionslösung 40 mg

Allgemein

Pantoprazol liegt in den magensaftresistenten Tabletten und den parenteral zu applizierenden Arzneiformen als Pantoprazol-Natrium-Sesquihydrat vor. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich jeweils auf die Base Pantoprazol. Die Einnahme der magensaftresistenten Tabletten soll 1 Stunde vor einer Mahlzeit erfolgen.

Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:

Präparate Arzneiform Stärke Problematische Hilfsstoffe
GASTROZOL® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Soja
PANPRABENE® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Soja
PANTIP® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Soja
PANTOLOC® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Propylenglykol
PANTOPRAZOL Actavis® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Propylenglykol
PANTOPRAZOL Alternova® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Sorbitol, Propylenglykol
PANTOPRAZOL Bluefish® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Gluten
PANTOPRAZOL A-Med® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Lactose
PANTOPRAZOL G.L.® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Soja
PANTOPRAZOL Genericon® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Soja
PANTOPRAZOL Nycomed® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Propylenglykol
PANTOPRAZOL +pharma® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Soja
PANTOPRAZOL Stada® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Soja
PANTOZOL Control® Magensaftresistente Tabletten 20 mg Propylenglykol
ZURCAL® Magensaftresistente Tabletten 20/40 mg Propylenglykol

Die Fachinformationen wurden 02/2020 aufgerufen (https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/).

 

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Gastroösophageale Refluxkrankheit
  • Oral
    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [7]
      • 20 mg/Tag in 1 Dosis
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2] [11]
      • 0,4 - 0,6 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 20 mg/Tag.
Refluxösophagitis
  • Oral
    • 5 Jahre bis 12 Jahre und 15 bis 40 kg
      • 20 mg/Tag in 1 Dosis
    • 5 Jahre bis 12 Jahre und ≥ 40 kg
      • 40 mg/Tag in 1 Dosis
    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [7]
      • 20 - 40 mg/Tag in 1 Dosis. Max: 80 mg/Tag.
      • Erhaltungsdosis zur Vorbeugung von Rückfällen: 20 mg/Tag in 1 Dosis

  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      • 0,4 - 1,2 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 80 mg/Tag.
      • Erhaltungsdosis zur Vermeidung von Rückfällen: 0,4-0,6 mg/kg/Tag in 1 Dosis, max. 20 mg/Tag

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Es wurde ein Fall akuter Pankreatitis verzeichnet.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Drüsenpolypen des Fundus (gutartig), Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Diarrhoe; Übelkeit/ Erbrechen; Blähungen und Völlegefühl; Verstopfung; Mundtrockenheit; Bauchschmerzen und –beschwerden, erhöhte Leberenzyme (Transaminasen, γ- GT), Ausschlag / Exanthem / Eruption; Pruritus, Frakturen der Hüfte, des Handgelenks oder der Wirbelsäule, Asthenie, Müdigkeit und Unwohlsein

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Überempfindlichkeit gegenüber substituierten Benzimidazolen

Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei adipösen Kindern wird beruhend auf begrenzten Daten eine Dosierung basierend auf dem Gesamtkörpergewicht empfohlen. Eine Aufteilung der Dosis auf 2 Dosen pro Tag kann in Betracht gezogen werden (Ross et al. 2015).

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Bei Patienten mit schweren Leberschäden sollten die Leberenzyme während der Behandlung mit Pantoprazol, vor allem während einer Langzeittherapie, regelmäßig überwacht werden. Bei einem Anstieg der Leberenzyme sollte die Behandlung beendet werden.
  • Ein symptomatisches Ansprechen auf Pantoprazol kann die Symptome bösartiger Magenerkrankungen maskieren und so die Diagnosestellung verzögern. Bei Auftreten jeglicher Warnsymptome (z.B. erheblicher, unbeabsichtigter Gewichtsverlust, wiederholtes Erbrechen, Dysphagie, Hämatemesis, Anämie oder Meläna) und wenn der Verdacht auf ein Magengeschwür besteht oder ein solches vorliegt, sollte eine bösartige Erkrankung ausgeschlossen werden.
  • Durch eine Hypo- oder Achlorhydrie besteht die Möglichkeit, dass es zur Malabsorption von Vitamin B12 kommen kann. Vorsicht bei Langzeittherapie oder entsprechenden Risikofaktoren.
  • Die Behandlung mit Pantoprazol kann zu einem leicht erhöhten Risiko für gastrointestinale Infektionen verursacht durch Bakterien wie Salmonellen und Campylobacter oder C. difficile führen.
  • Bei Patienten, die mit Protonenpumpenhemmern wie Pantoprazol für mindestens 3 Monate, in den meisten Fällen aber für 1 Jahr behandelt wurden, gab es Berichte von schwerer Hypomagnesiämie. Schwere Erscheinungsformen einer Hypomagnesiämie wie Müdigkeit, Tetanie, Delirium, Krämpfe, Schwindel und ventrikulärer Arrhythmie können auftreten. Sie können schleichend beginnen und übersehen werden.
  • Protonenpumpenhemmer können, besonders, wenn sie in hohen Dosen und über einen langen Zeitraum (> 1 Jahr) angewendet werden, das Risiko für Hüft-, Handgelenk- und Wirbelsäulenfrakturen, überwiegend bei älteren Personen oder bei Personen mit anderen bekannten Risikofaktoren, leicht erhöhen.
  • Protonenpumpenhemmer sind mit sehr seltenen Fällen von subakutem kutanem Lupus erythematodes assoziiert. Falls Läsionen, insbesondere in den der Sonne ausgesetzten Hautbereichen, auftreten, und falls dies von einer Arthralgie begleitet ist, sollte der Patient umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und das medizinische Fachpersonal sollte erwägen, Pantoprazol abzusetzen.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

  • Enzyminduktoren, die CYP2C19 und CYP3A4 beeinflussen, wie Rifampicin, Johanniskraut und Apalutamid können den Metabolismus von Pantoprazol beschleunigen und so zu einer geringeren Plasmakonzentration führen.
  • Die gleichzeitige Anwendung von Pantoprazol mit HIV-Proteasehemmern (wie Atazanavir oder Nelfinavir), deren Absorption vom sauren pH-Wert im Magen abhängig ist, wird aufgrund der signifikant reduzierten Bioverfügbarkeit nicht empfohlen.
    Wenn die Kombination von HIV-Proteasehemmern mit einem Protonenpumenhemmer nicht zu vermeiden ist, wird eine engmaschige klinische Überwachung (z.B.: der Viruslast) empfohlen. Eine Pantoprazol Dosis von 20 mg täglich sollte nicht überschritten werden. Die Dosierung des HIV- Proteasehemmers muss eventuell angepasst werden.

Protonenpumpenhemmer allgemein:

  • Da Protonenpumpenhemmer die Magensäureproduktion verringern, kann die Resorption von Arzneistoffen, für die der intragastrische pH-Wert eine entscheidende Komponente für die Bioverfügbarkeit darstellt, wie Erlotinib, Gefitinib, Dasatinib, Pazopanib, Neratinib, Bosutinib, Lapatinib, Nilotinib, Melphalan, Rilpivirin, Velpatasvir, Itraconazol, Ketoconazol, Posaconazol, Cefpodoxim oder Cefuroxim verringert sein.
  • Die gleichzeitige Anwendung von Protonenpumpenhemmern und Atazanavir wird nicht empfohlen, da verminderte Atazanavir-Spiegel beobachtet wurden. Wenn die Kombination von Atazanavir mit einem Protonenpumpenhemmer als unvermeidlich angesehen wird, wird eine sorgfältige klinische Überwachung in Kombination mit einer Dosiserhöhung von Atazanavir empfohlen.
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren wurde über erhöhte Methotrexat-Spiegel berichtet. Bei hochdosierten Methotrexat-Verabreichungen sollte eine vorübergehende PPI-Beendigung in Betracht gezogen werden.
  • Unter Protonenpumpenhemmer-Therapie wurde eine verringerte Mycophenolsäure-Exposition beobachtet. Unter Verwendung magensaftresistenter Mycophenolsäure-Formulierungen konnte diese Interaktion bei Gabe von Pantoprazol nicht nachgewiesen werden.

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

MITTEL BEI PEPTISCHEM ULKUS UND GASTROESOPHAGEALER REFLUXKRANKHEIT

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Protonenpumpenhemmer

Esomeprazol

Durotiv®, Nexium®, diverse Generika
A02BC05

Omeprazol

Losec®, Generika
A02BC01
Andere Mittel bei peptischem Ulkus und gastrooesophagealer Refluxkrankheit

Sucralfat

Sucralan®, diverse Generika
A02BX02

Referenzen

  1. Das S et al, Oral pantoprazole-induced acute pancreatitis in an 11-year-old child, Ther Drug Monit, 2012, Jun;34(3), 242-4
  2. Kearns GL et al , Single-dose pharmacokinetics of oral and intravenous pantoprazole in children and adolescents, J Clin Pharmacol, 2008, Nov;48(11), 1356-65
  3. Madrazo-de la Garza A et al, Efficacy and safety of oral pantoprazole 20 mg given once daily for reflux esophagitis in children, J Pediatr Gastroenterol Nutr, 2003, Feb;36(2), 261-5
  4. Pfizer, Prescribing information Protonix, Sept 2013, http://labeling.pfizer.com/showlabeling.aspx?id=135
  5. Takeda Nederland bv, SPC Pantozol 20-09-2012, www.cbg-meb.nl
  6. Tolia V et al, Multicenter, randomized, double-blind study comparing 10, 20 and 40 mg pantoprazole in children (5-11 years) with symptomatic gastroesophageal reflux disease, J Pediatr Gastroenterol Nutr, 2006, Apr;42(4), 384-91
  7. Hexal, SmPC Pantoprazol HEXAL® 20 mg magensaftresistente Tabletten (65170.00.00), 03/2017
  8. AVOXA, ABDA-Datenbank Wirkstoffdossier Pantoprazol, aufgerufen am 06.06.2019
  9. Takeda, SmPC Pantoloc 20 mg Ftbl. (1-22885), 09/2019
  10. Ward, RM, et al., Single-dose, multiple-dose, and population pharmacokinetics of pantoprazole in neonates and preterm infants with a clinical diagnosis of gastroesophageal reflux disease (GERD), Eur J Clin Pharmacol, 2010, 66, 555–561
  11. Roche, SmPC CellCept 500 mg Ftbl. (EU/1/96/005/002, 004), 03/2018 (für Wechselwirkungen)
  12. Novartis, SmPC Myfortic 360 mg magensaftres. Ftbl. (1-25368), 10/2017 (für Wechselwirkungen)
  13. Knebel, W., et al , Population pharmacokinetic modeling of pantoprazole in pediatric patients from birth to 16 years., J Clin Pharmacol , 2011, 51 (3), 333-45
  14. Pettersen, G. et al, Population pharmacokinetics of intravenous pantoprazole in paediatric intensive care patients, Br J Clin Pharmacol, 2009, 67 (2), 216-27
  15. Ross, E. L., et al, Development of recommendations for dosing of commonly prescribed medications in critically ill obese children., Am J Health Syst Pharm, 2015, 72 (7), 542-56

Änderungsverzeichnis

  • 17 Mai 2021 11:26: Ergänzung einer neuen Dosierung zur intravenösen Anwendung
  • 09 November 2020 17:16: Neue Monographie "Pantoprazol"

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung