Theophyllin

Wirkstoff
Theophyllin
Handelsname
Theospirex®
ATC-Code
R03DA04
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Theophyllin bewirkt eine Relaxation der glatten Muskulatur von Bronchien und Bronchiolen, wirkt positiv inotrop und positiv chronotrop auf den Herzmuskel, vasodilatatorisch auf Koronargefäße und periphere Gefäße, sowie leicht diuretisch. Theophyllin mindert das Dyspnoeempfinden, stimuliert die Skelettmuskulatur sowie Sekretions- und Inkretionsorgane und besitzt immunmodulatorische und antiinflammatorische Eigenschaften. Die Wirkungsmechanismen von Theophyllin sind bisher noch nicht vollständig geklärt. Eine Hemmung der Phosphodiesterase mit einem intrazellulären cAMP-Anstieg spielt eine Rolle. 

Pharmakokinetik bei Kindern

T1/2:

Frühgeborene:
- Postnatales Alter 3 - 15 Tage: 30 h (17 - 43 h)
- Postnatales Alter 25 - 57 Tage: 20 h (9,4 - 30,6 h)

Reifgeborene:
- Postnatales Alter 1 - 2 Tage: 25,7 h (25 - 26,5 h)
- Postnatales Alter 3 - 30 Wochen: 11 h (6 - 29 h)

Kinder:
- 1 - 4 Jahre: 3,4 h (1,2 - 5,6 h)
- 4 - 6 Jahre: n.a.
- 6 - 17 Jahre: 3,7 (1,5 - 5,9 h)

Theophyllin wird in der Leber metabolisiert. Die Clearance nimmt mit der Reifung der Leber in den ersten Lebensjahren stark zu. Ein Nachteil von Xanthinderivaten ist die geringe therapeutische Breite. Therapeutische Plasmaspiegel für antiasthmatische Wirkungen liegen bei 8 - 15 mg/L.

In einer Populations-PK-Studie bei Neugeborenen mit HIE (hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie), die eine Hypothermiebehandlung erhielten, war die Theophyllin-Clearance niedrig mit einer um 50 % längeren Halbwertszeit von ca. 40 h im Vergleich zu normothermischen Neugeborenen ohne HIE. (Frymoyer et al. 2020)
Bei ECMO-Patient*innen (n=75 Neugeborene und Kinder) einer Populations-PK-Studie war die geschätzte Clearance signifikant niedriger und das Verteilungsvolumen höher als bei Nicht-ECMO-Patient*innen ähnlichen Alters. (Mulla et al. 2003)

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Therapieresistenter Status asthmaticus
    • Intravenös
      • ≥ 6 Monate: On-label
  • Diurese, Prävention von Nierenfunktionsstörungen bei Asphyxie
    • Intravenös
      • Off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös, zur Akutbehandlung von Atemnotzuständen aufgrund einer Verengung der Atemwege (Bronchokonstriktion) bei Asthma bronchiale und anderen obstruktiven Atemwegserkrankungen bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 6 Monaten. 
Theophyllin sollte bei der Behandlung von Kindern mit Asthma nicht als Mittel der ersten Wahl herangezogen werden.

Initialdosis:
Ohne Theophyllinvorbehandlung: 4–5 mg/kg innerhalb von 20-30min
Mit Theophyllinvorbehandlung: 2–2,5 mg/kg innerhalb von 20-30min

Erhaltungsdosis: Kinder 6 Monate bis 9 Jahre:
Stündliche Dosis: 1.–12. Stunde nach Gabe der Initialdosis: 1,0 mg/kg/h; Stündliche Dosis ab der 13. Stunde: 0,8 mg/kg/h; Erhaltungsdosis pro 24 Stunden ab der 13. Stunde: 19,2 mg/kg/24h

Erhaltungsdosis: Kinder ab 9 Jahren und Jugendliche:
Stündliche Dosis: 1.–12. Stunden nach Gabe der Initialdosis 0,8 mg/kg/h, Stündliche Dosis ab der 13. Stunde: 0,64 mg/kg/h; Erhaltungsdosis pro 24 Stunden ab der 13. Stunde: 15,36 mg/kg/24h

Vor allem bei Kindern und Jugendlichen ist eine individuelle Dosiseinstellung erforderlich, abhängig vom klinischen Ansprechen und der Verträglichkeit.

(SmPC Theospirex Ampullen)

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Injektionslösung 20 mg/mL
Filmtabletten retard 150 mg, 300 mg

Anwendungshinweis:

Injektionslösung: zur intravenösen Anwendung

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Die verfügbaren Präparate enthalten: -

Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Therapieresistenter Status asthmaticus
  • Intravenös
    • 2 Monate bis 6 Monate
      [1] [2] [4] [5] [6] [8]
      • Initialdosis: 5 - 10 mg/kg/Dosis, einmalig in 20-60 Minuten.
      • Erhaltungsdosis: 0,4 mg/kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • Initialdosis: Normalerweise reichen 6 mg/kg/Dosis aus
        Theophyllinspiegel zur Erhaltungstherapie zwischen 8 und 15 mg/L eventuell bis 20 mg/L.

        Die Behandlung mit Theophyllin wird aufgrund des mangelnden Zusatznutzens und erhöhten Risikos für Nebenwirkungen bei optimaler Therapie mit kurzwirksamen β-Agonisten nicht mehr empfohlen (GINA 2022).

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    • 6 Monate bis 1 Jahr
      [1] [2] [4] [5] [6] [8]
      • Initialdosis: 5 - 10 mg/kg/Dosis, einmalig in 20-60 Minuten.
      • Erhaltungsdosis: 0,7 mg/kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • Initialdosis: Normalerweise reichen 6 mg/kg/Dosis aus
        Theophyllinspiegel bei Erhaltungstherapie zwischen 8 und 15 mg/L eventuell bis 20 mg/L

        Die Behandlung mit Theophyllin wird aufgrund des mangelnden Zusatznutzens und erhöhten Risikos für Nebenwirkungen bei optimaler Therapie mit kurzwirksamen β-Agonisten nicht mehr empfohlen (GINA 2022).

         

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    • 1 Jahr bis 7 Jahre
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • Initialdosis: 5 - 10 mg/kg/Dosis, einmalig in 20-60 Minuten. Normalerweise reichen 6 mg/kg/Dosis aus.
      • Erhaltungsdosis: 0,9 mg/kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • Theophyllinspiegel bei Erhaltungstherapie zwischen 8 und 15 mg/L eventuell bis 20 g/L.

        Die Behandlung mit Theophyllin wird aufgrund des mangelnden Zusatznutzens und erhöhten Risikos für Nebenwirkungen bei optimaler Therapie mit kurzwirksamen β-Agonisten nicht mehr empfohlen (GINA 2022).

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    • 7 Jahre bis 16 Jahre
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • Initialdosis: 5 - 10 mg/kg/Dosis, einmalig in 20-60 Minuten.
      • Erhaltungsdosis: 0,7 mg/kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • Initialdosis: Normalerweise reichen 6 mg/kg/Dosis aus
        Theophyllinspiegel bei Erhaltungstherapie zwischen 8 und 15 mg/L eventuell bis 20 mg/L

        Die Behandlung mit Theophyllin wird aufgrund des mangelnden Zusatznutzens und erhöhten Risikos für Nebenwirkungen bei optimaler Therapie mit kurzwirksamen β-Agonisten nicht mehr empfohlen (GINA 2022).

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    • ≥ 16 Jahre
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • Initialdosis: 5 - 10 mg/kg/Dosis, einmalig in 20-60 Minuten.
      • Erhaltungsdosis: 0,5 mg/kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • Theophyllinspiegel bei Erhaltungstherapie zwischen 8 und 15 mg/L eventuell bis 20 mg/L.

        Die Behandlung mit Theophyllin wird aufgrund des mangelnden Zusatznutzens und erhöhten Risikos für Nebenwirkungen bei optimaler Therapie mit kurzwirksamen β-Agonisten nicht mehr empfohlen (GINA 2022).

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Diurese, Prävention von Nierenfunktionsstörungen bei Asphyxie

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Bei hohen Plasmaspiegeln können gastrointestinale Wirkungen, zentrale Wirkungen (Kopfschmerzen, Schwindel, Nervosität und Schlafstörungen) und Wirkungen auf das Herz auftreten (Tachykardie und Arrhythmien). Kinder sind besonders empfindlich für zentrale Nebenwirkungen wie Erregung; dies droht vor allem bei Dehydratation, z.B. bei Erbrechen, Diarrhoe und erhöhter Diurese. Toxische Plasmaspiegel (> 20-25 mg/L) können zu Konvulsionen führen. (SmPC Afpred-forte Injektionslösung)

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10%):  Nausea, Erbrechen, Diarrhoe. Schwindel, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Erregungszustände. Palpitation, Extrasystolen, ventrikuläre Arrhythmien; Atemfrequenzsteigerung, Flush, Unruhe (bei zu schneller intravenöser Gabe).

Gelegentlich (0,1-1%): Verstärkte Diurese. Magenreizung; Verstärkung eines bestehenden gastroösophagealen Refluxes. Krampfanfälle, Tremor. Veränderungen der Serumelektrolyte, insbesondere Hypokaliämie, Hyponatriämie, Anstieg von Serum-Calcium und - Kreatinin; Hyperurikämie, Hyperglykämie

Selten (0,01-0,1%): Überempfindlichkeitsreaktionen (u.a. Hautausschlag, Juckreiz, Urticaria, Bronchospasmen) einschließlich anaphylaktischer Reaktionen. Blutdruckabfall und Tachykardie (besonders bei zu schneller intravenöser Gabe)

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Injektionslösung:

  • Überempfindlichkeit gegen andere Xanthinderivate
  • akuter Herzinfarkt
  • Schock, Kollaps
  • akute tachykarde Arrhythmien
  • Kindern unter 6 Monate

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Die Dosierung sollte entsprechend dem Plasmaspiegel und dem klinischen Bild im Falle eines schweren Status asthmaticus festgelegt werden. Aufgrund der begrenzten therapeutischen Breite sollten Schwankungen der Plasmaspiegel so gut wie möglich minimiert werden.
Die Plasmakonzentration von Theophyllin hängt zum Teil von der Interferenz mit anderen Krankheitszuständen ab; es wurde über eine Erhöhung der Plasmaspiegel bei Virusinfektionen, Herzinsuffizienz und Lebererkrankungen berichtet. Bei Herz- oder Leberinsuffizienz muss die Dosierung angepasst werden. Kleinkinder sind empfindlicher für zentrale Nebenwirkungen, wie z. B. Erregung, als Erwachsene; diese Gefahr besteht insbesondere bei Dehydratation, wie Erbrechen, Durchfall und erhöhter Diurese. Bei Rauchern und Kindern (1-16 Jahre) kann die Elimination beschleunigt sein, so dass höhere Dosen verabreicht werden müssen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://www.aspregister.basg.gv.at).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ANDERE MITTEL BEI OBSTRUKTIVEN ATEMWEGSERKRANKUNGEN ZUR SYSTEMISCHEN ANWENDUNG

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Leukotrienrezeptorantagonisten

Montelukast

Singulair®, diverse Generika
R03DC03
Andere Mittel bei obstruktiven Atemwegserkrankungen zur systemischen Anwendung

Mepolizumab

Nucala®
R03DX09

Omalizumab

Xolair®
R03DX05

Referenzen

  1. National Heart,Lung,and Blood Institute Bethesda MD, Expert panel report 3: guidelines for the diagnosis and management of asthma. , 2007, Available from URL: http://www.nhlbi.nih.gov/guidelines/asthma/asthgdln.pdf.
  2. Ream RS, et al, Efficacy of IV theophylline in children with severe status asthmaticus., Chest., 2001 , May;119(5), 1480-8
  3. Mitra A, et al, Intravenous aminophylline for acute severe asthma in children over two years receiving inhaled bronchodilators, Cochrane Database Syst Rev, 2005, (2), CD001276
  4. D'Avila RS, et al, Early administration of two intravenous bolus of aminophylline added to the standard treatment of children with acute asthma, Respir Med, 2008, Jan;102(1), 156-61
  5. Wheeler DS, et al, Theophylline versus terbutaline in treating critically ill children with status asthmaticus: a prospective, randomized, controlled trial, Pediatr Crit Care Med, 2005 , Mar;6(2), 142-7
  6. Roberts G, et al, Intravenous salbutamol bolus compared with an aminophylline infusion in children with severe asthma: a randomised controlled trial, Thorax., 2003, Apr;58(4), 306-10
  7. Seddon P, et al, Oral xanthines as maintenance treatment for asthma in children, Cochrane Database Syst Rev, 2006, (1), CD002885
  8. Hogue SL, et al, Evaluation of three theophylline dosing equations for use in infants up to one year of age, J Pediatr, 1993 , Oct;123(4), 651-6
  9. Karo Pharma AB , SmPC Theo-Dur ( Numre 6607 and 6608) 26-06-2020, www.legemiddelsok.no
  10. Jenik, AG., et al., A randomized, double-blind, placebo-controlled trial of the effects of prophylactic theophylline on renal function in term neonates with perinatal asphyxia., Pediatrics, 2000, 105(4), 511-4
  11. Frymoyer, A., et al. , Theophylline dosing and pharmacokinetics for renal protection in neonates with hypoxic-ischemic encephalopathy undergoing therapeutic hypothermia., Pediatr Res, 2020, 88 (6), 871-877
  12. Bakr, A., et al., Prophylactic theophylline to prevent renal dysfunction in newborns exposed to perinatal asphyxia--a study in a developing country., Pediatr Nephrol, 2005, 20(9), 1249-52
  13. Bhat, GC., et al., Theophylline and aminophylline for prevention of acute kidney injury in neonates and children: a systematic review., Arch Dis Child , 2019, 104(7), 670-679
  14. Raina, A., et al., Treating perinatal asphyxia with theophylline at birth helps to reduce the severity of renal dysfunction in term neonates., Acta Paediatr , 2016, 105(10), e448-51
  15. Mulla, H., et al., Population pharmacokinetics of theophylline during paediatric extracorporeal membrane oxygenation., Br J Clin Pharmacol, 2003, 55(1), 23-31
  16. Eslami, Z., et al., Theophylline for prevention of kidney dysfunction in neonates with severe asphyxia., Iran J Kidney Dis, 2009, 3(4), 222-6
  17. Gebro Pharma GmbH, SmPC Theospirex Ampullen (1-18867) 06-2024, aufgerufen am 12.08.2024, https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/

Änderungsverzeichnis

  • 13 November 2024 13:03: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung