Dexamethason

Wirkstoff
Dexamethason
Handelsname
Dexabene®, Fortecortin®, InfectoDexaKrupp®
ATC-Code
H02AB02
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Dexamethason ist ein monofluoriertes Glucocorticoid mit ausgeprägten antiallergischen, antiphlogistischen und membranstabilisierenden Eigenschaften sowie Wirkungen auf den Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Fettstoffwechsel. Dexamethason besitzt eine etwa 7,5-mal stärkere glucocorticoide Wirkung als Prednisolon und Prednison, im Vergleich zu Hydrocortison ist es 30-mal stärker wirksam, mineralokortikoide Wirkungen fehlen. Glucocorticoide, wie Dexamethason, entfalten ihre biologische Wirkung durch Aktivierung der Transkription von corticoidsensitiven Genen. Die entzündungshemmenden, immunsuppressiven und antiproliferativen Effekte werden u. a. durch verringerte Bildung, Freisetzung und Aktivität von Entzündungsmediatoren und durch Inhibierung der spezifischen Funktionen und der Migration von Entzündungszellen hervorgerufen. Zusätzlich wird die Wirkung sensibilisierter T-Lymphozyten und Makrophagen auf Targetzellen durch Kortikosteroide möglicherweise verhindert.

Pharmakokinetik bei Kindern

Neugeborene/Säuglinge
Die folgenden pharmakokinetischen Daten liegen für Frühgeborene vor (Lugo et al. 1996):

  n Cmax (ng/ml) t½ (h) Cl (ml/kg/min) Vd (l/kg)
< 27 Wochen GA 4 282,75 10,2 1,69 1,26
> 27 Wochen GA 5-8 221,48 4,87 7,58 2,19

 

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

Zulassungsstatus bei Kindern und Jugendlichen < 18 Jahren:

  • Meningitis
    • Intravenös
      • Off-label
  • Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie
    • Oral
      • On-label
    • Intravenös
      • Off-label
  • Stridor-Prophylaxe nach Extubation
    • Intravenös
      • Off-label
  • Stridor-Behandlung nach Extubation
    • Intravenös
      • Off-label
  • Dexamethason-Suppressionstest, kurz
    • Oral
      • Off-label
  • Dexamethason-Suppressionstest, lang
    • Oral
      • Off-label
  • Stressdosierung bei Nebennierenrindeninsuffizienz, wenn orale Verabreichung zu Hause nicht möglich ist.
    • Intramuskulär
      • Off-label
  • Laryngitis subglottica (Pseudokrupp)
    • Oral
      • <1 Monat: Off-label
      • ≥1 Monat: On-label
  • Hirnödem
    • Intravenös
      • On-label
  • Chronische Lungenerkrankungen
    • Intravenös
      • Off-label
  • Behandlung moderater bis schwerer Symptome von COVID-19
    • Intravenös
      • Off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Darreichungsformen

Tabletten 4 mg, 8 mg, 20 mg, 40 mg
Saft 2 mg/5 ml
Ampullen 4 mg, 40 mg, 100 mg
Spritzampullen 40 mg, 100 mg

Allgemein

Dexamethason ist in den im Handel befindlichen Präparaten als Dexamethason oder Dexamethasondihydrogenphosphat-Dinatrium enthalten. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich je nach Hersteller und Darreichungsform auf Dexamethason oder Dexamethason-21-dihydrogenphosphat.

Dexamethason sollte während oder nach einer Mahlzeit genommen werden.

Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:

Präparate Arzneiform Stärke Problematische Hilfsstoffe
DEXABENE® Ampullen 4 mg Propylenglykol
INFECTODEXAKRUPP® Saft 2 mg/5 ml Benzoesäure, Propylenglykol, Sorbitol
DEXAMETHASON HCS® Tabletten 4/8/20/40 mg Lactose
FORTECORTIN® Tabletten 4/8 mg Lactose, Saccharose

 

Die Fachinformationen wurden 03/2020 aufgerufen (https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/).

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Gehe zu:

Meningitis
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • 0,6 mg/kg/Tag in 4 Dosen. Max: 40 mg/Tag.
      • Behandlungsdauer:

        4 Tage

Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [4]
      • < 0,6 m²: 2 mg/Dosis, 2 x tgl.
        ≥ 0,6 m²: 4 mg/Dosis, 2 x tgl.

      • Wenn Ondansetron/Granisetron keine ausreichende Wirkung zeigen und andere Ursachen des Erbrechens ausgeschlossen worden sind. Mit Dexamethason vor Verabreichung des Zytostatikums beginnen.

  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [4]
      • < 0,6 m²: 2 mg/Dosis, 2 x tgl.
        ≥ 0,6 m²: 4 mg/Dosis, 2 x tgl.

      • Wenn Ondansetron und Granisetron keine ausreichende Wirkung zeigen und andere Ursachen des Erbrechens ausgeschlossen worden sind. Mit Dexamethason vor Verabreichung des Zytostatikums beginnen.

Prophylaxe Postextubations-Stridor
  • Intravenös
    • Frühgeborene, Gestationsalter < 37 Wochen
      [15] [17]
      • Initialdosis: Mindestens 4 Stunden vor der Exktubation: 0,25 mg/kg/Dosis, einmalig.
      • Erhaltungsdosis: 0,25 mg/kg/Dosis 8 und 16 Stunden nach der ersten Dosis.
    • Neugeborene
      [15] [17]
      • Initialdosis: Mindestens 4 Stunden vor der Extubation: 0,25 mg/kg/Dosis, einmalig.
      • Erhaltungsdosis: 0,25 mg/kg/Dosis 8 und 16 Stunden nach der ersten Dosis.
    • 1 Monat bis 18 Jahre und < 40 kg
      [1] [5] [8] [10] [15] [19]
      • Vor der Extubation: 0,5 mg/kg/Dosis bei Bedarf wiederholen. Max: 40 mg/Tag.
    • 1 Monat bis 18 Jahre und ≥ 40 kg
      [5] [8] [10] [15]
      • Vor der Extubation: 20 mg/Dosis bei Bedarf wiederholen. Max: 40 mg/Tag.
Behandlung Postextubations-Stridor
  • Intravenös
    • Frühgeborene Gestationsalter < 37 Wochen
      • 0,25 mg/kg/Dosis, einmalig bei Bedarf wiederholen.
    • Neugeborene
      • 0,25 mg/kg/Dosis, einmalig bei Bedarf wiederholen.
    • 1 Monat bis 18 Jahre und < 40 kg
      [8]
      • 0,5 mg/kg/Dosis, einmalig bei Bedarf wiederholen. Max: 40 mg/Tag.
    • 1 Monat bis 18 Jahre und ≥ 40 kg
      [8]
      • 20 mg/Dosis, einmalig bei Bedarf wiederholen. Max: 40 mg/Tag.
Dexamethason Suppressionstest, kurz
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • 0,58 mg/m²/Dosis, einmalig.
      • Einmalige Dosis um 23:00 Uhr verabreichen, Dosis auf 0,25 mg aufrunden. Um 08:00 Uhr Plasmakonzentration messen.

Dexamethason Suppressionstest, lang
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • 2 mg/Tag in 4 Dosen.
      • Alternativ 2 mg/1,73m2 über 2 Tage nach Rücksprache mit einem Endokrinologen

Stressdosierung bei Nebennierenrindeninsuffizienz, wenn eine orale Verabreichung Zuhause nicht möglich ist
  • Intramuskulär
    • Neugeborene
      [1]
      • 1 mg/Dosis, einmalig.
      • Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bzgl. der Beschreibung von Stresssituationen

    • 1 Monat bis 1 Jahr
      [1]
      • 1 mg/Dosis, einmalig.
      • Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bzgl. der Beschreibung von Stresssituationen

    • 1 Jahr bis 6 Jahre
      [1]
      • 2 mg/Dosis, einmalig.
      • Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bzgl. der Beschreibung von Stresssituationen

    • ≥ 6 Jahre
      [1]
      • 4 mg/Dosis, einmalig.
      • Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bzgl. der Beschreibung von Stresssituationen

Ausschleichschema
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • Bei Verwendung über mehr als 10 Tage ausschleichen
        0,5 mg Dexamethason entspricht ca. 15 mg Hydrocortison (4 mg entsprechen 120 mg). Bei Langzeitanwendung ist Dexamethason auf 4 mg/Tag auszuschleichen, danach auf Hydrocortison umstellen (oder 30 mg Prednison) und laut Abbauschema für Hydrocortison bzw. Prednison ausschleichen.

Laryngitis subglottica (Pseudokrupp)
  • Oral
    • 1 Monat bis 3 Monate
      [20]
      • 0,15 mg/kg/Dosis, einmalig.
    • 3 Monate bis 18 Jahre
      [2]
      • 0,15 - 0,6 mg/kg/Dosis, einmalig. Max: 16 mg/Dosis.
      • Bei Bedarf kann bei unzureichendem klinischen Ansprechen nach 24-48 h eine zweite Verabreichung in Erwägung gezogen werden 

Chronische Lungenerkrankungen
  • Intravenös
    • Frühgeborene, Gestationsalter < 28 Wochen
      [6] [7] [12] [13] [14] [16] [18]
      • Anfangsdosis: Tag 1-3: 0,2 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
        Wählen Sie dann je nach Ansprechen ein kurzes oder langes Therapieschema:

        Kurzes Therapieschema:
        Tag 4 und 5: 0,1 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
        Tage 6 und 7: 0,05 mg/kg/Tag in 2 Dosen.

        Langes Therapieschema:
        Tag 4, 5 und 6: 0,15 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
        Tag 7-10: 0,1 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
        Tag 11-14: 0,05 mg/kg/Tag in 2 Dosen.

        Je nach Krankheitsbild kann ein anderes Therapieregime gewählt werden.

Hirnödem
  • Oral
    • 0 Jahre bis 12 Jahre
      [20]
      • 1 - 2 mg/kg/Tag in 3 - 4 Dosen. Max: 16 mg/Tag.
Behandlung moderater bis schwerer Symptome von COVID-19
  • Intravenös
    • Frühgeborene Gestationsalter < 37 Wochen
      [22] [23]
      • 0,075 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 3 mg/Tag.
      • Behandlungsdauer:

        max. 10 Tage

      • Nur bei Patienten, die Atemunterstützung erhalten (Sauerstoff oder invasive Beatmung)

    • Neugeborene
      [22] [23]
      • 0,075 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 3 mg/Tag.
      • Behandlungsdauer:

        max. 10 Tage

      • Nur bei Patienten, die Atemunterstützung erhalten (Sauerstoff oder invasive Beatmung)

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [22] [23]
      • 0,15 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 6 mg/Tag.
      • Behandlungsdauer:

        max. 10 Tage

      • Nur bei Patienten, die Atemunterstützung erhalten (Sauerstoff oder invasive Beatmung)

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Hyperglykämie, Herzrhythmusstörungen.
Bei Langzeitanwendung supraphysiologischer Dosierungen: Wachstumsverzögerung und Osteoporose, neben Magen-Darm-Ulzera verschlechterte Abwehr gegen Infektionen, Fettsucht und Unterdrückung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse. Intrakranielle Druckerhöhung mit Stauungspapille (Pseudotumor cerebri), vor allem bei Kindern während oder kurz nach schnellem Absetzen.
Retinopathie bei Frühgeborenen.
Hypertrophe Kardiomyopathie bei Frühgeborenen. Nach einer frühen Behandlung (<96 Stunden) mit Initialdosen von 2x täglich 0,25 mg/kg Dexamethason von Frühgeborenen mit einer chronischen Lungenerkrankung wurden unerwünschte Langzeitfolgen bei der neurologischen Entwicklung beobachtet.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Infektionen und parasitäre Erkrankungen Erhöhte Anfälligkeit gegenüber bzw. Exazerbation von (latenten) Infektionen mit Maskierung der klinischen Symptome, opportunistische Infektionen, Reaktivierung einer latenten Tuberkulose, Exazerbation von Augeninfektionen, Candidose
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems Leukozytose, Lymphopenie, Eosinopenie, Polyglobulie
Erkrankungen des Immunsystems Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich Anaphylaxie, Immunsuppression
Endokrine Erkrankungen Suppression der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse und Induktion eines Cushing-Syndroms (typische Symptome: Vollmondgesicht, Plethora, Stammfettsucht), sekundäre Nebennierenrinden- und Hypophyseninsuffizienz (besonders bei Belastungen wie Traumata oder chirurgischen Eingriffen)
Stoffwechsel- und  Ernährungsstörungen Gewichtszunahme, negative Protein- und Calciumbilanz, erhöhter Appetit, Natrium- und Wasserretention, Kaliumverlust (cave: Rhythmusstörungen), hypokaliämische Alkalose, Manifestation eines latenten Diabetes mellitus, gestörte Kohlenhydrattoleranz mit erhöhtem Dosisbedarf der antidiabetischen Therapie, Hypercholesterolämie, Hypertriglyceridämie
Psychiatrische Erkrankungen Psychische Abhängigkeit, Depression, Schlaflosigkeit, Aggravation einer Schizophrenie, psychische Störungen von Euphorie bis hin zu manifesten Psychosen
Erkrankungen des Nervensystems Erhöhter Hirndruck mit Papillenödem bei Kindern (Pseudotumor cerebri), normalerweise nach Absetzen der Behandlung; Manifestation einer latenten Epilepsie, Erhöhung der Anfallsbereitschaft bei manifester Epilepsie
Augenerkrankungen Erhöhter intraokulärer Druck, Glaukom, Papillenödem, Katarakt, insbesondere mit hinterer subkapsulärer Trübung, Cornea- und Skleraatrophie, Begünstigung viraler, fungaler und bakterieller Entzündungen am Auge, Verschlechterung der Symptome bei Hornhautulcus, verschwommenes Sehen
Herzerkrankungen Herzmuskelriss nach kürzlich erlittenem Herzinfarkt, Herzinsuffizienz bei vorbelasteten Patienten, hypertrophe Kardiomyopathie bei Früh- und Neugeborenen sowie Säuglingen
Gefäßerkrankungen Hypertonie, Vaskulitis, Erhöhung des Arteriosklerose- und Thrombose/Thromboembolierisikos
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums Schuckauf
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Dyspepsie, Magenulzera mit Perforation und Blutungen, akute Pankreatitis, ulzerative Ösophagitis, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Hirsutismus, Hypertrichose, Hautatrophie, Teleangiektasien, Striae, Erythema, Steroidakne, Petechien, Ekchymosen, allergische Dermatitis, Urtikaria, angioneurotisches Ödem, ausdünnendes Haupthaar, Pigmentstörungen, erhöhte Kapillarfragilität, rosazeaartige periorale Dermatitis
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen Wachstumshemmung bei Säuglingen, Kindern und Heranwachsenden, vorzeitiger Epiphysenschluss, Osteoporose, Frakturen der Wirbelsäulen- und Röhrenknochen, aseptische Nekrose der Femur- und der Humerusköpfe, Sehnenrisse, proximale Myopathie, Muskelschwäche, Verlust von Muskelmasse
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse Unregelmäßige Menstruation, Amenorrhoe, Impotenz
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am  Verabreichungsort Verzögerte Wundheilung, Unwohlsein, Steroidentzugssyndrom: eine zu schnelle Reduzierung der Corticosteroid-Dosierung nach einer längeren Behandlung kann zu akuter Nebennierenrindeninsuffizienz, Hypotonie und zum Tod führen. Ein Entzugssyndrom kann mit Fieber, Myalgie, Arthralgie, Rhinitis, Konjunktivitis, schmerzhaften, juckenden Hautknoten und Gewichtsverlust einhergehen
Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen Vermindertes Ansprechen auf Impfungen und Hauttests, Neigung zu Blutergüssen

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Sofern die Injektionsflüssigkeit Benzylalkohol enthält: Früh- und Neugeborene.

Kontraindikationen allgemein

Je nach Präparat unterschiedlich. Konsultieren Sie die Fachinformation.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Das Wachstum und die Entwicklung von Säuglingen und Kindern ist bei Langzeitanwendung von Corticosteroiden genau zu beobachten; um einer Wachstumsstörung vorzubeugen, ist eine alternierende Therapie anzustreben. Windpocken und Masern können bei nicht-immunen Patienten, die Corticosteroide verwenden, einen schwereren und selbst fatalen Verlauf nehmen; exponierte Patienten müssen sich direkt in medizinische Behandlung begeben.

Leichter Stress: Unwohlsein, Trägheit, Körpertemperatur <38,0 °C, kurzzeitige körperliche Belastung
Mäßiger Stress: Leicht erhöhte Körpertemperatur zwischen 38.0-39.0 °C, leichter grippaler Infekt, Impfung, Betäubung (Zahnarzt). Auch psychischer Stress (Test, Prüfung) oder schwere körperliche Belastung können in Ausnahmefällen die temporäre Erhöhung der Substitutionsdosis auf eine 2-3-fache Dosis begründen. Die Körpertemperatur ist nicht immer ein guter Parameter zur Beurteilung von Stress
Schwerer Stress: Körpertemperatur >39°C, Erbrechen, Diarrhoe, schwer krank, Unfall, Operation, Narkose (für peri-operative Versorgung siehe Monographie Prednisolon)

Die verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass auf lange Sicht bei Frühgeborenen mit chronischer Lungenerkrankung durch die frühe Behandlung (<96 h) mit Dexamethason mit einer Initialdosis von 0,25 mg/kg zwei Mal pro Tag die neurologische Entwicklung beeinflusst werden kann.

Nach Verabreichung an Frühgeborene wurde über hypertrophe Kardiomyopathie berichtet. Daher ist eine angemessene diagnostische Bewertung und Überwachung der Herzfunktion und -struktur durchzuführen.

 

 


 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Bei einer langdauernden Behandlung sind ärztliche (auch augenärztliche) Kontrollen angezeigt.
  • Abruptes Absetzen einer mehr als 10 Tage durchgeführte Medikation kann zum Auftreten einer akuten Nebennierenrindeninsuffizienz führen. Eine Nebennierenrinden- Insuffizienz, die durch eine Glucocorticoidtherapie bedingt ist, kann abhängig von der Dosis und Therapiedauer noch mehrere Monate und in Einzelfällen länger als ein Jahr nach Absetzen der Therapie anhalten. Eine langsame Dosisreduktion wird bei Therapieende empfohlen.
  • Bei besonderem körperlichen Stress kann eine Dosiserhöhung während der Behandlung notwendig sein.
  • Eine intravenöse Injektion soll langsam erfolgen, (2 – 3 Minuten), da bevorzugt bei zu rascher Injektion kurzfristige, bis zu 3 Minuten anhaltende, an sich harmlose Nebenerscheinungen in Form von unangenehmem Kribbeln oder Parästhesien auftreten können.
  • Bei lokaler Anwendung sind systemische Neben- und Wechselwirkungen zu beachten.
  • Die intraartikuläre Gabe von Glucocorticoiden erhöht die Gefahr einer Gelenksinfektion.
  • Längerfristige und wiederholte Anwendung von Glucocorticoiden in gewichttragenden Gelenken kann zu einer Verschlimmerung der verschleißbedingten Veränderungen im Gelenk führen (möglicherweise durch Überbelastung nach Symptomreduktion).
  • Eine Behandlung mit Dexamethason kann das Risiko von bakteriellen, viralen, fungalen, parasitischen und opportunistischen Infektionen auf Grund der immunsuppressiven Wirkung verstärken. Die Symptome einer manifestierten oder sich entwickelnden Infektion können verschleiert sein und latente Infektionen können reaktiviert werden. Spezielle Viruserkrankungen (Windpocken, Masern) können bei Patienten, die mit Glucocorticoiden behandelt werden, besonders schwer verlaufen.
  • Eine Therapie mit Dexamethason sollte nur unter strengster Indikationsstellung und ggf. zusätzlicher gezielter antiinfektiöser Therapie durchgeführt werden bei folgenden Erkrankungen:
    • akute Virusinfektionen (Herpes zoster, Herpes simplex, Varizellen, Keratitis herpetica)
    • HBsAG-positive chronisch-aktive Hepatitis
    • ca. 8 Wochen vor bis 2 Wochen nach Schutzimpfungen mit Lebendimpfstoffen
    • systemische Mykosen und Parasitosen (z.B. Nematoden)
    • Verdacht auf oder bestätigte Strongyloidiasis (Zwergfadenwurminfektion). Die Behandlung mit Glucocorticoiden kann zur Strongyloides-Hyperinfektion und Verbreitung mit ausgedehnter Larvenwanderung führen.
    • Poliomyelitis
    • Lymphadenitis nach BCG-Impfung
    • akute und chronische bakterielle Infektionen
    • bei Tuberkulose in der Anamnese (cave Reaktivierung!) Anwendung nur unter Tuberkulostatika-Schutz
  • Zusätzlich sollte eine Therapie mit Dexamethason nur unter strenger Indikationsstellung und ggf. zusätzlicher spezifischer Therapie durchgeführt werden bei:
    • Magen-Darm-Ulzera
    • schwerer Osteoporose
    • schwer einstellbarer Hypertonie
    • schwer einstellbarem Diabetes mellitus
    • psychiatrischen Erkrankungen (auch anamnestisch)
    • Eng- und Weitwinkelglaukom
    • Hornhautulzerationen und Hornhautverletzungen
  • Wegen der Gefahr einer Darmperforation darf Dexamethason nur bei zwingender Indikation und unter entsprechender Überwachung angewendet werden bei:
    • schwerer Colitis ulcerosa mit drohender Perforation
    • Divertikulitis
    • Enteroanastomosen (unmittelbar postoperativ)
      Die Zeichen einer peritonealen Reizung nach gastrointestinaler Perforation können bei Patienten, die hohe Dosen von Glucocorticoiden erhalten, fehlen.
  • Bei Diabetikern ist unter Glucocorticoid-Therapie eventuell ein erhöhter Bedarf an oralen Antidiabetika oder Insulin notwendig.
  • Während der Behandlung mit Dexamethason ist eine regelmäßige Blutdruckkontrolle erforderlich.
  • Bei Patienten mit Herzinsuffizienz besteht die Gefahr einer Verschlechterung.
  • Vor folgenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen wird unter Glucocorticoid-Therapie gewarnt:
    • Bradykardie kann auftreten
    • Myokardrupturen sind nach Myokardinfarkten aufgetreten
    • Schwere anaphylaktische Reaktionen
    • Sehstörungen (Überweisung des Patienten an den Augenarzt und Untersuchung auf u.a. Katarakt, Glaukom, seltenere Erkrankungen wie zentrale seröse Chorioretinopathie oder sekundäre Augeninfektionen)
    • Euphorie, Depression, psychotische Tendenzen (Beginn innerhalb weniger Therapie-Tage oder –Wochen; am wahrscheinlichsten bei Anwendung hoher Dosen, aber auch bei Absetzen oder Dosisreduktion). Die meisten Probleme verschwinden bei Dosisreduktion oder bei Absetzen der Medikation.
  • Vorsicht bei Patienten mit Herpes-simplex-Infektionen im Auge, Hornhautperforationen sind möglich.
  • Impfungen mit Totimpfstoffen sind grundsätzlich möglich. Bei höheren Dosen von Corticosteroiden kann der Impferfolg beeinträchtigt werden.
  • Corticosteroide sollten nicht in Verbindung mit einer Kopfverletzung angewendet werden, da sie wahrscheinlich nicht von Nutzen sein werden oder sogar Schäden anrichten können.
  • Nach Anwendung von systemischen Corticosteroiden wurden Phäochromozytom-Krisen berichtet, die tödlich verlaufen können. Bei vermutetem oder identifiziertem Phäochromozytom nur nach angemessener Nutzen-Risiko-Bewertung!
  • Bei hohen Dosen ist auf eine ausreichende Kaliumzufuhr und auf Natriumrestriktion zu achten und der Serum-Kalium-Spiegel zu überwachen.
  • Abhängig von Dauer und Dosierung der Behandlung ist eine Osteoporose-Prophylaxe in Erwägung zu ziehen (v.a. bei bestehenden Risikofaktoren). Die Vorbeugung besteht in ausreichender Calcium- und Vitamin D-Zufuhr und körperlicher Aktivität.
  • Bei Beendigung oder gegebenenfalls Abbruch der Langzeitgabe von Glucocorticoiden ist an folgende Risiken zu denken: Exazerbation bzw. Rezidiv der Grundkrankheit, akute NNR-Insuffizienz, Cortison- Entzugssyndrom.
  • Nach der Marktzulassung wurde bei Patienten mit malignen hämatologischen Erkrankungen nach der Anwendung von Dexamethason allein oder in Kombination mit anderen chemotherapeutischen Mitteln das Tumorlyse-Syndrom (TLS) beobachtet. Engmaschige Überwachung bei Patienten mit hoher Tumorlast, hoher Proliferationsrate und hoher Empfindlichkeit gegenüber Zytostatika.
  • Die intramuskuläre Applikation sollte aus folgenden Gründen nur noch ausnahmsweise erfolgen:
    • lokale Unverträglichkeit und Gewebsschwund (Fettgewebs- und Muskelatrophie) sind möglich
    • Unsicherheit in der Dosierung: initial Dosisüberschuss, später ungenügende Wirkung
    • Diskrepanz zwischen Dauer des erwünschten therapeutischen Effektes und der Hemmwirkung auf die Hypothalamus- Hypophysen-NNR-Achse

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Antazida Bei Einnahme zusammen mit Antazida, besonders mit hohen Dosen, ist eine verminderte Wirksamkeit peroral eingenommener Glucocorticoide nicht auszuschließen. Vorsichtshalber ist die Einnahme um 2-4 Stunden zu trennen.
Antidiabetika Die blutzuckersenkende Wirkung wird vermindert. Hyperglykämien können auftreten. Überwachung der Blutglucose und evtl. des HbA1c. Gegebenenfalls Dosisanpassung.
Aprepitant, Fosaprepitant (CYP3A4-Inhibitoren) Erhöhte Plasmakonzentration von Dexamethason. Falls diese Kombination zur Prävention von Chemotherapie-induziertem Erbrechen eingesetzt wird, sollten die Dexamethasondosen reduziert werden.
Indinavir Verstärkte Wirkung und Erhöhung der Plasmakonzentration von Dexamethason durch Hemmung des Abbaus. Kombination vermeiden. Sofern die Kombination unvermeidbar ist, Überwachung auf systemische Corticosteroid-Nebenwirkungen (wie Cushing-Syndrom).
CYP3A4-Induktoren wie Carbamazepin, Lumacaftor, Rifampicin, Phenytoin, Barbituraten Verminderte Wirkung und verringerte Plasmakonzentrationen von Dexamethason durch Steigerung des Abbaus. Sofern die Kombination erforderlich ist, klinische Überwachung des Patienten bzw. Erhöhung der Dosis nach Bedarf.
Dasatinib, Rilpivirin, (CYP3A4-Substrate) Mäßige CYP3A4-Induktoren wie Dexamethason können die Plasmakonzentration von CYP3A4 Substraten verringern, woraus möglicherweise ein Therapieversagen resultiert. Die gleichzeitige Anwendung sollte vermieden werden.
Dinutuximab Systemisch verabreichte Glucocorticoide können die Wirkung von Dinutuximab beeinträchtigen. Während der Behandlung mit Dinutuximab wird empfohlen, auf die systemische Behandlung mit Glucocorticoiden zu verzichten.
Diuretika, kaliuretisch Gefahr einer Hypokaliämie. Symptome der Hypokaliämie sind Muskelschwäche, Hyporeflexie, Somnolenz und typische EKG-Veränderungen. Monitoring der Kalium-Serumkonzentration und gegebenenfalls Kalium-Substitution.
Lebendimpfstoffe Patienten, die mit Lebend-Impfstoffen geimpft werden, während ihre Immunreaktion durch Glucocorticoide unterdrückt ist, können in Einzelfällen am Impfkeim erkranken, teils lebensbedrohlich. Außerdem kann die Serokonversion beeinträchtigt werden. Je nach Hersteller kontraindiziert.
NSAID Additive Risikoerhöhung für Ulzera und Blutungen. Diese können nach mindestens einwöchiger Behandlung, aber auch nach mehreren Wochen oder Monaten der Therapie auftreten. Das Risiko steigt mit der Dauer der Behandlung. Überwachung auf gastrointestinale Ulzera und okkultes Blut im Stuhl und Einsatz möglichst niedriger Dosen. Die gleichen Vorsichtsmaßnahmen gelten für COX-2-Hemmer, auch wenn das Risiko hier etwas geringer ist. Paracetamol kann je nach Indikation als Alternative erwogen werden. Bei Patienten mit erhöhtem Ulkus-Risiko kann die Gabe von Protonenpumpenblockern zur Primärprophylaxe erwogen werden.
Phenytoin Durch einen noch unbekannten Mechanismus wurden erhöhte aber auch erniedrigte Spiegel von Phenytoin beobachtet. Plasma-Spiegel-Monitoring von Phenytoin und gegebenenfalls Dosisanpassung.
Praziquantel Verminderte Praziquantel-Plasmakonzentrationen im Gleichgewicht wurden gefunden (vermutlich bedingt durch CYP3A4-Induktion von Dexamethason). Bei der Behandlung des Trematodenbefalls soll eine systemische Behandlung mit Dexamethason mindestens eine Woche vor Beginn einer Behandlung mit Praziquantel abgesetzt werden. Bei der Behandlung der Neurozystizerkose soll über die Zweckmäßigkeit einer zusätzlichen Glucocorticoidgabe individuell entschieden werden. Praziquantel zur Behandlung von Bandwürmern im Darm ist von der Interaktion nicht betroffen, da hier die lokale Wirkung im Darm entscheidend ist.
Ritonavir, Ketoconazol, Itraconazol oder Voriconazol (CYP3A4-Inhibitoren) Verstärkte Wirkung und Erhöhung der Plasmakonzentration von Dexamethason durch Hemmung des Abbaus. Überwachung auf systemische Corticosteroid-Nebenwirkungen (wie Cushing-Syndrom) und gegebenenfalls Dosisanpassung von Dexamethason
Saccharomyces cerevisiae Patienten, die während einer immunsuppressiv wirksamen, hochdosierten Glucocorticoid-Behandlung Hefepräparate (Saccharomyces cerevisiae) erhielten, erkrankten in Einzelfällen an Fungämien und Hefeinfektionen innerer Organe. Kombination vermeiden bei hochdosierter Glucocorticoid-Therapie. Cushing-Symptome deuten eine Immunsuppression an. Lokale und inhalative Glucocorticoide wirken in der Regel nicht immunsuppressiv.
Starke CYP3A4-Inhibitoren und inhalativ/nasal/okulär/lokal angewendete Glucocorticoide Verstärkte systemische Effekte von Dexamethason. Besonders bei länger dauernder Behandlung ist auf systemische Corticoid-Effekte zu achten. Bei inhalativer/nasaler Anwendung: Kombination vermeiden. Ist die Behandlung mit einem inhalativen Glucocorticoid unerlässlich, kann eventuell Beclometason eingesetzt werden, das in geringerem Ausmaß interagiert. Die inhalativen Glucocorticoide sollen in der niedrigst wirksamen Dosis über möglichst kurze Zeit angewandt werden.
Vitamin-K-Antagonisten Durch einen noch unbekannten Mechanismus kann es zu einer Beeinflussung der antikoagulatorischen Wirkung kommen. Überwachung der INR und gegebenenfalls Anpassung der Dosis. Überwachen Sie den Hämoglobinspiegel, um eine Blutung frühzeitig zu erkennen.

 

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

CORTICOSTEROIDE ZUR SYSTEMISCHEN ANWENDUNG, REIN

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Mineralocorticoide

Fludrocortison

Astonin H®
H02AA02
Glucocorticoide

Hydrocortison

Alkindi®, Hydrocortone®
H02AB09

Methylprednisolon

Metasol®, Solu-Medrol®, Urbason®
H02AB04

Prednisolon

Aprednislon®, Prednisolut®, Solu-Dacortin®, div. Generika
H02AB06

Prednison

Rectodelt®
H02AB07

Triamcinolon

Volon®, Solu-Volon®, Trispan®
H02AB08

Referenzen

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Änderungsverzeichnis

  • 29 Juli 2020 12:17: Neue Monographie "Dexamethason"
  • 24 Juli 2020 10:29: Neue Monographie "Dexamethason"

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung