Sildenafil

Wirkstoff
Sildenafil
Handelsname
Revatio®, Pulmolan®, Pulmopresil®, Mysildecard®, Granpidam®, diverse Generika
ATC-Code
G04BE03
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Sildenafil ist ein wirksamer und selektiver Hemmstoff der für zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP) spezifischen Phosphodiesterase Typ 5 (PDE5), dem Enzym, das für den Abbau von cGMP verantwortlich ist. Abgesehen von seinem Vorliegen im Corpus cavernosum des Penis findet sich PDE5 auch in den Lungengefäßen. Sildenafil erhöht somit cGMP innerhalb der glatten Muskelzellen der Lungengefäße und führt so zu einer Entspannung. Bei Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) kann dies zu einer selektiven Vasodilatation im pulmonalen Gefäßsystem und – in geringerem Ausmaß – zu einer Vasodilatation im systemischen Kreislauf führen.

Pharmakokinetik bei Kindern

Tmax: ca. 1 h

Cmax: nach 20 mg oral: 49, 104 und 165 ng/ml für Patienten mit 70, 20 bzw. 10 kg
Cmax: nach 10 mg oral: 24, 53 und 85 ng/ml für Patienten mit 70, 20 bzw. 10 kg

T1/2 (Kinder 10 - 70 kg): 4,2 - 4,4 h

Neugeborene (intravenös):
Große interindividuelle Variabilität.
Clearance: 0,84 l/h (~8,05 L/h/70 kg) und 2,58 L/h (~24,7 L/h/70 kg) bei 1 Tag bzw. 7 Tage altem Kind.
Gesamtverteilungsvolumen: 22,4L (~456 L/70 kg)
T1/2: 55,9 h und 47,7 h bei 1 Tag bzw. 7 Tage altem Kind.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH)
    • Oral
      • <1 Jahr: Off-label
      • ≥1 Jahr: On-label,  >3 mg/kg/Tag: Off-label
    • Intravenös
      • Off-label
  • Chronische Lungenerkrankung
    • Oral
      • Off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Filmtabletten 20 mg
Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 10 mg/ml
Injektionslösung 0,8 mg/ml

Sildenafil ist in den verfügbaren Präparaten als Sildenafilcitrat enthalten. Die angegebene Stärke bezieht sich auf Sildenafil.

Die Filmtabletten und die Suspension zum Einnehmen sollten mit oder unabhängig von einer Mahlzeit eingenommen werden.

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:
Die verfügbaren Filmtabletten enthalten: Lactose
Die verfügbare Suspension zum Einnehmen enthält: Sorbitol, Natriumbenzoat, Sucralose

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Pulmonale arterielle Hypertonie
  • Oral
    • Frühgeborene: Gestationsalter < 37 Wochen
      [26]
      • Initialdosis: 1,5 mg/kg/Tag in 3 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: 0,5 - 6 mg/kg/Tag in 3 Dosen.
    • Neugeborene
      [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [19] [26]
      • 1,5 - 6 mg/kg/Tag in 3 Dosen. Max: 8 mg/kg/Tag. Dosierung je nach Wirkung titrieren.
      • CAVE:
        Die oben angegebene Dosierung entspricht der am häufigsten in klinischen Studien verwendeten wirksamen Dosierung. Pfizer hat jedoch eine Sicherheitswarnung für höhere Dosierungen als die zugelassenen (30 mg in 3 Dosen bei Kindern ≤20 kg und 60 mg in 3 Dosen pro Tag bei Kindern >20 kg) veröffentlicht. Grund war eine in Studien beobachtete erhöhte Mortalität, für die aber kein kausaler Zusammenhang mit der Verwendung von Sildenafil ermittelt werden konnte.

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [19] [26]
      • 1,5 - 6 mg/kg/Tag in 3 Dosen. Max: 8 mg/kg/Tag. Dosierung je nach Wirkung titrieren.
      • CAVE:
        Die oben angegebene Dosierung entspricht der am häufigsten in klinischen Studien verwendeten wirksamen Dosierung. Pfizer hat jedoch eine Sicherheitswarnung für höhere Dosierungen als die zugelassenen (30 mg in 3 Dosen bei Kindern ≤20 kg und 60 mg in 3 Dosen pro Tag bei Kindern >20 kg) veröffentlicht. Grund war eine in Studien beobachtete erhöhte Mortalität, für die aber kein kausaler Zusammenhang mit der Verwendung von Sildenafil ermittelt werden konnte.

  • Intravenös
    • Frühgeborene: Gestationsalter 34 Wochen bis 37 Wochen
      [20] [26]
      • Initialdosis: NUR IN DER AKUTPHASE:
          0,4
        mg/kg/Dosis, Dauerinfusion über 3 Stunden.
      • Erhaltungsdosis: 1,6 mg/kg/Tag, Dauerinfusion.
      • Sildenafil muss durch eine*n Kinderkardiolog*in, Intensivmediziner*in oder Neonatolog*in verschrieben werden, der*die umfangreiche Erfahrungen mit der Anwendung dieses Arzneimittels bei Kindern hat.

    • Neugeborene
      [20] [22] [23] [24] [25] [26] [27]
      • Initialdosis: 0,4 mg/kg/Dosis, Dauerinfusion über 3 Stunden.
      • Erhaltungsdosis: 1,6 mg/kg/Tag, Dauerinfusion.
      • Sildenafil muss durch eine*n Kinderkardiolog*in, Intensivmediziner*in oder Neonatolog*in verschrieben werden, der*die umfangreiche Erfahrungen mit der Anwendung dieses Arzneimittels bei Kindern hat.

Chronische Lungenerkrankungen
  • Oral
    • Frühgeborene: Gestationsalter < 37 Wochen
      [26]
      • Initialdosis: 1,5 mg/kg/Tag in 3 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: 0,5 - 6 mg/kg/Tag in 3 Dosen.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Erbrechen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Dyspepsie und Husten, Kopfschmerzen, Flush, Muskelschmerzen, Diarrhoe, Veränderungen des Sehvermögens, vermehrte Erektionen, Hypotonie, Pyrexie, Infektion der oberen Atemwege, Bronchitis, Pharyngitis, laufende Nase, Pneumonie und Bronchopneumonie, Rhinitis, Influenza, Epistaxis, Herzinsuffizienz, rechtsventrikuläre Insuffizienz, virale Gastroenteritis, Gastroenteritis, Synkope, Schmerzen in der Brust, Karies, kardiogener Schock, Harnwegsinfektion, Dyspnoe, Hämoptyse, Herzstillstand, Pleuraerguss, Konvulsion, koronare Arterienerkrankung, reduzierte Belastungstoleranz, Hypoxie, verminderte Sauerstoffsättigung, pulmonale Blutung, respiratorische Insuffizienz und Stridor

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (≥ 10%): Kopfschmerzen, Flush, Durchfall, Dyspepsie, Gliederschmerzen

Häufig (1-10%): Cellulitis, Grippe, Bronchitis, Sinusitis, Rhinitis, Gastroenteritis, Anämie, Flüssigkeitsretention, Schlaflosigkeit, Angst, Migräne, Tremor, Parästhesie, Brennen, Hypästhesie, Retinablutungen, Sehstörungen, verschwommenes Sehen, Photophobie, Chromopsie, Zyanopsie, Augenreizungen, okuläre Hyperämie, Vertigo, Nasenbluten, Husten, Nasenschleimhautschwellung, Gastritis, gastroösophagealer Reflux, Hämorrhoiden, abdominelles Spannungsgefühl, Mundtrockenheit, Alopezie, Erythem, nächtliche Schweißausbrüche, Myalgie, Rückenschmerzen, Fieber

Gelegentlich (0,1-1%): verminderte Sehschärfe, Doppeltsehen, Fremdkörpergefühl im Auge, Hämaturie, Penisblutung, Hämatospermie, Gynäkomastie,

Häufigkeit nicht bekannt: plötzlicher Hörverlust, Hypotonie, Ausschlag, Priapismus, vermehrte Erektionen

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Gleichzeitige Gabe mit NO-Donatoren (wie Amylnitrit) oder Nitraten jeglicher Form aufgrund der hypotensiven Effekte von Nitraten
  • Die Begleittherapie von PDE5-Hemmern, inklusive Sildenafil, mit Guanylatcyclase-Stimulatoren wie Riociguat ist kontraindiziert, da es möglicherweise zu einer symptomatischen Hypotonie kommen kann
  • Kombination mit den stärksten CYP3A4-Hemmern (z. B. Ketoconazol, Itraconazol, Ritonavir)
  • Patienten, die aufgrund einer nicht arteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (NAION) ihre Sehkraft auf einem Auge verloren haben, unabhängig davon, ob der Sehverlust mit einer vorherigen Einnahme eines PDE5-Hemmers in Zusammenhang stand oder nicht
  • Die Sicherheit von Sildenafil wurde bei folgenden Patientengruppen nicht untersucht und seine Anwendung bei diesen Gruppen ist daher kontraindiziert:
    • schwere Einschränkung der Leberfunktion
    • kürzlich zurückliegender Schlaganfall oder Herzinfarkt
    • ausgeprägte Hypotonie (Blutdruck < 90/50 mmHg) bei Behandlungsbeginn

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei pulmonaler Hypertonie (insbesondere infolge einer Bindegewebserkrankung) kann sich das Risiko von Blutungen erhöhen, wenn Vitamin-K-Antagonisten kombiniert werden. Bei Kindern mit pulmonaler Hypertonie, die höhere als die empfohlenen Dosen erhielten, wurde eine Zunahme von Todesfällen beobachtet. Treten plötzliche Sehstörungen auf, ist die Behandlung zu unterbrechen und ein Facharzt für Augenheilkunde zu konsultieren. Sildenafil hemmt sowohl PDE-5 als auch PDE-6 in der Retina. Deshalb ist Vorsicht bei Frühgeborenen geboten, da das Risiko für Retinopathien erhöht ist.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen sind den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen (https://aspregister.basg.gv.at/).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

UROLOGIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Mittel bei häufiger Blasenentleerung und Harninkontinenz

Oxybutynin

Detrusan®, Ditropan®, Kentera®, diverse Generika
G04BD04

Solifenacin

Vesicare®, Vesisol®
G04BD08

Tolterodin

Detrusitol®, Santizor®
G04BD07

Referenzen

  1. Baquero H, et al., Oral sildenafil in infants with persistent pulmonary hypertension of the newborn: a pilot randomized blinded study, Pediatrics, 2006, 117, 1077-83
  2. Leibovitch L, et al., Therapeutic applications of sildenafil citrate in the management of paediatric pulmonary hypertension., Drugs, 2007, 67, 57-73
  3. Namachivayam P, et al., Sildenafil prevents rebound pulmonary hypertension after withdrawal of nitric oxide in children., Am J Respir Crit Care Med, 2006, 174, 1042-7
  4. Noori S, et al., Cardiovascular effects of sildenafil in neonates and infants with congenital diaphragmatic hernia and pulmonary hypertension., Neonatology, 2007, 91, 92-100
  5. Shah PS, et al., Sildenafil for pulmonary hypertension in neonates., Cochrane Database Syst Rev, 2007, 18, CD005494
  6. Travadi JN, et al., Phosphodiesterase inhibitors for persistent pulmonary hypertension of the newborn: a review., Pediatr Pulmonol, 2003, 36, 529-35
  7. Nemoto S, et al, Oral sildenafil for persistent pulmonary hypertension early after congenital cardiac surgery in children, Eur J Cardiothorac Surg, 2010, Jul;38(1), 71-7
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  26. Werkgroep Neonatale Farmacologie NVK sectie Neonatologie [Arbeitsgruppe Neonatale Pharmakologie, Niederländischen Vereinigung für Kinderheilkunde, Bereich Neonatologie], Expertenmeinung, 28. März 2018
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  28. Upjohn EESV, SmPC Revatio (EU/1/05/318/003), deutsche Version, aufgerufen am 14.09.2021, http://www.ema.europa.eu

Änderungsverzeichnis

  • 20 Oktober 2021 12:00: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung