Propranolol

Wirkstoff
Propranolol
Handelsname
Hemangiol®, Inderal®
ATC-Code
C07AA05
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Propranolol ist ein nicht-selektiver β-Rezeptoren-Blocker. Durch die Blockierung von β1- und β2-Adrenorezeptoren wird die Sympathikus Wirkung gehemmt, was sich in einer Senkung der Inotropie, Chronotropie und Dromotropie am Herzen (β1) und bronchokonstriktiven, vasokonstriktiven und metabolischen Wirkung (β2) äußert.

Mehrere Wirkmechanismen könnten für die Wirkung beim proliferativen infantilen Hämangiom zum Tragen kommen:

  • Eine lokale hämodynamische Wirkung (Vasokonstriktion; dadurch verminderte Durchblutung des infantilen Hämangioms),
  • Eine antiangiogenetische Wirkung von Propranolol,
  • Eine apoptoseauslösende Wirkung auf die Kapillarendothelzellen,
  • Reduktion der VEGF und bFGF Signalwege und der daraus resultierenden Angiogenese / Proliferation.

Pharmakokinetik bei Kindern

Nach Anpassung an das Körpergewicht entsprechen die ermittelten primären pharmakokinetischen Parameter von Propranolol (wie z.B. die Plasmaclearance) bei Kindern unter 1 Jahr den in der Literatur beschriebenen Parametern für Erwachsene. Die Studie von Filippi et al. berichtet für Neugeborene, die mit 0,5 mg/kg 4 x täglich behandelt worden sind, eine durchschnittliche Cmax von 71,7 ng/ml und eine durchschnittliche Tmax von 2,6 h. Dennoch wird für Neugeborene eine längere Eliminationshalbwertszeit (durchschnittlich 14,9 h bei 0,5 mg/kg 4 x täglich oder durchschnittlich 15,9 h bei 0,25 mg/kg 4 x täglich) und eine geringere scheinbare Gesamt-Körper-Clearance (durchschnittlich 27,2 ml/kg/min bei 0,5 mg/kg 4 x täglich und 31,3 ml/kg/min bei 0,25 mg/kg 4 x täglich) beschrieben.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

Zulassungsstatus bei Kindern und Jugendlichen < 18 Jahren:

  • Arterielle Hypertonie
    • Oral
      • Off-label
  • Migräne Prophylaxe
    • Oral
      • Off-label
  • Hämangiom
    • Oral
      • Therapiestart < 5 Wochen oder > 5 Monaten: Off-label
      • Therapiestart zwischen 5 Wochen - 5 Monaten: On-label
        • Initialdosis < 1 mg/kg/Tag: Off-label
  • Oberflächliche Hämangiome
    • Kutan
      • Derzeit (Stand 05/2020) ist keine zugelassene Arzneispezialität zur kutanen Anwendung in Österreich am Markt.
  • Tachykarde Herzrhythmusstörungen
    • Oral
      • On-label
        • Tagesdosen > 160 mg/Tag: Off-label
  • Prävention zyanotischer Phasen bei Fallot-Tetralogie
    • Oral
      • Off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Darreichungsformen

Filmtabletten 10 mg, 40 mg
Lösung zum Einnehmen 3,75 mg/ml

Allgemein

Die Filmtabletten und die Lösung zum Einnehmen enthalten Propranolol in Form von Propranolol-Hydrochlorid. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich im Falle der Filmtabletten auf das Hydrochlorid-Salz, im Falle der Lösung auf Propranolol (Base). Die Einnahme der Lösung (Hemangiol®) wird während oder unmittelbar nach einer Nahrungsaufnahme empfohlen, um dem Risiko einer Hypoglykämie vorzubeugen. Die Filmtabletten sollen vor der Mahlzeit eingenommen werden.

Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:

Präparat Arzneiform Stärke Problematische Hilfsstoffe
INDERAL® Filmtabletten 10/40 mg Lactose
HEMANGIOL® Lösung zum Einnehmen 3,75 mg/ml Saccharin, Propylenglykol

 

Die Fachinformationen wurden aufgerufen am 05/2020 (https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/).

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Gehe zu:

Arterielle Hypertonie
  • Oral
    • Neugeborene
      [1]
      • 0,5 - 2 mg/kg/Tag in 2 - 3 Dosen.
      • Es wurden keine Studien bei Neugeborenen durchgeführt.

    • 1 Monat bis 1 Jahr
      [1]
      • 0,5 - 4 mg/kg/Tag in 2 - 3 Dosen.
      • Es wurden keine Studien bei Kindern zwischen 1 Monat und 1 Jahr durchgeführt.

    • 1 Jahr bis 18 Jahre
      [5] [18]
      • Initialdosis: 1 - 2 mg/kg/Tag in 2 - 3 Dosen. Max: 4mg/kg/Tag Dosis bei Bedarf je nach Wirkung und Nebenwirkungen auf max. 640 mg/Tag erhöhen.
Migräne-Prophylaxe
  • Oral
    • 4 Jahre bis 12 Jahre
      [4] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [31]
      • 1 - 3 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 60 mg/Tag.
      • Dosistitration in Abhängigkeit von Wirkung und Nebenwirkungen

    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [4] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [31]
      • 1 - 3 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 160 mg/Tag.
      • - Dosistitration in Abhängigkeit von Wirkung und Nebenwirkungen
        - wenn Kapseln mit modifizierter Wirkstofffreisetzung verwendet werden: tägliche Dosis in einer Einzeldosis verabreichen (80 mg oder 160 mg)

Hämangiom: ambulante Therapie
  • Oral
    • 1 Monat bis 12 Monate
      [2] [3] [7] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [20] [21] [22] [33]
      • Propranololhydrochlorid:
        Initialdosis: 0.5 mg/kg/Tag in 3 Dosen
        Erhaltungsdosis:Initialdosis wöchentlich verdoppeln bis auf 2-3 mg/kg/Tag in 3 Dosen
        Behandlungsdauer: Die Therapie soll solange fortgesetzt werden, bis keine klinische Verbesserung des Hämangioms mehr erreicht wird oder bis ein Alter von einem Jahr erreicht ist.

        Propranolol als Base (Hemangiol®):
        Initialdosis: 0.5 mg/kg/Tag in 2 Dosen über 1 Woche
        Erhaltungsdosis:  Initialdosis für 1 Woche erhöhen auf 2 mg/kg/Tag in 2 Dosen und anschließend auf 3 mg/kg/Tag in 2 Dosen als Erhaltungsdosis.
        Behandlungsdauer: 6 Monate. Ein Therapieabbruch erfordert keine schrittweise Reduktion der Dosis. Falls Patienten ein Rezidiv der Symptome zeigen, sollte die Therapie erneut begonnen werden.

Hämangiom: stationäre Therapie
  • Oral
    • 1 Monat bis 12 Monate
      [2] [3] [7] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [20] [21] [22] [33]
      • Propranololhydrochlorid:
        Initialdosis: 0.5-1 mg/kg/Tag in 3 Dosen
        Erhaltungsdosis: Initialdosis alle 2-3 Tage verdoppeln auf 2-3 mg/kg/Tag in 3 Dosen.
        Behandlungsdauer: Die Therapie soll solange fortgesetzt werden, bis keine klinische Verbesserung des Hämangioms mehr erreicht wird oder bis ein Alter von einem Jahr erreicht ist.

        Propranolol als Base (Hemangiol®):
        Initialdosis: 1 mg/kg/Tag in 2 Dosen für 1 Woche
        Erhaltungsdosis: Initialdosis für 1 Woche erhöhen auf 2 mg/kg/Tag in 2 Dosen und anschließend auf 3 mg/kg/Tag in 2 Dosen als Erhaltungsdosis.
        Behandlungsdauer: 6 Monate. Ein Therapieabbruch erfordert keine schrittweise Reduktion der Dosis. Falls Patienten ein Rezidiv der Symptome zeigen, sollte die Therapie erneut begonnen werden.

Tachykarde Herzrhythmusstörungen; Prävention zyanotischer Phasen bei Fallot-Tetralogie
  • Oral
    • Neugeborene
      [1]
      • 1 - 2 mg/kg/Tag in 4 Dosen. Max: 4 mg/kg/Tag.
      • Es wurden keine Studien bei Neugeborenen durchgeführt.

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [6] [32]
      • Initialdosis: 0,5 - 1,5 mg/kg/Tag in 3 - 4 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Erhöhen Sie die Initialdosis in Abhängigkeit von EKG und Verträglichkeit bei Bedarf schrittweise um 1 mg/kg/Tag auf 2 - 4 mg/kg/Tag in 3 - 4 Dosen. Max: 4 mg/kg/Tag. Kinder mit Fallot-Tetralogie benötigen zur Prävention von zyanotischen Phasen möglicherweise höhere Dosen von bis zu 6 mg/kg/Tag in 4-6 Dosen.
Oberflächliche Hämangiome
  • Kutan
    • 1 Monat bis 12 Monate
      [17] [23]
      • Creme 1% 2-3 x tgl. auftragen

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Sehr häufig (> 10%): Bronchitis, Schlafstörungen (ca. 17%: Schlaflosigkeit, schlechter Schlaf und Hypersomnie), Diarrhoe (ca. 17%), Erbrechen (ca. 12%)

Häufig (1-10%): Alpträume, Unruhe, Reizbarkeit, Schläfrigkeit, niedriger Blutdruck, kalte Hände und Füße, Bronchospasmen, Bronchiolitis, Obstipation, Bauchschmerzen, Erytheme, Windeldermatitis, verminderter Appetit

Selten (0,1-1%): AV-Block, reduzierte Herzfrequenz, Urtikaria, Alopezie, Hypoglykämie, Neutropenie

Folgende Nebenwirkungen wurden ebenso beobachtet: hypoglykämisch bedingte Krampfanfälle, Bradykardie, Hypotonie, Vasokonstriktion, Raynaud-Phänomen, psoriaforme Dermatitis, Agranulozytose, Hyperkaliämie.

Gefahr der Hypoglykämie insbesondere bei Frühgeborenen, Kindern unter 3 Monaten, langfristiger Corticosteroid-Verwendung oder während Phasen mit reduzierter Nahrungsaufnahme oder gesteigertem Energieverbrauch (Krankheit). Empfehlung: während der Therapie alle 3-4 h Nahrung zuführen.

Bei Patienten deren Herzinsuffizienz durch die hohe Volumsbelastung bei Leberhämangiomen verursacht wird, besteht das Risiko einer kardialen Dekompensation aufgrund der negativ chrono- und inotropen Wirkung von Propranolol.

Kontraindikationen bei Kindern

Sinusbradykardie, AV-Block, Hypotension, Asthma und Herzinsuffizienz.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

  • Große Vorsicht ist wegen der Gefahr von schweren Herzrhythmusstörungen bei gleichzeitiger Einnahme von Verapamil (Isoptin) geboten.
  • Sowohl bei Kindern unter 3 Monaten als auch bei Kindern mit erhöhtem Nebenwirkungsrisiko ist die Einstellung der Medikation im stationären Setting in Erwägung zu ziehen.
  • Da das Risiko eine Hypoglykämie zu entwickeln bei Kindern, die Propranolol einnehmen, erhöht ist, sollte Propranolol mit den Mahlzeiten verabreicht werden. Da Propranolol die adrenergen Symptome einer Hypoglykämie (insbesondere Tachykardie, Zittern, Angst und Hunger) maskieren und die Erholung des Glucosespiegels nach einer Hypoglykämie verzögern kann, ist zudem besondere Vorsicht geboten bei:

    • sehr jungen Patienten

    • niedrigem Geburtsgewicht

    • reduzierter Nahrungsaufnahme

    • kombinierter Anwendung mit Glucocorticoiden

    • Erbrechen

    • (relativer) Überdosierung

  • Bei klinischen Symptomen einer Hypoglykämie sollte dem Kind eine zuckerhaltige Flüssigkeit zu trinken gegeben und die Behandlung vorübergehend abgebrochen werden. Bei Vorliegen eines Diabetes, sollte der Blutzuckerspiegel häufiger überprüft und das Kind , falls erforderlich, an einen Endokrinologen überwiesen werden.
  • Vor Behandlungsbeginn sollte die Anamnese überprüft und eine allgemeine körperliche Untersuchung durchgeführt werden. Bei Verdacht auf einen Herzfehler, ist eine zugrundeliegende Kontraindikation auszuschließen.

  • Eine bestehende Herzinsuffizienz kann durch die Behandlung mit Propranolol verschlimmert werden; die Behandlung sollte in diesem Fall durch einen Kardiologen erfolgen. Eine nicht-therapierte Herzinsuffizienz stellt eine Kontraindikation dar. Unselektive Betablocker werden nicht zur Behandlung einer Herzinsuffizienz verwendet.

  • Kinder mit großem Gesichtshämangiom sollten vor Behandlungsbeginn von einem Facharzt auf das PHACE-Syndrom (posterior fossa anomalies, hemangioma, arterial anomalies, cardiac anomalies and eye anomalies) untersucht werden; schwere zerebrovaskuläre Anomalien sind bei diesen Patienten häufiger und es besteht ein erhöhtes Schlaganfallrisiko.

  • Vorsicht bei schweren Überempfindlichkeitsreaktionen in der Anamnese, da Propranolol die Schwere der anaphylaktischen Reaktionen erhöhen kann.

  • Bei Vorliegen einer akuten bronchopulmonalen Anomalie muss die Behandlung aufgeschoben werden.

  • Nach der ersten Einnahme und jeder Dosiserhöhung muss der Patient mindestens 2 Stunden lang klinisch überwacht werden, einschließlich Blutdruck und Herzfrequenz. Bei schwerer und/oder symptomatischer Bradykardie oder Hypotonie muss die Behandlung abgebrochen und der Rat eines Kardiologen eingeholt werden.
  • Bei Patienten mit einem großen ulzerierten Hämangiom wurde über Hyperkaliämie berichtet.

  • Bei einer Infektion der unteren Atemwege mit Auftreten von Dyspnoe und Stridor sollte die Behandlung unterbrochen werden. Eine Wiederaufnahme der Behandlung ist nach vollständiger Genesung möglich. Im Falle eines Wiederauftretens oder bei isoliertem Bronchospasmus sollte die Behandlung dauerhaft abgebrochen werden.

  • Im Falle einer Vollnarkose muss der Anästhesist über die Verwendung von Propranolol informiert werden. Wenn es notwendig ist Propranolol vor der Operation abzusetzen, sollte dies mindestens 48 Stunden zuvor erfolgen.

  • Bei erneutem Auftreten der Hämangiomsymptome nach Beendigung der Behandlung, kann die Behandlung wieder aufgenommen werden.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Artemether + Lumefantrin



Wirkungsverstärkung von Propranolol (CYP2D6-Substrat) durch Hemmung von CYP2D6. Kombination vermeiden.
Propafenon Wirkungsverstärkung von Propranolol (CYP2D6-Substrat) durch Hemmung von CYP2D6. Additive kardiodepressive Effekte sind möglich. Kombination vermeiden.
Diltiazem, Verapamil Additive Wirkung auf die atrioventrikuläre Erregungsleitung und Ventrikelfunktion. Zudem Hemmung des hepatischen Metabolismus von Propranolol. Hypotonie, Bradykardie und Überleitungsstörungen sind möglich. Kombination, wenn möglich, vermeiden. Wenn eine Kombinationsbehandlung angezeigt ist, müssen die Patienten besonders zu Beginn sehr sorgfältig auf verstärkte kardiodepressive Effekte überwacht werden.
Allergenextrakte (subkutan, inhalativ) Durch therapeutisch und diagnostisch angewendete Allergenextrakte (Desensibilisierung) hervorgerufene Überempfindlichkeitsreaktionen können während der Einnahme von Beta-Blockern in verstärkter Form auftreten. Grund ist die vermehrte Produktion und Freisetzung von Mediatoren der Anaphylaxie wie Histamin. Gleichzeitig wird die Empfindlichkeit des kardiovaskulären Systems, der Atmungsorgane und der Haut auf diese Mediatoren erhöht. Kombination vermeiden.
Adrenalin, Noradrenalin Steigerung der hypertensiven Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin. Bradykardien können auftreten. Sorgfältige Überwachung des Blutdrucks und der Herzfrequenz ist erforderlich. Wenn möglich, ist die Anwendung von kardioselektiven Betablockern in Erwägung zu ziehen.
NSAID, COX-2 Hemmer (z.B. Celecoxib) Eine Beeinträchtigung der antihypertensiven Wirkung ist möglich. Celecoxib kann allerdings den Metabolismus von Propranolol hemmen und zu einer erhöhten Plasmakonzentration von Propranolol führen. Eine Überwachung des Blutdrucks wird empfohlen. Gegebenenfalls Dosisanpassung.
Cimetidin Wirkungsverstärkung von Propranolol (CYP2D6-Substrat) durch Hemmung von CYP2D6. Die Plasmakonzentration von Propranolol könnte ansteigen, jedoch hat dies nur selten eine Auswirkung auf die Herzfrequenz oder den Blutdruck. Der Ersatz von Cimetidin durch Ranitidin kann erwogen werden; bei Kombination ist der Patient engmaschig auf verstärkte systemische Betablocker-Wirkungen zu überwachen und die Dosis von Propranolol bei Bedarf anzupassen.
Alpha-2-Agonisten (z.B. Clonidin) Verstärkung der bradykarden und hypotensiven Effekte kann auftreten. Des Weiteren können Beta-Blocker den Rebound-Effekt bei Abbruch einer Therapie mit Alpha-2-Rezeptoragonisten deutlich verstärken. Blutdruck und Herzfrequenz sorgfältig überwachen. Wird die Behandlung abgebrochen, muss zur Vermeidung eines übermäßigen Entzugshochdrucks zuerst die Dosis von Propranolol über etwa eine Woche stufenweise vermindert werden. Dann Clonidin ausschleichen.
Beta-2-Sympathomimetika (z.B. Formoterol) Reduktion des bronchodilatatorischen Effekts. Kombination, wenn möglich, vermeiden.
Lidocain Erhöhung des Plasmaspiegels von Lidocain und des Risikos einer Lidocaintoxizität. Lidocain kann die negativ inotrope Wirkung von Betablockern verstärken. Bei Lokalanästhesie (z. B. Dentalanästhesie) ist die Wechselwirkung wahrscheinlich nicht von Bedeutung. Überwachung der Herzfunktion (Herzfrequenz, Blutdruck, EKG). Die Lidocain-Dosis muss möglicherweise reduziert werden.
Sulfonylharnstoffe (z.B. Glibenclamid, Glimepirid) Eine durch orale Antidiabetika ausgelöste Hypoglykämie kann durch Propranolol verstärkt und verlängert werden. Hypoglykämie-Symptome können maskiert werden. Die Blutglucose-Konzentration muss besonders sorgfältig überwacht werden.
Rifampicin Erhöhung der Clearance von Propranolol durch Rifampicin-induzierte CYP-Induktion. Die therapeutische Wirkung von Propranolol kann dadurch beeinträchtigt sein. Auf eine ausreichende Wirksamkeit von Propranolol muss geachtet werden. Die Dosierung soll nach Bedarf erhöht bzw. nach dem Absetzen von Rifampicin wieder gesenkt werden.
Dihydropyridin-Derivate (z.B. Nifedipin, Amlodipin) Eine verstärkte hypotensive Wirkung ist möglich. Herzinsuffizienz ist in Einzelfällen aufgetreten. In der Regel ist eine Kombinationstherapie mit Nifedipin-Derivaten und Beta-Blockern wirksam und sicher. Auf verstärkte hypotensive und kardiodepressive Effekte soll besonders zu Beginn der Behandlung geachtet werden.
Flecainid Flecainid und Propranolol sind beide CYP2D6-Substrate und -Hemmer und können einander gegenseitig im Abbau hemmen. Bei gleichzeitiger Behandlung können zudem verstärkte kardiodepressive Effekte (AV-Überleitungsstörungen, Bradykardie, Herzinsuffizienz) auftreten. Sorgfältige Überwachung von Blutdruck, Herzfrequenz, EKG und, bei Bedarf, Dosisanpassung.
Rizatriptan Bei gleichzeitiger Anwendung von Propranolol kann der Plasmaspiegel von Rizatriptan deutlich ansteigen. Es gibt keine konkreten Empfehlungen zur Dosisanpassung für Kinder. Bei Erwachsenen wird eine Dosisreduktion von 10 mg Rizatriptan auf 5 mg empfohlen. Zwischen der Einnahme von Rizatriptan und Propranolol sollen mindestens 2 h liegen.
Amiodaron Additive kardiovaskuläre Effekte und die Hemmung des Metabolismus von Propranolol durch Amiodaron kann zu Hypotonie, Bradykardie und Asystolie führen. Eine sorgfältige Überwachung der Herz-Kreislauf-Parameter (Herzfrequenz, Blutdruck, EKG) ist bei gleichzeitiger Anwendung empfohlen. Amiodaron hat eine sehr lange Halbwertszeit und Wechselwirkungen können Wochen bis Monate nach Absetzen von Amiodaron auftreten.
Fluoxetin, Paroxetin, Citalopram, Escitalopram Wirkungsverstärkung von Propranolol (CYP2D6-Substrat) durch Hemmung von CYP2D6. Es wird die Überwachung des Blutdrucks und der Herzfrequenz empfohlen. Möglicherweise sind niedrigere Propranolol-Dosen angemessen. Erwägen Sie die Anwendung von z.B. Sertralin.
Fluvoxamin Gleichzeitig verabreichtes Fluvoxamin kann den Plasmaspiegel von Propranolol erhöhen und die Wirkung verstärken. Bei einer gleichzeitigen Anwendung wird empfohlen, den Effekt der Betablockade (Blutdruck, Herzfrequenz, EKG) sorgfältig zu überwachen. Gegebenenfalls Dosisanpassung von Propranolol. Erwägen Sie die Anwendung von z.B. Sertralin.
Fingolimod Additive bradykarde Effekte. Kombination, wenn möglich, vermeiden. Wenn eine gleichzeitige Anwendung notwendig ist, sollte zumindest eine über die Nacht andauernde Überwachung der Herzfrequenz und der AV-Überleitung durchgeführt werden.
Stiripentol, Cinacalcet, Terbinafin Wirkungsverstärkung von Propranolol (CYP2D6-Substrat) durch Hemmung von CYP2D6. Es wird die Überwachung des Blutdrucks und der Herzfrequenz empfohlen. Möglicherweise sind niedrigere Propranolol-Dosen angemessen.
Mepivacain Erhöhung der Plasmakonzentration und der systemischen Wirkung von Mepivacain. Überwachung auf Überdosierungssymptome von Mepivacain. Die Mepivacain-Dosis muss möglicherweise reduziert werden, sowohl bei der systemischen als auch bei der lokalen Verabreichung.
Theophyllin Propranolol vermindert die Clearance von Theophyllin und kann somit dessen Plasmakonzentration auf ein toxisches Maß erhöhen. Kombination vermeiden. Wenn eine Kombination unvermeidbar ist, intensiviertes Monitoring und gegebenenfalls Dosisanpassung von Theophyllin.
Rauchen Rauchen kann die Propranolol-Plasmakonzentration verringern. Raucher benötigen womöglich höhere Dosen an Propranolol als Nichtraucher. Überwachen Sie die Betablockade und passen Sie die Dosis entsprechend an.

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

BETA-ADRENOZEPTORANTAGONISTEN

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Beta-Adrenozeptorantagonisten, nichtselektiv

Sotalol

diverse Generika
C07AA07
Beta-Adrenozeptorantagonisten, selektiv

Atenolol

Tenormin®, diverse Generika
C07AB03

Bisoprolol

Concor®, Rivacor®, Bisocor®, Bisostad®
C07AB07

Esmolol

Brevibloc®, diverse Generika
C07AB09

Metoprolol

Beloc®, Seloken®, Metohexal®
C07AB02
Alpha- und Beta-Adrenozeptorantagonisten

Carvedilol

Dilatrend®, div. Generika
C07AG02

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2008
  2. Bayliss SJ, et al , Propranolol treatment for hemangioma of infancy: risks and recommendations, Pediatr Dermatol, 2010, May;27(3), 319-20
  3. Léauté-Labrèze C, et al , Propranolol for severe hemangiomas of infancy, N Engl J Med, 2008, Jun 12;358(24), 2649-51
  4. Victor S, et al, Drugs for preventing migraine headaches in children, Cochrane Database Syst Rev, 2003, (4), CD002761
  5. National High Blood Pressure Education Program Working Group on High Blood Pressure in Children and Adolescents. , The fourth report on the diagnosis, evaluation, and treatment of high blood pressure in children and adolescents, Pediatrics, 2004, Aug;114(2 Suppl 4th Report), 555-76
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Änderungsverzeichnis

  • 24 November 2020 13:28: Neue Monographie "Propranolol"

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung