Atropin ist ein ein antimuskarines Alkaloid mit zentralen und peripheren Wirkungen. Die Wirkung des Atropins kommt durch kompetitive Hemmung des aus den postganglionären Fasern des Parasympathikus freigesetzten Acetylcholins an den sogenannten Muskarin-Rezeptoren zustande. Bildung und Freisetzung von Acetylcholin bleiben unverändert. Die Wirkung des Acetylcholins an Ganglien und motorischer Endplatte wird erst durch hohe Dosen beeinträchtigt, vermittelt über Nikotin-Rezeptoren.
Somit steht die Hemmung der über den Parasympathikus vermittelten Funktionen im Vordergrund. Dadurch kommt es zu einer Abnahme von Speichel-, Rachen-, Bronchial-, Magen- und Pankreassekretion. Galle- und Milchsekretion werden kaum beeinflusst. Tonus und Motilität des Magen-Darmtraktes werden reduziert, die Harnentleerung ist erschwert. Am Herzen besteht initial und bei niedriger Dosierung eine Tendenz zur Frequenzabnahme, bei höherer Dosierung eine Verkürzung der atrioventrikulären Überleitungszeit und Zunahme der Schlagfrequenz. Am Auge werden eine Mydriasis und eine Akkomodationslähmung bewirkt.
Ampullen 0,5 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze 0,1 mg/ml 5 ml Injektionslösung in einer Fertigspritze 0,2 mg/ml 5 ml
Allgemein
Atropin liegt in den Ampullen als Atropinsulfat und in den Fertigspritzen als Atropinsulfat-Monohydrat vor. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich jeweils auf Atropinsulfat oder Atropinsulfat-Monohydrat.
30-60 min vor dem Eingriff
0,01
- 0,02
mg/kg/Dosis,
einmalig. Max: 0,6 mg/Dosis.
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Eine Hyperthermie durch Hemmung der Schweißsekretion und zentrale Störung der Wärmeregulation kann bei Säuglingen und Kleinkindern schon bei therapeutischen Dosen auftreten (SmPC).
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Verwirrtheit, Halluzinationen, Erregungszustände, Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, Sprachstörungen, Sehstörungen: Mydriasis, Zykloplegie, Diplopie, Photophobie, supraventrikuläre und ventrikuläre Arrhythmien, atrioventrikuläre Dissoziation, AV-Rhythmus, Tachykardie, vorübergehende Verschlechterung einer Bradykardie, Verminderte Bronchialsekretion, die zur Entwicklung von bronchialen Plugs führen kann, Mundtrockenheit verbunden mit Schwierigkeiten beim Schlucken und Sprechen, Durst, Obstipation und Regurgitation bedingt durch Verminderung des Tonus und der Beweglichkeit des Gastrointestinaltrakts, Übelkeit, Erbrechen, retrosternaler Schmerz bedingt durch gastroösophagealen Reflux, Hautrötung mit Hitzegefühl (Flush), trockene Haut (verursacht durch verminderte Schweißdrüsenaktivität), Hyperthermie (verursacht durch verminderte Schweißdrüsenaktivität), Miktionsschwierigkeiten, Fieber, Durst
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
Überempfindlichkeit gegen andere Anticholinergika
Paralytischer Ileus
Megakolon
Tachykarde Rhythmusstörungen
AV-Block 2.Grades (Mobitz Typ 2), AV-Block 3. Grades
Zerebralsklerose
Engwinkelglaukom
Obstruktive Uropathie
Obstruktive Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Instabiler Kreislaufzustand bei akuten Blutungen oder Thyreotoxikose
Myasthenia gravis
Während der Geburt und Sectio caesarea
Schwangerschaftstoxikose
Gleichzeitige Anwendung von Phenylephrin und Atropinsulfat bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Vorsicht ist bei Neugeborenen und Kleinkindern sowie bei Patienten mit Down-Syndrom geboten, da eine größere Empfindlichkeit für Nebenwirkungen besteht.
Bei fiebernden Patienten, insbesondere bei Kindern, und bei hohen Lufttemperaturen ist bei der Verwendung von Atropinsulfat besondere Vorsicht geboten, da Hyperthermie schneller auftreten kann.
Säuglinge, Kinder und Kinder mit spastischen Lähmungen oder Hirnschäden können anfälliger für antimuskarinische Wirkungen sein (SmPC).
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Vorsicht bei Patienten mit Down Syndrom, da diese eine erhöhte Empfindlichkeit auf Atropinsulfat aufweisen.
Vorsicht bei Patienten mit Herztransplantation: Bei Anwendung von Atropinsulfat bei Patienten mit Herztransplantation wurden Fälle von paradoxem atrioventrikulärem Block und Sinusblock beschrieben. Bei diesen Patienten müssen EKG sowie Ausrüstung für einen temporären Bypass zur Verfügung stehen.
Vorsicht bei Patienten mit Hyperthyreose, Thyreotoxikose, Koronarerkrankungen, akuter myokardialer Ischämie, Herzinsuffizienz, Tachykardie, Hypertension.
Vorsicht bei Patienten mit autonomer Neuropathie.
Vorsicht bei Patienten mit erhöhter Temperatur oder Fieber, da durch vermindertes Schwitzen das Risiko einer Hyperthermie erhöht wird.
Vorsicht bei Patienten mit Leber- oder Nierenerkrankungen.
Vorsicht bei älteren Männern mit Harnretention.
Vorsicht bei Patienten mit Reflux-Ösophagitis, da es zu einer Reduktion der Motilität des Gastrointestinaltrakts und einer Relaxation des Ösophagussphinkters kommen kann.
Vorsicht bei Patienten mit Ileostomie oder Kolostomie.
Vorsicht bei Patienten mit Lungenerkrankungen wie COPD, da es via Reduktion der Bronchialsekretion zur Entwicklung bronchialer Plugs kommen kann.
Obwohl Atropin nur in geringen Konzentrationen in die Muttermilch übergeht, können bei Säuglingen noch anticholinerge Effekte auftreten.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Potenzierung des anticholinergen Effekts in Kombination mit anderen anticholinergen Substanzen wie tri- und tetrazyklischen Antidepressiva.
Die gleichzeitige systemische und/oder lokale (z.B. Augentropfen) Anwendung von Phenylephrin kann zu einem unkontrollierten Blutdruckanstieg führen.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
de Caen AR et al., Pediatric Advanced Life Support: 2015 American Heart Association Guidelines Update for Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care, Circulation, 2015, Nov 3;132(18 Suppl 2), S526-42