Guanfacin

Wirkstoff
Guanfacin
Handelsname
Intuniv®
ATC-Code
C02AC02
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Guanfacin ist ein selektiver α2-Rezeptor-Agonist und ein pharmakologisches Derivat des Antisympathotonikums Clonidin. Guanfacin ist kein Stimulans. Der Wirkmechanismus von Guanfacin bei der Behandlung von ADHS ist nicht vollständig geklärt. Präklinische Forschungen deuten darauf hin, dass Guanfacin die Signalübertragung im präfrontalen Kortex und in den Basalganglien durch eine direkte Modifikation der synaptischen Noradrenalin-Übertragung an den α2-Adrenozeptoren verändert. Guanfacin ist ein bekanntes Antihypertensivum. Durch die Stimulation der α2-Rezeptoren bewirkt Guanfacin eine Reduktion der sympathischen Nervenimpulse vom vasomotorischen Zentrum zum Herzen und zu den Blutgefäßen. Dies führt zu einer Abnahme des peripheren Gefäßwiderstandes und des Blutdrucks und zu einer Senkung der Herzfrequenz.

Pharmakokinetik bei Kindern

Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 – 17 Jahren:

Tmax: 5 h
T½: 18 h

Die Pharmakokinetik von Guanfacin bei Kindern (6 bis 12 Jahre) und Jugendlichen (13 bis 17 Jahre) mit ADHS und gesunden erwachsenen Probanden ist vergleichbar. (SmPC Intuniv)

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • ADHS
    • Oral
      • On-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral, zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6-17 Jahren, für die eine Behandlung mit Stimulanzien nicht in Frage kommt oder unverträglich ist oder sich als unwirksam erwiesen hat

Initialdosis: 1 mg einmal täglich. Die Dosis kann in wöchentlichen Abständen in Schritten von maximal 1 mg angepasst werden. In Abhängigkeit vom Ansprechen des Patienten und der Verträglichkeit liegt die empfohlene Erhaltungsdosis bei 0,05 – 0,12 mg/kg/Tag. Dosisanpassungen (Dosiserhöhung bzw. -senkung) bis zu einer verträglichen Höchstdosis innerhalb des empfohlenen optimalen, an das Körpergewicht angepassten Dosisbereichs, basieren auf der klinischen Beurteilung des therapeutischen Ansprechens des Patienten und der Verträglichkeit und können nach der Initialdosis in wöchentlichen Abständen vorgenommen werden:

25 - 41,4 kg: max 4 mg/Tag
41,5-49,4 kg: max 5 mg/Tag
49,5-58,4 kg: max 6 mg/Tag
> 58,5 kg: max 7 mg/Tag

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Guanfacin bei Kindern im Alter unter 6 Jahren ist bisher noch nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.

(SmPC Intuniv Retardtabletten)

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://ema.europe.eu abgerufen werden.

Präparate im Handel

Retardtabletten 1 mg, 2 mg, 3 mg, 4 mg

Guanfacin ist in den verfügbaren Retardtabletten als Guanfacinhydrochlorid enthalten. Die angegebene Stärke bezieht sich auf Guanfacin.

Anwendungshinweis:

Guanfacin kann mit oder ohne gleichzeitige Nahrungsaufnahme eingenommen werden, soll jedoch nicht zusammen mit einer fettreichen Mahlzeit oder mit Grapefruitsaft eingenommen werden. Die Tabletten dürfen vor dem Schlucken nicht zerbissen, zerkaut oder anders zerkleinert werden, weil dies die Freisetzung von Guanfacin beschleunigt.

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Die verfügbaren Retardtabletten enthalten: Lactose, Polysorbat 80

Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

ADHS
  • Oral
    • 6 Jahre bis 12 Jahre und ≥ 25 kg
      [1]
      • Initialdosis: 1 mg/Tag in 1 Dosis über 1 Woche.
      • Erhaltungsdosis: Je nach Wirksamkeit und Verträglichkeit wöchentlich um 1 mg erhöhen auf 2 - 4 mg/Tag in 1 Dosis. Max: 4 mg/Tag.
      • Anwendungshinweis:

        Tablette im Ganzen einnehmen. Nicht pulverisieren oder zerbrechen. Wegen der erhöhten Exposition nicht in Verbindung mit einer fettreichen Mahlzeit einnehmen. Nicht zusammen mit Grapefruitsaft einnehmen.

    • 12 Jahre bis 17 Jahre und 34 bis 41,5 kg
      [1]
      • Initialdosis: 1 mg/Tag in 1 Dosis über 1 Woche.
      • Erhaltungsdosis: Je nach Wirksamkeit und Verträglichkeit wöchentlich um 1 mg erhöhen 2 - 4 mg/Tag in 1 Dosis. Max: 4 mg/Tag.
      • Anwendungshinweis:

        Tablette im Ganzen einnehmen. Nicht pulverisieren oder zerbrechen. Wegen der erhöhten Exposition nicht in Verbindung mit einer fettreichen Mahlzeit einnehmen. Nicht zusammen mit Grapefruitsaft einnehmen.

    • 12 Jahre bis 17 Jahre und 41,5 bis 49,5 kg
      [1]
      • Initialdosis: 1 mg/Tag in 1 Dosis über 1 Woche.
      • Erhaltungsdosis: je nach Wirksamkeit und Verträglichkeit wöchentlich um 1 mg erhöhen auf 2 - 5 mg/Tag in 1 Dosis. Max: 5 mg/Tag.
      • Anwendungshinweis:

        Tablette im Ganzen einnehmen. Nicht pulverisieren oder zerbrechen. Wegen der erhöhten Exposition nicht in Verbindung mit einer fettreichen Mahlzeit einnehmen. Nicht zusammen mit Grapefruitsaft einnehmen

    • 12 Jahre bis 17 Jahre und 49,5 bis 58,5 kg
      [1]
      • Initialdosis: 1 mg/Tag in 1 Dosis über eine Woche.
      • Erhaltungsdosis: Je nach Wirksamkeit und Verträglichkeit wöchentlich um 1 mg erhöhen auf 2 - 6 mg/Tag in 1 Dosis. Max: 6 mg/Tag.
      • Anwendungshinweis:

        Tablette im Ganzen einnehmen. Nicht pulverisieren oder zerbrechen. Wegen der erhöhten Exposition nicht in Verbindung mit einer fettreichen Mahlzeit einnehmen. Nicht zusammen mit Grapefruitsaft einnehmen

    • 12 Jahre bis 17 Jahre und ≥ 58,5 kg
      [1]
      • Initialdosis: 1 mg/Tag in 1 Dosis über 1 Woche.
      • Erhaltungsdosis: Je nach Wirksamkeit und Verträglichkeit wöchentlich um 1 mg erhöhen auf 2 - 7 mg/Tag in 1 Dosis. Max: 7 mg/Tag.
      • Anwendungshinweis:

        Tablette im Ganzen einnehmen. Nicht pulverisieren oder zerbrechen. Wegen der erhöhten Exposition nicht in Verbindung mit einer fettreichen Mahlzeit einnehmen. Nicht zusammen mit Grapefruitsaft einnehmen

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatininclearance unter 30 ml/min) kann eine Dosisreduktion erforderlich sein.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Sehr häufig (>10 %): Somnolenz (41 %), Kopfschmerzen (27 %), Müdigkeit, Oberbauchschmerzen 

Häufig (1 - 10 %): Verminderter Appetit, Gewichtszunahme, Depression, Angstzustände, Labilität, Schlaflosigkeit, Schlafstörungen, Alpträume, Reizbarkeit und Sedierung, Schwindel, Lethargie, Bradykardie, (orthostatische) Hypotonie, Erbrechen, Durchfall, Übelkeit, Verstopfung, Mundtrockenheit, Hautausschlag, Bettnässen. 

Gelegentlich (0,1 - 1 %): Überempfindlichkeit, Agitiertheit, Halluzinationen, Krampfanfall, Synkope, AV-Block 1. Grades, Tachykardie, Sinusarrhythmie, Blässe, Asthma, Dyspepsie, Pruritus, Pollakisurie, Asthenie, Brustschmerzen, verminderte Herzfrequenz und Anstieg der Alaninaminotransferase.

Selten (0,01 - 0,1 %): Hypersomnie, Hypertonie und Unwohlsein.

Sehr selten (<0,01 %): Hypertensive Enzephalopathie (aufgrund von einem Anstieg des Blutdrucks nach abruptem Absetzen von Guanfacin).

Ebenfalls berichtet (Häufigkeit nicht bekannt): Erektile Dysfunktion.

[SmPC Intuniv]

Kontraindikationen bei Kindern

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Kontraindikationen allgemein

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Vor Einleitung der Therapie sollte der kardiovaskuläre Status des Patienten mit Blutdruck- und Herzfrequenzparametern und familienanamnestisch bekannten plötzlichen kardialen/unerklärten Todesfällen beurteilt werden, um Patienten mit einem erhöhten Risiko für Hypotonie, Bradykardie und QT-Verlängerung/einem Arrhythmie-Risiko zu ermitteln.

Die Behandlung mit Guanfacin von Patienten mit anamnestisch bekannter Hypotonie, Herzblock, Bradykardie oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einer Vorgeschichte mit Synkope oder einem Zustand, der sie für das Auftreten eines Kreislaufkollapses anfällig machen kann, wie z. B. Hypotonie, orthostatische Hypotonie, Bradykardie oder Dehydratation, ist mit Vorsicht durchzuführen. Die Patienten sind anzuweisen, reichlich Flüssigkeit zu trinken.

Herzfrequenz und Blutdruck sind während der Dosistitrierung wöchentlich, im ersten Jahr mindestens alle 3 Monate und danach alle 6 Monate (öfter nach Dosisanpassung) zu kontrollieren. Außerdem sollten bei einer Dosisreduktion oder beim Therapieende Blutdruck und Herzfrequenz überwacht werden, da es zu einem reaktiven Anstieg kommen kann.

Körpergröße, Körpergewicht und BMI sollten kontrolliert werden, bevor die Therapie eingeleitet wird, während des ersten Jahres alle 3 Monate, danach alle 6 Monate. 

Während der Dosistitration sollten die Patienten einmal wöchentlich auf Anzeichen und Symptome von Somnolenz und Sedierung, Hypotonie und Bradykardie untersucht werden. Im ersten Jahr der Behandlung sollten die Patienten mindestens alle 3 Monate untersucht werden auf Anzeichen und Symptome von Somnolenz und Sedierung, Hypotonie, Bradykardie und Gewichtszunahme/Adipositasrisiko. Danach sollten Kontrolluntersuchungen alle 6 Monate erfolgen, nach Dosisanpassungen häufiger.

Guanfacin hat mäßigen bis großen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Den Patienten wird davon abgeraten, schwere Maschinen zu bedienen, Fahrzeuge zu führen oder Rad zu fahren, bis sie wissen, wie sie auf die Behandlung mit Guanfacin reagieren 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://www.ema.europa.eu/en).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ANTIADRENERGE MITTEL, ZENTRAL WIRKEND

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Imidazolinrezeptoragonisten

Clonidin

Catapresan®
C02AC01

Referenzen

  1. Shire Pharmaceuticals Ireland Limited, SmPC Intuniv (EU/1/15/1040/001-009) 08-11-2016, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  2. Shire Pharmaceuticals Ireland Ltd, SmPC Intuniv Retardtabletten (EU/1/15/1040/001-009), aufgerufen am 04.02.2022, www.ema.europa.eu

Änderungsverzeichnis

  • 01 April 2022 13:52: Neue Monographie
  • 01 April 2022 13:52: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung