Colestyramin

Wirkstoff
Colestyramin
Handelsname
Quantalan®
ATC-Code
C10AC01
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Colestyramin ist ein Gallensäure-Komplexbildner. Colestyramin ist eine hochpolymere Substanz mit quartären Ammoniumgruppen. Die Wirksamkeit von Colestyramin wird durch seine absorbierenden Eigenschaften bedingt. Durch Verhindern der Resorption von Gallensäuren in tieferen Darmabschnitten sinkt nach und nach die Gallensäurekonzentration im Blut und in den Geweben. Eingetretene Gallensäure-Verluste ersetzt der Organismus durch eine vermehrte Neusynthese aus Cholesterin. Da die Cholesterinsynthese sich nicht erhöht, muss der Cholesterinvorrat angegriffen werden. Es kommt zu einer allmählichen Senkung des Cholesterinspiegels in der Leber, im Blut und in anderen Organen. Colestyramin verhindert auch die chologene Diarrhoe bei enteralem Gallensäurenverlustsyndrom. 

Pharmakokinetik bei Kindern

Colestyramin wird nicht aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. 

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Cholestatischer Juckreiz, Hypercholesterinämie
    • Oral
      • ≥2 Jahre: On-label
  • Diarrhoe verursacht durch Gallensalze
    • Oral
      • ≥2 Jahre: On- label  
         


  

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral, zum Anionenaustausch bei
- Hypercholesterinämie (Hyperlipidämie-Typ IIa), (Gleichzeitige Anwendung mit einem HMG-CoA-Reduktaseinhibitor (Statin) als adjuvante Therapie zur Diät, um eine additive Reduktion der LDL-Cholesterin (LDL-C)-Spiegel bei Patienten mit primärer Hypercholesterinämie zu erzielen, bei denen mit einem Statin allein keine ausreichende Kontrolle möglich ist; Adjuvante Monotherapie zur Diät, um eine Reduktion des erhöhten Gesamt- und LDL-Cholesterins bei Patienten mit isolierter primärer Hypercholesterinämie zu erzielen, bei denen ein Statin als ungeeignet betrachtet oder nicht gut vertragen wird)
- Chologenen Diarrhoen (z.B. nach Ileumresektion)
- Pruritus infolge partieller biliärer Obstruktion (primäre biliäre Zirrhose)

Kinder bis 12 Jahre
- Zur Senkung des Cholesterinspiegels oder Behebung des Pruritus: Gewicht in kg x Erwachsenendosis (g)/ 70 kg = Colestyramin (g); einschleichende Dosierung empfohlen, man beginnt mit einer Dosis pro Tag, die Dosierung wird dann schrittweise jeden 5. bis 7. Tag erhöht, bis zur Erreichung der für die Therapie nötigen Dosis
- Zur Behebung der durch Gallensäure-Malabsorption verursachten Diarrhoe: Anfangsdosis: 2 - 6 g/Tag  in 3 Dosen

Kinder über 12 Jahre
Die Dosierung richtet sich nach der für Erwachsene: durchschnittlich 12 - 16 g täglich 
- Zur Senkung des Cholesterinspiegels: 4 g  2 - 4 x täglich (8 - 16 g), bis zu einem Maximum von 24 g täglich; mehr als 24 g täglich kann die normale Fettresorption beeinträchtigen
- Bei Pruritus infolge partieller biliärer Obstruktion:  4 - 8 g/Tag
- Zur Behebung der durch Gallensäure-Malabsorption verursachten Diarrhoe: 4 g 3 x täglich; danach Dosierung nach Bedarf anpassen

(SmPC Quantalan)

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 4 g pro Dosisbeutel 

Anwendungshinweis:

Das Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen wird mit reichlich Flüssigkeit (Fruchtsaft, Milch etc.) oder Weichspeise (Kompott, Joghurt etc.) gemischt, die empfohlene Einnahmezeit ist bis zu 1 Stunde vor der Mahlzeit oder zu den Mahlzeiten.

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Das Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen enthält: Aspartam, Propylenglycol

Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Cholestatischer Juckreiz, Hypercholesterinämie
  • Oral
    • < 6 Jahre
      • Initialdosis: 1 - 4 g/Tag in 1 - 2 Dosen. Max: 16 g/Tag. Erhaltungsdosis: Bei Bedarf alle 5-7 Tage die Dosis je nach Wirkung anpassen..
    • 6 Jahre bis 18 Jahre
      • Initialdosis: 12 - 16 g/Tag in 1 - 2 Dosen. Max: 24 g/Tag. Erhaltungsdosis: minimale wirksame Dosis, die je nach Wirkung bestimmt wird.
Diarrhoe verursacht durch Gallensalze
  • Oral
    • < 6 Jahre
      • Initialdosis: 1 - 4 g/Tag in 4 Dosen. Max: 16 g/Tag. Erhaltungsdosis:  Bei Bedarf alle 5-7 Tage die Dosis je nach Wirkung anpassen.
      • Behandlungsdauer:

        Tritt innerhalb von 3 Tagen keine Verbesserung auf, sollte eine andere Therapie durchgeführt werden.

    • 6 Jahre bis 18 Jahre
      • Initialdosis: 16 g/Tag in 4 Dosen. Max: 24 g/Tag. Erhaltungsdosis: minimale wirksame Dosis, die je nach Wirkung bestimmt wird.
      • Behandlungsdauer:

        Tritt innerhalb von 3 Tagen keine Verbesserung auf, sollte eine andere Therapie durchgeführt werden.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Die am häufigsten auftretende Nebenwirkung ist Obstipation. Des Weiteren wurden ein Defizit fettlöslicher Vitamine (A, D, E und K) und Folsäure, Hypoprothrombinämie (infolge des Vitamin K-Mangels), eine Senkung der Serum-Calzium-Konzentration, hyperchlorämische Azidose (vor allem bei Kindern), Hautreaktionen (Hautausschlag, Urtikaria, Dermatitis) und eine Reizung der Zunge oder des perianalen Bereichs verzeichnet. In seltenen Fällen wurde eine intestinale Obstruktion gemeldet, inklusive zweier tödlicher Fälle bei Kindern; Urtikaria und Dermatitis.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (≥ 10%): Obstipation

Häufig (1-10%): Blähungen, Übelkeit, Diarrhoe, Anorexie, Dyspepsie, Völlegefühl, Sodbrennen

Gelegentlich (0,1-1%): Erbrechen

Selten (0,1-0,01%): Ileus, der bei 2 pädiatrischen Patient*innen zum Tod führte

Sehr selten (< 0,01%): Hypoprothrombinämie. Urtikaria, Reizung von Haut, Zunge und perianalem Bereich. Hyperchlorämische Azidose (bei Kindern und Patient*innen mit Nierenfunktionsbeeinträchtigung), Hypovitaminosen (Vit. A, D, K), Verminderung der Folsäurekonzentration im Serum. Schwindel, Kopfschmerz, Parästhesien. Nyktalopia. Steatorrhoe. Muskel- und Gelenksschmerzen, Arthritis, Osteoporose. Müdigkeit, Gewichtsverlust

Häufigkeit nicht bekannt: Kurzatmigkeit, Asthma. Dysurie

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Phenylketonurie
  • Obstruktion der Gallenwege oder des Darms
  • schwere Nierenfunktionsstörungen (wegen der Möglichkeit einer hyperchlorämischen Azidose)
  • Nephrocalcinose und Hyperparathyreoidose

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Quantalan soll nie in trockener Form eingenommen, sondern immer mit Flüssigkeit vermischt werden. Das verschreibende fachärztliche Personal sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Flüssigkeitsmenge für jüngere Kinder sehr groß sein kann.

Um eventuelle gastro-intestinale Nebenwirkungen auf ein Minimum zu beschränken, ist es wünschenswert, die Therapie bei Kindern mit 1 Dosis Colestyramin zu beginnen. Die Dosierung kann allmählich gesteigert werden (alle 5-7 Tage), um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Es besteht die Möglichkeit, dass die Langzeitanwendung von Colestyramin in hoher Dosierung hyperchlorämische Azidose verursachen kann, da Colestyramin das Chlorid eines Anionenaustauschers ist. Dies kann insbesondere bei jüngeren und leichteren Patient*innen geschehen, bei welchen die relative Dosis höher sein kann. Außerdem kann bei Langzeitanwendung hoher Dosen die normale Fettaufnahme gestört und die Resorption fettlöslicher Vitamine reduziert werden. In diesem Fall eventuell die Vitamine A und D substituieren.
Chronische Verwendung von Colestyramin kann eine erhöhte Blutungsneigung verursachen, die durch eine von Vitamin K-Mangel ausgelösten Hypoprothrombinämie entsteht. Parenterale Vitamin K-Verabreichung kann in solchen Fällen indiziert sein. Eine Reduktion des Folsäuregehalts im Serum oder in den roten Blutkörperchen wurde verzeichnet, weshalb die Behandlung mit Folsäure in diesem Fall erwogen werden kann.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://aspregister.basg.gv.at/).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

MITTEL, DIE DEN LIPIDSTOFFWECHSEL BEEINFLUSSEN, REIN

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

HMG-CoA-Reduktasehemmer

Atorvastatin

Sortis®, Atorvalan®, Atorvadivid®
C10AA05

Pravastatin

Panchol®
C10AA03

Rosuvastatin

Crestor®, Arosuva®, Rosuvalan®
C10AA07

Simvastatin

Zocord®, Simvatin®, Simvastad®, Nyzoc®, Gerosim®
C10AA01
Andere Mittel, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen

Ezetimib

Ezetrol®, Ezegelan®
C10AX09

Referenzen

  1. Farah JR, et al, Dose-effect relation of cholestryamine in children and young adults with familial hypercholesterolaemia, Lancet, 1977, 1, 59-63.
  2. Glueck CJ, et al, Therapy of familial hypercholesterolemia in childhood: diet and cholestyramine resin for 24 to 36 months, Pediatrics, 1977, 59, 433-41
  3. Liacouras CA, et al, Use of cholestyramine in the treatment of children with familial combined hyperlipidemia, J Pediatr., 1993, 122, 477-82
  4. Bristol Myers Squibb BV, SPC Questran 04-01-2013, www.cbg-meb.nl
  5. Tonstad S, et al, Efficacy and safety of cholestyramine therapy in peripubertal and prepubertal children with familial hypercholesterolemia, J Pediatr, 1996, 129, 42-9
  6. Vesikari T, et al, A comparative trial of cholestyramine and loperamide for acute diarrhoea in infants treated as outpatients, Acta Paediatr Scand, 1985, 74, 650-4
  7. Vesikari T, et al, Efficacy of cholestyramine in acute infantile diarrhoea: placebo-controlled double-blind trial in hospitalized children and in outpatients, J Diarrhoeal Dis Res, 1984, 2, 151-8
  8. Cheplapharm Arzneimittel GmbH, SmPC Quantalan Pulver (15.992), aufgerufen am 01.12.2023, https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/faces/aspregister.jspx

Änderungsverzeichnis

  • 05 März 2024 10:27: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung