Ceftriaxon ist ein Cephalosporin der 3. Generation, das bakterizid durch Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese über Bindung an Penicillin-bindende Proteine wirkt. Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel über der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers liegt.
Nach einmaliger intravenöser Verabreichung von Ceftriaxon an (Früh-)Neugeborene wurden folgende pharmakokinetische Parameter ermittelt (Martin et al. 1984):
Alter
<1 Woche
1-4 Wochen
3-9 Monate
n=
4
8
8
Dosis (mg/kg)
50
50-100
100
t1/2 (Stunde)
16,2
9,2
7,1
Cl (ml/min/kg)
0,37
0,77
1,03
Vd (ml/kg)
450
480
394
Gestationsalter und Gewicht haben keinen Einfluss auf die Kinetik von Ceftriaxon, auch gibt es keinen Unterschied in der Cmax nach intravenöser oder intramuskulärer Gabe (Mulhall, de Louvois und James 1985). Die Cmax variiert zwischen 134-230 mg/l nach einer Einzeldosis von 50 mg/kg (Mulhall, de Louvois und James 1985, McCracken et al. 1983, Steele et al. 1983).
15 Tage bis 12 Jahre: bei Infektionen im Bauchraum, komplizierten Harnwegsinfektionen (einschließlich Pyelonephritis), Pneumonie: >80 mg/kg/Tag: Off-label
Bakterielle Meningitis, bakterielle Endokarditis
Intravenös/Intramuskulär
On-label
<15 Tagen: >50 mg/kg/Tag: Off-label
Neonatale Gonokokken-Konjunktivitis
Intravenös/Intramuskulär
On-label
Disseminierte Lyme Borreliose im Früh- und Spätstadium
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung 2 g Pulver zur Herstellung einer Injektions- / Infusionslösung 1 g, 2 g
Allgemein
Ceftriaxon liegt in den unterschiedlichen Darreichungsformen als Ceftriaxon - Dinatrium oder als Dinatrium-Hydrat vor. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich jeweils auf Ceftriaxon in Reinform. Pro Gramm Ceftriaxon sind 3,6 mmol Natrium enthalten.
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Eine Dosisanpassung ist nicht erforderlich. GFR <10 ml/min/1.73m2: Maximal 2 g/Tag.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Thrombophlebitis, Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Candida vaginalis, Blutbildanomalien, Kopfschmerzen und vorübergehende Erhöhung der Leberenzyme. Selten: Krämpfe, pseudomembranöse Colitis. Vor allem bei Kindern wurden (reversible) Präzipitate in den Nieren (vor allem bei Kindern >3 Jahren) oder Harnwegen berichtet, besonders bei Behandlung mit hohen Dosen und bei Vorliegen anderer Risikofaktoren wie Flüssigkeitseinschränkung oder Bettlägerigkeit. In einigen Fällen führte dies zu einer Ureter-Obstruktion, einer (postrenalen) akuten Niereninsuffizienz und/oder Anurie.
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen bei Kindern
Aufgrund der hohen Inzidenzrate von Hyperbilirubinämie bei Neugeborenen ist Ceftriaxon, solange die Hyperbilirubinämie besteht, kontraindiziert. Ist die Verwendung eines Cephalosporins der 3. Generation indiziert, wird eine sicherere Alternative, wie z.B. Cefotaxim, empfohlen. Nachdem die Hyperbilirubinämie abgeklungen ist und sofern keine zugrundeliegenden Lebererkrankungen bestehen, kann Ceftriaxon auch bei Neugeborenen verwendet werden.
Kontraindikationen allgemein
Überempfindlichkeit gegen Cephalosporine
Patienten mit bekannter schwerer Überempfindlichkeit (z.B. anaphylaktische Reaktion) gegen ein Beta-Lactam (Carbapeneme, Penicilline, Monobactame)
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Ceftriaxon darf nicht gleichzeitig mit intravenös applizierten calciumhaltigen Lösungen verabreicht und vermischt werden. Die Lösungen können nacheinander verabreicht werden, nachdem die Infusionsleitung gründlich gespült worden ist. Bei Neugeborenen unter 28 Tagen ist die Kombination kontraindiziiert: Ceftriaxon darf nicht verabreicht werden, wenn calciumhaltige Lösungen intravenös zugeführt werden.
Bei Neugeborenen sollten intravenöse Dosen über einen Zeitraum von 60 Minuten angewendet werden, um das potentielle Risiko einer Bilirubin-Enzephalopathie zu verringern.
Bei Säuglingen und Kindern bis zu 12 Jahren sollten intravenöse Dosen von 50 mg/kg und mehr als Infusion verabreicht werden.
Grundsätzlich können Cephalosporine Patienten verabreicht werden, die überempfindlich gegen Penicilline sind, obwohl eine Kreuzreaktion besteht. Besondere Vorsicht ist bei Patienten geboten, die zu einem früheren Zeitpunkt eine anaphylaktische Reaktion durch Penicilline erlitten haben.
Ceftriaxon wirkt weder gegen Bakterien, die eine atypische Pneumonie verursachen, noch gegen diverse andere Bakterienarten, die Pneumonie verursachen, darunter auch P. aeruginosa.
Vorsicht ist geboten wenn Symptome auftreten, die auf die Entwicklung von Gallensteinen hindeuten. Das Absetzen der Behandlung mit Ceftriaxon bei Auftreten solcher Symptome obliegt der Beurteilung des behandelnden Spezialisten.
Pseudomembranöse Colitis kann während der Anwendung von Antibiotika auftreten. Entwickelt sich eine pseudomembranöse Colitis, sollte die Ceftriaxon Behandlung abgebrochen und eine geeignete Therapie eingeleitet werden.
Die Behandlung muss nach Absenkung des Fiebers noch mindestens drei Tage fortgesetzt werden.
Die Behandlung ist bei Infektionen, die durch Streptococcus pyogenes verursacht werden, für zumindest 10 Tage erforderlich.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Schwerwiegende und mitunter tödliche Überempfindlichkeitsreaktionen sind aufgetreten. Vorsicht bei Patienten mit allergischer Diathese.
Schwere kutane Nebenwirkungen (Steven-Johnsons-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse) sind aufgetreten.
Schwere Fälle einer hämolytischen Anämie, einschließlich Todesfälle, wurden beobachtet.
Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhoe und pseudomembranöse Colitis sind aufgetreten.
Superinfektionen mit unempfindlichen Erregern sind bei Langzeittherapie möglich.
Bei Langzeitbehandlung sollten regelmäßig Nieren- und Leberfunktion sowie hämatologische Parameter überwacht werden.
Vorsicht bei schwerer Nieren- und schwerer Leberfunktionsstörung.
Werden im Ultraschall Schatten beobachtet, ist an die Möglichkeit von Calcium-Ceftriaxon-Ausfällungen zu denken. Nach Beendigung der Behandlung verschwinden diese. Über Fälle von Nephrolithiasis wurde berichtet.
Fälle von möglicherweise cholestatisch bedingter Pankreatitis wurden beobachtet. Die meisten dieser Patienten wiesen entsprechende Risikofaktoren auf.
Bei vermuteten oder nachgewiesenen Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa sind die hohen Resistenzraten einiger europäischer Länder (>60 %) zu berücksichtigen. Bei Infektionen durch Pseudomonas aeruginosa mit nachgewiesener Empfindlichkeit gegen Ceftriaxon ist eine Kombination mit Aminoglykosiden sicherzustellen, um eine Sekundärresistenz zu vermeiden.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Ceftriaxon bindet Calcium. Tödlich verlaufende Reaktionen mit Calcium-Ceftriaxon-Ausfällungen in den Lungen und Nieren von Früh- und Neugeborenen, die jünger als 1 Monat waren, sind aufgetreten. Ceftriaxon darf bei Patienten jeden Alters nicht gleichzeitig mit intravenös verabreichten calciumhaltigen Lösungen appliziert und vermischt werden. Die Lösungen können jedoch nacheinander verabreicht werden (ab einem Alter von >28 Tagen), nachdem die Infusionsleitung gründlich gespült worden ist. Ceftriaxon ist kontraindiziert bei Neugeborenen (bis 28 Tage), die eine intravenöse Calcium-Behandlung oder calciumhaltige intravenöse Lösungen benötigen (oder voraussichtlich benötigen werden).
Additive Nephrotoxizität bei gleichzeitiger Verabreichung von Aciclovir ist möglich.
Antibiotika-Wechselwirkungen allgemein:
Antibiotika können die Immunantwort auf bakterielle Lebendimpfstoffe reduzieren (z.B. Vivotif®: 3 Tage vor und nach Antibiotikatherapie sollte Vivotif® nicht angewendet werden, bei Antibiotika mit Langzeitwirkung, z.b. Azithromycin, muss ein längerer Abstand eingehalten werden )
Aminoglykoside und Beta-Laktame können durch chemische Reaktion inaktive Amide bilden. Deshalb dürfen sie nicht über denselben Infusionszugang verabreicht werden.
Die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten kann beeinflusst werden. Eine Kontrolle der Gerinnungsparameter (INR) wird empfohlen.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
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Änderungsverzeichnis
09 Juli 2024 16:22: Basierend auf neuen PK-Studien zur Anwendung von Ceftriaxon bei kritisch kranken Kindern wurde die Empfehlung ergänzt, eine 2 x tägliche Verabreichung in Betracht zu ziehen.
13 Februar 2023 14:45: Möglichkeit zum Aufteilen der Dosis in 2 Dosen für Dosen > 2 g/Tag gemäß der Fachinformation hinzugefügt