Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Paracetamol-Intoxikation
- Produktiver Husten
Auszug aus Fachinformation
Verfügbare Darreichungsformen und Stärken
Lösbare Tabletten 200 mg, 600 mg
Brausetabletten 600 mg
Lösliches Pulver 100 mg, 200 mg, 600 mg
Konzentrat zur Infusionsbereitung 200 mg/ml (20%)
Anwendungshinweis:
Die Einnahme der peroralen Darreichungsformen erfolgt je nach Präparat vor oder nach den Mahlzeiten.
Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:
Die Fachinformationen wurden 01/2021 aufgerufen (https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/).
Pharmakodynamik
Mukolytikum mit sekretolytischer und sekretomotorischer Wirkung: Herabsetzen der Viskosität des Bronchialschleims vermutlich durch Depolymerisation und Spaltung von Disulfidbrücken. Antidot bei bestimmten Intoxikationen (z.B. Paracetamol): Derivat der Aminosäure Cystein, die im Körper als Substrat zur Synthese von Glutathion dient. Paracetamol-Metaboliten (NAPQI), welche bei einer Paracetamol-Intoxikation vermehrt gebildet werden, können durch Glutathion inaktiviert werden.
Pharmakokinetik
Folgende PK-Parameter (Mittelwert (Bereich)) wurden bei Früh- und Reifgeborenen beobachtet (Ahola 1999):
Alter |
GA 24,9 - 31,0 Wochen (n=10) |
GA 25,9 - 29,7 Wochen (n=6) |
Dosis i.v. |
3,4 - 4,6 mg/kg/h |
0,3 - 1,3 mg/kg/h |
Cmax |
- |
Css 161 (60 - 203) µmol/l (n=5) |
Tmax |
- |
(Css erreicht in 50 - 70 h) |
T½ |
11 (7,8 - 15,2) h |
- |
Cl |
37 (13 - 62) mL/kg/h |
33 (20 - 42) mL/kg/h |
Vd |
573 (167 - 1010) mL/kg |
|
GA: Gestationsalter
Die PK-Parameter von ACC bei Frühgeborenen hängen stark von Gewicht und Gestationsalter ab. Die Elimination von ACC ist deutlich langsamer bei Früh- und Reifgeborenen als bei Erwachsenen. (Ahola 1999)
Dosierungen
Paracetamol-Intoxikation |
- Oral
- Intravenös
-
Neugeborene
[8]
[9]
[11]
[12]
[15]
-
1 Monat
bis
18 Jahre
[1]
[2]
[6]
- Initialdosis:
150
mg/kg/Dosis
über 1 Stunde.
- Erhaltungsdosis:
75
mg/kg/Dosis
über 4 Stunden.
Erhaltungsdosis wiederholen bis der Plasmaspiegel auf unter 10 mg/L gesunken ist, jedoch mindestens über 24 Stunden.
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
EXPEKTORANZIEN, EXKL. KOMBINATIONEN MIT ANTITUSSIVA
Mukolytika |
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Ambroxol
Mucosan®, Mucosolvan®, diverse Generika
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R05CB06
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R05CB16
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Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Bei intravenöser Verabreichung wurden Hautausschlag, Nesselsucht, Fieber, dystonische und anaphylaktische Reaktionen berichtet (Perry H.E. 1998, Daoud A. 2020).
Bei oraler Verabreichung können anaphylaktische Reaktionen und diffuse Erytheme auftreten (Perry H.E. 1998).
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥ 0,1 %):
Überempfindlichkeitsreaktionen, Kopfschmerzen, Tinnitus, Tachykardie, Erbrechen, Durchfall, Stomatitis, Bauchschmerzen, Übelkeit, Urtikaria, Rash, Angioödem, Juckreiz, Exanthem, Fieber, Hypotonie, Rhinorrhoe
Folgende ausgewählte UAW wurden zudem selten, sehr selten (< 0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
Anaphylaktischer Schock, anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktionen, schwere Hautreaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom und Lyell-Syndrom, Hämorrhagie, Bronchospasmus, Dyspnoe, Konvulsionen
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen bei Kindern
- Als Mukolytikum bei Kindern unter 2 Jahren
- Aspartamhaltige Darreichungsformen bei Kindern mit Phenylketonurie
Kontraindikationen allgemein
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Kinder <2 Jahre: Der Einsatz von Acetylcystein als Mukolytikum wird bei Kindern unter 2 Jahren aufgrund des Auftretens paradoxer Reaktionen nicht empfohlen. Mukolytika können die Atemwege von Kindern unter 2 Jahren aufgrund der physiologischen Eigenschaften der Atemwege dieser Altersgruppe blockieren. Das Vermögen, Schleim abzuhusten, kann eingeschränkt sein.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- Vorsicht ist geboten bei intravenöser Verabreichung an Patienten mit einem Körpergewicht <40 kg, da möglicherweise Flüssigkeitsansammlungen mit nachfolgender Hyponatriämie, Krämpfen und Todesfolge auftreten können.
- Sehr selten ist über das Auftreten von schweren Hautreaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom und Lyell-Syndrom im zeitlichen Zusammenhang mit der Anwendung von Acetylcystein berichtet worden. Bei Neuauftreten von Haut- und Schleimhautveränderungen sollte daher unverzüglich ärztlicher Rat eingeholt und die Anwendung von Acetylcystein beendet werden.
- Vorsicht bei der Anwendung bei Patienten mit Atemwegsobstruktionen, z.B. Asthma bronchiale. Bronchospasmen sind möglich.
- Vorsicht bei Patienten mit Ateminsuffizienz, Neigung zu gastrointestinalen Blutungen, Leber- und Niereninsuffizienz.
- Die intravenöse Behandlung mit Acetylcystein sollte langsam und unter strenger ärztlicher Kontrolle erfolgen. Anaphylaktische Reaktionen oder Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Acetylcystein treten normalerweise 15 bis 60 Minuten nach Infusionsbeginn auf.
- Bei Patienten mit Histaminintoleranz ist Vorsicht geboten. Eine längerfristige Therapie sollte bei diesen Patienten vermieden werden, da ACC den Histaminstoffwechsel beeinflusst und zu Intoleranzerscheinungen (z.B. Kopfschmerzen, Fließschnupfen, Juckreiz) führen kann.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.
Referenzen
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Zambon, SmPC Fluimucil Antidot 20 % Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (8709.00.00), 03/2017, https://portal.dimdi.de/amispb/doc/2017/06/10/2108709/Oceddaae4f6144588afdc25ccbb42b9b0.pdf
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Änderungsverzeichnis
- 27 April 2023 11:00: Die verfügbare wissenschaftliche Literatur über die Anwendung von Acetylcystein bei Kindern <2 Jahren wurde ausgewertet. Dies führte zu folgenden Neuerungen: Neue i.v. Dosierungsempfehlung in der Indikation "Paracetamol-Intoxikation" für Kinder 0-1 Monat hinzugefügt. Die Dosierungsempfehlungen in der Indikation "Produktiver Husten" wurde aufgrund mangelnder Evidenz entfernt.
- 15 Februar 2021 15:18: Neue Monographie "Acetylcystein"
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung