Zulassung der Dosierungsempfehlungen
Zulassungsstatus bei Kindern und Jugendlichen < 18 Jahren:
- Febrile Neutropenie
- parenteral
- <2 Jahre: Off-label
- ≥2 Jahre: On-label
- Infektionen bei Cystischer Fibrose
- Intra-abdominelle Infektionen
- parenteral
- <2 Jahre: Off-label
- ≥2 Jahre: On-label
Auszug aus Fachinformation
Verfügbare Darreichungsformen und Stärken
Darreichungsformen
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung 4 g / 0,5 g
Allgemein
Piperacillin und Tazobactam liegen jeweils als Natriumsalz vor.
Pharmakodynamik
Piperacillin gehört zu den Breitband-Penicillinen zur systemischen Anwendung und ist mit dem Beta-Lactamase-Inhibitor Tazobactam kombiniert. Piperacillin wirkt bakterizid durch Hemmung der Zellwandsynthese, Tazobactam ist ein Hemmer vieler Beta-Lactamasen und schützt Piperacillin vor dem Abbau.
In der Regel empfindliche Spezies: Enterococcus faecalis, Listeria monocytogenes, Staphylococcus aureus (Methicillin-empfindlich), Staphylococcus-Spezies (Koagulase-negativ, Methicillin-empfindlich), Streptococcus pyogenes, Streptokokken der Gruppe B, Citrobacter koseri, Haemophilus influenzae, Moraxella catarrhalis, Proteus mirabilis, Clostridium-Spezies, Eubacterium-Spezies, Peptostreptococcus-Spezies, Bacteroides-fragilis-Gruppe, Fusobacterium-Spezies, Porphyromonas-Spezies, Prevotella-Spezies
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können: Enterococcus faecium, Streptococcus pneumoniae, Streptococcus-viridans-Gruppe, Acinetobacter baumannii, Burkholderia cepacia, Citrobacter freundii, Enterobacter-Spezies, Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Morganella morganii, Proteus vulgaris, Providencia ssp., Pseudomonas aeruginosa, Serratia-Spezies
Von Natur aus resistente Spezies: Corynebacterium jeikeium, Legionella-Spezies, Stenotrophomonas maltophilia, Chlamydophila pneumoniae, Mycoplasma pneumoniae
Pharmakokinetik
Es wurden folgende pharmakokinetische Parameter ermittelt (Li 2013, Reed 1994):
Alter |
t½ (PIP) |
t½ (PIP-TAZ) |
Vd |
Cl (PIP) |
Cl (PIP-TAZ) |
<2 Monate |
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0,13 l/kg/Stunde |
0,15 l/kg/Stunde |
2 bis 5 Monate |
1,4 Stunden |
1,6 Stunden |
0,24 l/kg |
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6 bis 23 Monate |
0,9 Stunden |
1,0 Stunden |
0,24 l/kg |
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2 bis 12 Jahre |
0,7 Stunden |
0,8-0,9 Stunden |
0,24 l/kg |
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0,27 l/kg/Stunde |
Vd=Verteilungsvolumen
Dosierungen
Febrile Neutropenie, Infektionen bei cystischer Fibrose, intraabdominelle Infektionen |
- Intravenös
-
1 Monat
bis
18 Jahre
320/40 mg/kg/Tag in 4 Dosen.
Max. bei febriler Neutropenie und cystischer Fibrose: 18/2,25 g/Tag. Max. bei intraabdominellen Infektionen: 16/2 g/Tag
Alternativ: als Dauerinfusion verabreichen: 300/37,5 mg/kg/Tag, max. 18/2,25 g/Tag
- Behandlungsdauer:
Die Behandlungsdauer sollte sich nach dem Schweregrad der Infektion und dem klinischen und bakteriologischen Verlauf richten. Es wird eine Behandlung von mindestens 5 und maximal 14 Tagen empfohlen, wobei die Fortsetzung der Verabreichung bis 48 Stunden nach Abklingen klinischer Anzeichen und Symptome zu beachten ist.
CF: vorzugsweise in Kombination mit einem Aminoglykosid oder einem anderen gegen Pseudomonas wirksamen Antibiotikum verwenden.
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Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 8 Stunden
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 12 Stunden
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
50 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 8 Stunden
Klinische Konsequenzen
Bei hohen parenteralen Dosen kann u.a. Neurotoxizität auftreten (z.B. Konvulsionen).
Bei Dialyse
Der Hersteller gibt an, dass bei Dialysepatienten 50% der normalen Einzeldosis mit einem Intervall von 8 Stunden zwischen 2 Dosen angewendet werden können. Nach jeder Dialyse 1 zusätzliche Gabe von 50% der normalen Einzeldosis.
BETALACTAM-ANTIBIOTIKA, PENICILLINE
Penicilline mit erweitertem Wirkungsspektrum |
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J01CA04
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J01CA01
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Beta-Lactamase-sensitive Penicilline |
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J01CE01
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J01CE08
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J01CE02, J01CE10
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Beta-Lactamase-resistente Penicilline |
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J01CF05
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Kombinationen von Penicillinen, inkl. Beta-Lactamase-Inhibitoren |
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J01CR02
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J01CR21
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J01CR04
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Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Thrombophlebitis und Schmerzen an der Injektionsstelle, Thrombozytenaggregationsstörungen, Diarrhoe, Erbrechen, Übelkeit, Hautausschlag, Erythem, Juckreiz, Urtikaria und allergische Reaktionen anaphylaktischer Art. Piperacillin wird mit einem gesteigerten Auftreten von Fieber und Ausschlag bei Patienten mit cystischer Fibrose assoziiert.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Dyspepsie, Bauchschmerzen, Hautausschläge einschließlich makulopapulöser Ausschläge, Pruritus, Candida-Superinfektion, Thrombozytopenie, Anämie, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Pyrexie, Reaktionen an der Einstichstelle, Alanin-Aminotransferase erhöht, Aspartat-Aminotransferase erhöht, Gesamtprotein erniedrigt, Albumin im Blut erniedrigt, direkter Coombs-Test positiv, Kreatinin im Blut erhöht, Alkalische Phosphatase im Blut erhöht, Blutharnstoff erhöht, Verlängerung der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Überempfindlichkeit gegenüber anderen Penicillinen
- Akute schwere allergische Reaktionen auf andere Beta-Laktam-Wirkstoffe (z.B. Carbapeneme, Monobactame, Cephalosporine) in der Anamnese.
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Die Bestimmung der Galactomannane im Serum (Aspergillus Antigen) kann fälschlicherweise zu einer positiven Reaktion führen. Kreuzallergien mit anderen Penicillinen und Cephalosporinen können bestehen. Schwere und anhaltende Diarrhoe während und nach einer Behandlung kann auf eine Antibiotika-assoziierte Colitis hinweisen. In solchen Fällen ist die Behandlung unverzüglich abzusetzen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließlich anaphylaktischer Schock) mit gelegentlich tödlichem Ausgang sind aufgetreten. Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit allergischer Diathese geboten.
- Kreuzresistenz mit Cephalosporinen ist möglich.
- Piperacillin/Tazobactam kann schwere Nebenwirkungen der Haut (z.B. Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse) verursachen.
- Fälle von Clostridium-difficile-assoziierter Diarrhoe und pseudomembranöser Colitis sind während und nach der Therapie mit Piperacillin/Tazobactam aufgetreten.
- Das Auftreten von Blutungen, die häufig mit abnormalen Gerinnungswerten einhergingen, wurde beobachtet. Besonders häufig betroffen sind Patienten mit Niereninsuffizienz.
- Bei Langzeitanwendung sind regelmäßig Blutbildkontrollen durchzuführen, da Leuko- und Neutropenien auftreten können.
- Bei Anwendung hoher Dosen können neurologische Komplikationen in Form von Konvulsionen auftreten, vor allem bei Patienten mit Niereninsuffizienz.
- Der Natriumgehalt ist bei Patienten, die eine natriumarme Diät einhalten müssen, zu beachten (9,39 mmol = 216 mg Natrium pro Durchstichflasche).
- Bei Patienten mit geringen Kaliumreserven oder solchen, die Begleitmedikamente erhalten, welche die Kaliumkonzentration senken, kann es zu einer Hypokaliämie kommen. Elektrolytkontrolle sollte regelmäßig erfolgen.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
- Die Methotrexat-Ausscheidung kann vermindert werden. Spiegelkontrolle wird empfohlen.
- Additive Nephrotoxizität in Kombination mit Vancomycin.
Antibiotika-Wechselwirkungen allgemein:
- Antibiotika können die Immunantwort auf bakterielle Lebendimpfstoffe reduzieren (z.B. Vivotif®: 3 Tage vor und nach Antibiotikatherapie sollte Vivotif® nicht angewendet werden, bei Antibiotika mit Langzeitwirkung, z.b. Azithromycin, muss ein längerer Abstand eingehalten werden)
- Aminoglykoside und Beta-Laktame können durch chemische Reaktion inaktive Amide bilden. Deshalb dürfen sie nicht über denselben Infusionszugang verabreicht werden.
- Die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten kann beeinflusst werden. Eine Kontrolle der Gerinnungsparameter (INR) wird empfohlen.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Referenzen
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Emergent Netherlands B.V., SmPC Vivotif 2x10^9 - 2x10^10 CFU magensaftresistente Hartkapsel (2-38557) [siehe Wechselwirkungen], https://www.univadis.at/, 03/2019
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung