Pharmakodynamik
Acitretin ist ein synthetisches, aromatisches Analogon der Retinsäure (Vitamin-A-Derivat). Acitretin führt bei Psoriasis und Verhornungsstörungen zu einer Normalisierung der Erneuerungs-, Differenzierungs- und Verhornungsvorgänge der Haut. Der Wirkmechanismus ist bisher weitgehend ungeklärt.
Pharmakokinetik bei Kindern
Die pharmakokinetischen Eigenschaften wurden bei Kindern nicht untersucht.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
in Kindermedika.at
- Psoriasis, Keratinisierungsstörungen
- Oral
- Kollodium-Baby/Harlekin-Ichthyose bei Neugeborene
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral,
- Schwere Verhornungsstörungen der Haut, die gegen vorhergehende Behandlungen resistent waren, wie Psoriasis erythrodermica und die lokalisierte oder generalisierte Psoriasis pustulosa (Kombinationsbehandlung von Acitretin mit PUVA ist möglich)
- Hyperkeratosis palmoplantaris
- Pustulosis palmoplantaris
- kongenitale Ichthyosis
- Morbus Darier
- Lichen ruber planus der Haut und der Schleimhäute (nach Versagen einer Lokaltherapie)
- Pityriasis rubra pilaris
Kinder und Jugendliche
In Anbetracht der schweren potenziellen Nebenwirkungen des Arzneimittels bei Langzeittherapie hat eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung zu erfolgen. Acitretin ist erst dann einzusetzen, wenn alle anderen Therapieoptionen sich als ungeeignet erwiesen haben.
0,5 (-1) mg/kg/Tag, max. 35 mg/Tag
Erhaltungsdosis angesichts der Möglichkeit von Langzeit-Nebenwirkungen so niedrig wie möglich ansetzen.
(SmPC Keracutan)
Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.
Dosierungen
CAVE: Schwangerschaftsverhütungsprogramm für dieses Arzneimittel |
- Art der Anwendung nicht spezifizierbar
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Psoriasis, Keratinisierungsstörungen |
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Kollodium-Baby / Harlekin-Ichthyose bei Neugeborenen |
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Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Trockene Schleimhäute, (Verschlimmerung von) Juckreiz, brüchige Haut, Cheilitis, trockene Haut, Hautreizung und Ausschlag. (Lacour 1996, Zhang 2008, DiLernia 2016, Chen 2018, Cave 2020).
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Sehr häufig (≥ 10%): Trockenheit und Entzündungen der Schleimhäute (z. B. Konjunktivitis, Xerophthalmie, Epistaxis und Rhinitis) und dadurch bedingte Unverträglichkeit von Kontaktlinsen. Mundtrockenheit, Durst. Cheilitis, Pruritus, Alopezie, Hautabschilferung (auf dem gesamten Körper, vor allem an Handflächen und Fußsohlen). Abnorme Leberfunktionswerte (vorübergehende, meist reversible Erhöhung der Transaminasen und der alkalischen Phosphatase). Abnorme Lipidwerte (reversible Erhöhungen der Serumtriglycerid- und Cholesterinwerte bei hoher Dosierung von Acitretin, vor allem bei prädisponierten Patient*innen und unter Langzeittherapie), bei Fortbestand dieser Störungen kann ein daraus resultierendes Risiko für Atherogenese nicht ausgeschlossen werden
Häufig (1-10%): Kopfschmerzen. Stomatitis, gastrointestinale Störungen (z. B. Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen). Hautfragilität, klebrige Haut, Dermatitis, abnorme Haarbeschaffenheit, brüchige Nägel, Nagelfalzentzündung, Erythem. Arthralgie, Myalgie. Periphere Ödeme
Gelegentlich (0,1-1%): Benommenheit. Verschwommenes Sehen. Gingivitis. Hepatitis. Rhagadenbildung, bullöse Dermatose, Photosensibilitätsreaktionen
Selten (0,1-0,01%): Depressionen, Verstärkung von Depressionen, Angst, Stimmungsschwankungen. Periphere Neuropathie
Sehr selten (< 0,01%): Benigne intrakranielle Druckerhöhung. Nachtblindheit, Hornhautulzera. Gelbsucht. Knochenschmerzen, Exostose (die Erhaltungstherapie kann zum Fortschreiten einer bestehenden spinalen Hyperostose, zum Auftreten neuer hyperostotischer Läsionen und extraskelettaler Kalzifikation führen, wie es auch bei Langzeitbehandlungen mit Retinoiden beobachtet worden ist)
Häufigkeit nicht bekannt: Vulvovaginitis, verursacht durch Candida albicans. Typ-I-Überempfindichkeitsreaktionen. Hörstörungen, Tinnitus. Hitzewallungen, Kapillarleck-Syndrom/ Retinsäure (ATRA)-Syndrom. Dysphonie. Dysgeusie, Rektalblutungen. Pyogene Granulome, Madarosis, Angioödeme, Urtikaria, dünner werdende Haut, exfoliative Dermatitis
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Acitretin ist in hohem Maße teratogen und darf nicht von Schwangeren angewendet werden. Dies gilt auch für Frauen im gebärfähigen Alter, es sei denn, es wird eine strikte Empfängnisverhütung 4 Wochen vor der Acitretintherapie angefangen und während der Behandlung und bis zu 3 Jahre nach Therapieende fortgesetzt.
- Stillen
- schwerwiegende Leberfunktionsstörung
- schwerwiegende Nierenfunktionsstörung
- chronisch erhöhte Blutlipidwerte
- gleichzeitige Anwendung von Tetrazyklinen (Erhöhung des Hirndrucks)
- gleichzeitige Anwendung von Methotrexat (erhöhtes Hepatitisrisiko)
- gleichzeitige Anwendung Vitamin A oder anderen Retinoiden (Gefahr einer Hypervitaminose A)
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Da gelegentlich über Knochenveränderungen bei Kindern, einschließlich vorzeitigem Epiphysenschluss, Skeletthyperostose und extraossärer Verkalkung nach Langzeitbehandlung mit Etretinat berichtet wurde, sind diese Wirkungen auch bei dem aktiven Metaboliten Acitretin zu erwarten. Die Wachstumsparameter und die Knochenentwicklung sollten bei Kindern sorgfältig überwacht werden (SmPC).
Aufgrund der teratogenen Wirkung von Acitretin wird von der Behandlung heranwachsender Frauen dringend abgeraten (Niederländische Vereinigung für Dermatologie und Venerologie). Acitretin ist teratogen und kann in das ebenfalls teratogene Etretinat umgewandelt werden. Die Anwendung von Acitretin beim Menschen birgt ein hohes Risiko für schwere Geburtsfehler (kraniofazial, Zentralnervensystem, Herz-Kreislauf-System, Skelett und Thymus) beim Kind und für Spontanaborte, unabhängig von der Dauer der Behandlung oder der verwendeten Dosis.
Leberfunktion und Lipide überwachen (Cave 2020).
Während und 2 Monate nach Absetzen der Therapie mit Acitretin sollte kein Alkohol (in Getränken, Nahrungsmitteln oder Arzneimitteln) zu sich genommen werden, da dies die Umwandlung von Acitretin in das (ebenfalls teratogene) Etretinat erhöhen kann.
Schwangerschaftsverhütungsprogramm
Acitretin ist teratogen. Die Anwendung bei schwangeren Frauen ist absolut kontraindiziert. Acitretin ist bei Frauen im gebärfähigen Alter kontraindiziert, es sei denn, dass alle folgenden Bedingungen des Schwangerschaftsverhütungsprogramms eingehalten werden:
- Die Patientin muss mindestens 1 Monat vor Beginn der Behandlung, während und mindestens 3 Jahre nach Ende der Behandlung ununterbrochen wirksame Verhütungsmethoden anwenden.
- Es müssen mindestens eine sehr zuverlässige Methode zur Empfängnisverhütung (d.h. eine nutzerunabhängige Methode) oder zwei sich ergänzende nutzerabhängige Methoden zur Empfängnisverhütung (einschließlich einer Barrieremethode) angewendet werden, auch bei Frauen mit Amenorrhoe. Es sollten keine niedrig dosierten Progesteronpillen ("Minipille") verwendet werden, da die empfängnisverhütende Wirkung unzureichend sein kann.
- Die Behandlung sollte am 2. oder 3. Tag des nächsten Menstruationszyklus beginnen. Nachsorgeuntersuchungen sollten alle 28 Tage stattfinden. Bei jeder Nachuntersuchung sollte ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden (Empfindlichkeit mindestens 25 mIU/ml), um eine Schwangerschaft auszuschließen.
- Schwangerschaftstest, Verschreibung (maximal für 30 Tage) und Abgabe sollten vorzugsweise am selben Tag erfolgen. Die Abgabe durch die Apotheke sollte innerhalb von 7 Tagen nach der Verschreibung erfolgen.
- Frauen im gebärfähigen Alter sollten während und 2 Monate nach Absetzen der Therapie mit Acitretin keinen Alkohol (in Getränken, Nahrungsmitteln oder Arzneimitteln) zu sich nehmen, da dies die Umwandlung von Acitretin in das (ebenfalls teratogene) Etretinat erhöhen kann.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://aspregister.basg.gv.at/).
Wechselwirkungen
Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.
ANTIPSORIATIKA ZUR SYSTEMISCHEN ANWENDUNG
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Referenzen
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Nederlandse Vereniging voor Dermatologie en Venerelogie [Niederländische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie], Richtlijn Psoriasis [Leitlinie für Psoriasis] , 30-11-2018
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Zhang X. B., et al. , Clinical investigation of acitretin in children with severe inherited keratinization disorders in China, J Dermatolog Treat, 2008, 19 (4), 221-8
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Di Lernia V., et al. , Effectiveness and Safety of Acitretin in Children with Plaque Psoriasis: A Multicenter Retrospective Analysis, Pediatr Dermatol, 2016, 33 (5), 530-5
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Loo B. K. G., et al . , Compound heterozygous mutations with novel missense ABCA12 mutation in harlequin ichthyosis., BMJ Case Rep, 2018
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Pelpharma Handels GmbH, SmPC Keracutan Kapseln 10mg, 25mg, (1-31432, 1-31433), aufgerufen am 09.06.2023, https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/faces/aspregister.jspx
Änderungsverzeichnis
- 18 September 2023 10:50: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung