Glycopyrronium ist ein Anticholinergikum aus der Gruppe quartärer Ammoniumverbindungen mit peripheren Wirkungen, die denen von Atropin ähneln. Anticholinergika sind kompetitive Inhibitoren der Wirkung von Acetylcholin an den Muskarinrezeptoren an autonomen Effektorstellen, die von parasympathischen (cholinergen postganglionären) Nervenfasern innerviert werden. Sie hemmen auch die Wirkung von Acetylcholin an glatten Muskeln bei fehlender cholinerger Innervation. Die polare quaternäre Ammoniumgruppe von Glycopyrroniumbromid begrenzt seine Penetrationsfähigkeit durch die Blut-Hirn-Schranke und die Placentaschranke. Unerwünschte zentral-stimulierende Effekte, wie sie bei Atropin und Scopolamin beobachtet werden, treten daher mit Glycopyrroniumbromid in der Regel nicht auf.
Die Kinetik von Glycopyrronium bei Kindern >2 Monaten ist nicht altersabhängig. Es besteht eine erhebliche interindividuelle Variabilität (Rautakorpi 1994, Rautakorpi 1998).
i.v. 5 microg./kg
T½ (min) | Vd (L/kg) | Cl (L/kg/Stunde) | |
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> 2 Monate | 46,7-129,5 (28-634,1) | 1,3-1,8 (0,7-3,9) | 1,01-1,41 (0,32-2,22) |
Oral 50 microg./kg
Cmax (microg./L) | Tmax (min) | F (%) | |
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7-14 Jahre | 0,37 | 90 | 3,3 |
*nur präoperativ
Auszug aus Fachinformation Auszug aus FachinformationLösung zum Einnehmen 160 microg./ml, 320 microg./ml (Glycopyrronium)
Injektionslösung 200 microg./ml (Glycopyrroniumbromid)
Glycopyrronium ist in der Lösung zum Einnehmen und in der Injektionslösung in Form von Glycopyrroniumbromid enthalten. Die angegebene Stärke bezieht sich bei der Lösung zum Einnehmen auf Glycopyrronium, bei der Injektionslösung auf Glycopyrroniumbromid.
Umrechnungsfaktor: Glycopyrronium x 1,25 = Glycopyrroniumbromid
Anwendungshinweis:
Die Lösung zum Einnehmen sollte spätestens eine Stunde vor oder frühestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit oder in gleichbleibenden Zeitabständen zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Fettreiche Nahrungsmittel sollten vermieden werden. Ist aufgrund der speziellen Bedürfnisse des Kindes eine gleichzeitige Einnahme mit Nahrung erforderlich, sollte die Einnahme des Arzneimittels immer während der Mahlzeiten erfolgen.
Die Injektionslösung kann intravenös oder intramuskulär verabreicht werden.
Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:
Sialanar®: Natriumbenzoat, Sucralose und Propylenglykol
Rybrila®: Sorbitol, Natriummethyl-4-hydroxybenzoat, Natriumpropyl-4-hydroxybenzoat
Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.
Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)
Gehe zu:
CAVE |
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Sialorrhö (chronisch krankhaft gesteigerter Speichelfluss): SIALANAR |
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Sialorrhö (chronisch krankhaft gesteigerter Speichelfluss):RYBRILA |
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Als Anticholinergikum: prä- und intraoperativ |
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Bei einer GFR <30 ml/min/1,73 m2 ist das Risiko anticholinerger Nebenwirkungen erhöht. Eine Dosissenkung kann erforderlich sein.
Orale Verabreichung:
Sehr häufig (>10 %): Reizbarkeit, Hautrötung mit Hitzegefühl, verstopfte Nase, verringerte Bronchialsekretion, Mundtrockenheit, Obstipation, Diarrhoe, Erbrechen und Harnverhalt
Häufig (1-10 %): Infektionen der oberen Atemwege, Lungenentzündung, Harnwegsinfektionen, Unruhe, Schläfrigkeit, Nasenbluten, Hautausschlag und Fieber
Gelegentlich (<1 %): Kopfschmerzen, Mydriasis, Nystagmus, Halitosis, ösophageale Candidose, Pseudoobstruktion des Magen-Darm-Trakts und Dehydratation, Durst
Des Weiteren wurden beobachtet: Unruhe, Überaktivität, kurze Aufmerksamkeitsspanne, Frustration, Stimmungsschwankungen, Wutausbrüche, gelegentliches explosives Verhalten, Empfindlichkeit, Schüchternheit, sozialer Rückzug, Traurigkeit, Weinen, Ängstlichkeit, Insomnie, Engwinkelglaukom, Photophobie, Augentrockenheit, transiente Bradykardie, Sinusitis, Übelkeit, Hauttrockenheit, Inhibition des Schwitzens, Harndrang, Angioödem, allergische Reaktionen, Abnahme von Neutrophilen, Erythrozyten, Monozyten, Kreatinin, Kohlendioxid, Bikarbonat
Bei intravenöser oder intramuskulärer Verabreichung wurden maligne Hyperthermie und insbesondere bei Kindern Herzrhythmusstörungen (einschließlich Bradykardie, ventrikulärer Tachykardie und Kammerflimmern), Herzstillstand, Hypertonie, Hypotonie, Krämpfe und Atemstillstand beobachtet
Boriosi et al. 2022 beschreiben eine höhere Prävalenz von Atemwegsobstruktion, Notfallintervention und Laryngospasmus, wenn ein Anticholinergikum (Glycopyrronium oder Atropin) im Vergleich zu keinem Anticholinergikum bei der prozeduralen Sedierung in der Pädiatrie verwendet wird.
intravenöse/ intramuskuläre Verabreichung:
Sehr häufig (≥ 10%): Mundtrockenheit
Häufig (1-10%): Tachykardie, Palpitationen
Gelegentlich (0,1-1%): Laktationsunterdrückung
Selten (0,1-0,01%): Übelkeit, Erbrechen, Juckreiz, Ödem, Erythem und Schmerzen im Bereich der Einstichstelle
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar): schwere allergische Reaktionen der Haut oder Idiosynkrasie mit Anaphylaxie, Überempfindlichkeit, Angioödem, Schlaflosigkeit, Geschmacksverlust, Kopfschmerzen, Nervosität, Schläfrigkeit, Mattigkeit, Benommenheit, Krampfanfälle, Verschwommensehen, Akkommodationsstörungen infolge von Mydriasis, Akkommodationslähmung infolge einer Zykloplegie (=Lähmung des Ziliarmuskels), erhöhter Augendruck, Vertigo, Herzrhythmusstörungen, Herzstillstand, Hypotonie oder Hypertonie, Atemstillstand, Obstipation, Völlegefühl, Urtikaria und andere Hauterscheinungen, Hautrötungen, Pruritus, verzögerte Miktion und Harnverhalt, erektile Dysfunktion, Mattigkeit, Hyperthermie (Hitzestauung infolge eingeschränkter Schweißentwicklung besonders bei hohen Außentemperaturen)
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
oral:
intravenös:
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kinder unter 1 Jahr und Kinder mit Down-Syndrom, spastischer Lähmung oder Hirnschädigungen können auf anticholinerge Wirkungen besonders empfindlich reagieren. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollte aufgrund der verlängerten Clearance eine gute Überwachung erfolgen. Bei Kleinkindern kann eine paradoxe Übererregbarkeit auftreten.
Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://aspregister.basg.gv.at/).
Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Synthetische Anticholinergika, Ester mit tertiären Aminogruppen | ||
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Colofac®
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A03AA04 |
Andere Mittel bei funktionellen gastrointestinalen Störungen | ||
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Antiflat®, SAB-simplex®, diverse Generika
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A03AX13 |