Trichlorethanol, der aktive Metabolit von Chloralhydrat, geht feste Komplexe mit GABA-Rezeptoren ein und verstärkt damit die Wirkung des Neurotransmitters GABA.
Es kommt zu einer Verlängerung der NREM-Phasen 2-4. Die REM-Phase und REM-Latenz bleiben hingegen unverändert.
Negative Korrelation zwischen Alter und t1/2 aktiver Metaboliten (Trichlorethanol), was zu einer längeren Erholungsphase bei Kleinkindern führt. Die genaue Rolle von Chloralhydrat gegenüber Trichlorethanol als Sedativum ist unbekannt. Auch Chloralhydrat selbst scheint eine wichtige Rolle zu spielen, auch wenn es schnell umgewandelt wird. Die folgenden t½-Werte wurden ermittelt (Mayers 1991):
Alter | Chloralhydrat | Trichlorethanol |
Frühgeborene (31-37 Wochen) | 1,0 ± 1,0 h | 39,8 ± 14,3 h |
Reifgeborene (38-42 Wochen) | 3,0 ± 5,8 h | 27,8 ± 21,3 h |
1-13,6 Jahre | 9,7 ± 7,7 h | 9,7 ± 1,7 h |
Zulassungsstatus bei Kindern und Jugendlichen < 18 Jahren:
Darreichungsformen
Es ist keine Arzneispezialität in Österreich zugelassen. Chloralhydrat wird in Form von magistralen Zubereitungen (z.B. Chloralhydrat-Saft 100 mg/ml, siehe Kompendium Juniormed) verwendet.
Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)
(Prozedurale) Sedierung, Behandlung von epileptischen Episoden |
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Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
Hyperaktivität, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und Hypoxämie, motorische Störungen, Ruhelosigkeit, gastrointestinale Beschwerden
Eine längere Exposition gegenüber hohen Dosen von Chloralhydrat kann krebserregend sein (Steinberg 1993).
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (< 0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
Torsade de Pointes, Verlängerung des QT-Intervalls im EKG
Bei längerem Gebrauch von Chloralhydrat besteht das Risiko einer Abhängigkeitsentwicklung. Darüber hinaus kann es zu einer Toleranzentwicklung kommen.
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die aktiven Metaboliten haben eine lange Halbwertszeit, sodass es bei wiederholten Dosen zur Akkumulation kommen kann. Die Hämodynamik sollte überwacht werden. In manchen Situationen ist mit einer verstärkten Wirkung zu rechnen. Bei nüchternen Patienten können höhere Chloralhydrat Dosierungen benötigt werden. Bei ambulanter Anwendung sollte die Entlassung nach Hause erst erfolgen, wenn das Kind vollständig wach ist (eine stationäre Überwachung sollte für mindestens 4 Stunden nach der Applikation erfolgen (German Society for Anesthesiology and Intensive Care Medicine).
Aufgrund der sehr langen Halbwertszeit, der schlechten Steuerbarkeit, der langdauernden Sedierung und häufig unzureichenden Wirkung, wird Chloralhydrat bei der Sedierung von Kindern von deutschen Intensivmedizinern nicht mehr empfohlen (Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, 2010).
Chloralhydrat darf nur mit besonderer Vorsicht eingenommen werden bei:
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Antikoagulantien vom Cumarin-Typ, z.B. Acenocoumarol Phenprocoumon Warfarin |
initial Verstärkung der antikoagulierenden Wirkung, bei länger dauernder Gabe möglicherweise Verminderung der antikoagulierenden Wirkung | Kombination vermeiden. |
Ethanol | verstärkter zentraldämpfender, sedierender und hypnotischer Effekt | Kombination vermeiden. |
QT-Zeit verlängernde Wirkstoffe, z.B. Malaria-Mittel (Chloroquin, Mefloquin), Antiarrhythmika (Sotalol), Neuroleptika (Haloperidol, Risperidon), Antibiotika (Trimethoprim-Sulfamethoxazol) | Additive QT-Zeit-Verlängerung möglich | engmaschige EKG-Kontrollen |
Furosemid | Schweißausbrüche, Hitzegefühl, Unruhe, Übelkeit, Tachykardie und Blutdruckschwankungen einschließlich Hypertonie möglich | Anderes Diuretikum in Betracht ziehen. Ggf. Nebenwirkungen überwachen. |
Methotrexat | Methotrexat-Plasmakonzentration kann erhöht sein | Kombination vermeiden. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Benzodiazepin-Derivate | ||
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Dormicum®, Buccolam®
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N05CD08 | |
Mogadon®
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N05CD02 |
Melatoninrezeptoragonisten | ||
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Circadin®, Slenyto®, Mellozzan®
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N05CH01 |
Andere Hypnotika und Sedativa | ||
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Dexdor®, diverse Generika
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N05CM18 |
Symptome:
In leichten Fällen: Kopfschmerzen, Verminderung der Aufmerksamkeit, verwaschene Sprache und Verwirrtheit und u. U. Übelkeit, Erbrechen, Leibschmerzen
In schwereren Fällen: darüber hinaus Blutdrucksenkung, Atemdepression, Arrhythmien (inkl. QT-Intervall-Verlängerung im EKG und Torsades de Pointes), Bewusstlosigkeit
In Einzelfällen sind nach mehrjähriger Einnahme hoher Dosierungen schleimig-blutige Durchfälle beobachtet worden.
Therapie: bei Schlafmittelvergiftungen übliche therapeutische Maßnahmen
- Entfernung noch nicht resorbierten Chloralhydrats aus dem Gastrointestinaltrakt mittels Magenspülung und Gabe von Aktivkohle
- Aufrechterhaltung der Vitalfunktion
- Herztätigkeit überwachen
- Zur Beschleunigung der Giftelimination eignen sich Hämodialyse sowie Hämoperfusion
- Arrhythmien können mit Betablockern, z.B. Propranolol behandelt werden