Fentanyl ist ein Opioid-Analgetikum, das als reiner Agonist vorwiegend mit dem μ-Opioid-Rezeptor interagiert bei niedriger Affinität zu den δ- und κ-Opioid-Rezeptoren. Seine primären therapeutischen Wirkungen sind Analgesie und Sedierung. Sekundäre pharmakologische Wirkungen sind Atemdepression, Bradykardie, Hypothermie, Obstipation, Miose, physische Abhängigkeit und Euphorie.
Fentanylkonzentrationen wurden bei mehr als 250 Kindern von 2 bis 17 Jahren gemessen, bei denen Fentanylpflaster im Dosisbereich von 12,5 bis 300 microg./h angewendet wurden. Nach Anpassung hinsichtlich des Körpergewichts zeigte sich, dass die Clearance (L/h/kg) bei Kindern von 2 bis 5 Jahren um ungefähr 80 % höher und bei Kindern von 6 bis 10 Jahren um ungefähr 25 % höher zu sein scheint, als bei Kindern von 11 bis 16 Jahren, die eine vergleichbare Clearance wie Erwachsene haben (SmPC Durogesic).
Es ist zu erwarten, dass die höhere Clearance bei Kindern zu einer kürzeren T1/2 als bei Erwachsenen führen, was in einer Studie von Paut et al. auch beobachtet wurde. Es gibt eine negative Korrelation zwischen Cmax und dem Patient*innenalter, jedoch nicht zwischen Cmax und dem Körpergewicht. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Pharmakokinetik von transdermalem Fentanyl bei Kindern mit der von Erwachsenen vergleichbar ist (Paut 2000). Die transdermale Clearance bei krebskranken Kindern stand in umgekehrter Beziehung zum Körpergewicht (Collins 1999).
Dosis | Alter (Gewicht) | N | Cmax (Mittelwert+SD) | Tmax (Mittelwert+SD) | T ½ (Mittelwert+SD) | Referenz |
25 microg./h über 72 h | 18-60 Monate (11-20 kg) | 8 | 1,7 (0,66) µg/L | 18 (11) h | 14,5 (6,2) h | Paut 2000 |
25-200 microg./h über 72 h | 7-18 Jahre | 11 | 0,91 - 39 µg/L | 18 - >66 h | Collins 1999 |
Für die intranasale Anwendung bei Kindern sind keine spezifischen PK-Daten verfügbar.
Transdermale Pflaster 12 microg./Stunde, 25 microg./Stunde, 37,5 microg./Stunde, 50 microg./Stunde, 75 microg./Stunde, 100 microg./Stunde, 150 microg./Stunde
Nasenspray-Lösung 50 microg., 100 microg., 200 microg., 400 microg.- in Österreich nicht verfügbar (Stand 10/2021)
Die Pflaster sind so gestaltet, dass sie ca. 12, 25, 37,5, 50, 75, 100 und 150 microg. Fentanyl pro Stunde in den Blutkreislauf freisetzen, das entspricht ca. 0,3; 0,6; 0,9; 1,2; 1,8; 2,4 bzw. 3,6 mg pro Tag.
Das Pflaster soll auf ein nicht-bestrahltes glattes Hautareal im Bereich des Oberkörpers oder Oberarms ohne Irritationen geklebt werden; bei kleinen Kindern ist der obere Teil des Rückens die bevorzugte Stelle, um die Möglichkeit zu minimieren, dass das Pflaster vom Kind entfernt werden kann. Vor dem Aufkleben Haar an der Applikationsstelle (eine unbehaarte Stelle ist vorzuziehen) abschneiden/nicht rasieren. Die Haut muss vor dem Aufkleben des Pflasters vollkommen trocken sein. Seifen, Öle, Lotionen oder andere Mittel, die die Haut reizen oder ihre Eigenschaften verändern könnten, dürfen nicht verwendet werden. Zerschnittene, zerteilte oder in irgendeiner Form beschädigte Pflaster dürfen nicht verwendet werden. Die Klebefläche des Pflasters nicht berühren. Das Pflaster wird auf die Haut geklebt, indem mit der flachen Hand ca. 30 Sekunden leichter Druck ausgeübt wird. Anschließend sind die Hände mit klarem Wasser zu waschen. Nach Entfernen des Pflasters ist für ein neues Pflaster eine andere Hautstelle zu wählen. Es sollten mehrere Tage vergehen bevor ein neues Pflaster auf dieselbe Hautstelle geklebt wird. Benutzte Pflaster sollen durch Falten mit den Klebeflächen aneinandergeklebt und danach sicher entsorgt werden.
Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:
Die verfügbaren Pflaster können – je nach Hersteller – enthalten: Dipropylenglykol
Die verfügbaren Nasenspray Lösungen können – je nach Hersteller – enthalten: Propyl-4-hydroxybenzoat, Sucrose
Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)
Nasale Verabreichung: Die Lösungen zur intravenösen Anwendung können über ein MAD (Mucosal Atomization Device) verabreicht werden.
Chronische Schmerzen | ||||||
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Akute Schmerzen |
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Atemnot in der Palliativversorgung |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Transdermale Anwendung:
Auf Grundlage der gepoolten sicherheitsrelevanten Daten aus 3 klinischen Studien mit pädiatrischen Studienteilnehmern waren die am häufigsten (d. h. ≥ 10% Inzidenz) berichteten Nebenwirkungen (mit einer Inzidenz in %): Erbrechen (33,9%), Übelkeit (23,5%), Kopfschmerzen (16,3%), Obstipation (13,5%), Diarrhö (12,8%) und Pruritus (12,8%). Bei wiederholter Anwendung können sich Toleranz, physische und psychische Abhängigkeit entwickeln. (SmPC Durogesic SMAT)
Die meisten der nach der transdermalen Anwendung von Fentanyl gemeldeten Nebenwirkungen sind auf den Wirkstoff selbst zurückzuführen. Es wurde jedoch über Adhäsionsprobleme (die in der Regel durch zusätzliches Anbringen von medizinischem Klebeband gelöst werden) und Schmerzen beim Entfernen aufgrund von übermäßiger Adhäsion berichtet (Delgado 2014).
Intranasale Anwendung:
Typische Nebenwirkungen von Fentanyl wie Sedierung, Übelkeit/Erbrechen, Schwindel, Schläfrigkeit wurden berichtet. Infolge der intranasalen Anwendung kann es zu schlechtem Geschmack oder nasalem Juckreiz kommen (Serra et al. 2023).
Pflaster:
Sehr häufig (≥ 10%): Somnolenz, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation
Häufig (1-10%): Überempfindlichkeit, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, Depression, Angstzustände, Verwirrtheitszustand, Halluzinationen, Tremor, Parästhesie, Vertigo, Palpitationen, Tachykardie, Hypertonie, Dyspnoe, Diarrhö, Mundtrockenheit, abdominale Schmerzen, Oberbauchschmerzen, Dyspepsie, Hyperhidrose, Pruritus, Hautausschlag, Erythem, Muskelkrämpfe, Harnverhalt, Erschöpfung, periphere Ödeme, Asthenie, Unpässlichkeit, Kältegefühl
Gelegentlich (0,1-1%): Agitiertheit, Desorientierung, Euphorie, Hypästhesie, Krampfanfälle (einschließlich klonischer und Grand-mal Anfälle), Amnesie, verminderter Bewusstseinsgrad, Bewusstlosigkeit, verschwommenes Sehen, Bradykardie, Zyanose, Hypotonie, Atemdepression, Atemnot, Ileus, Ekzem, allergische Dermatitis, Hauterkrankung, Dermatitis, Kontaktdermatitis, Muskelzucken, erektile Dysfunktion, sexuelle Dysfunktion, Reaktion an der Applikationsstelle, grippeähnliche Erkrankung, Gefühl von Körpertemperaturschwankungen, Überempfindlichkeit an der Applikationsstelle, Entzugserscheinungen, Pyrexie
Selten (0,1-0,01%): Miosis, Apnoe, Hypoventilation, Subileus, Dermatitis an der Applikationsstelle, Ekzem an der Applikationsstelle
Häufigkeit nicht bekannt: anaphylaktischer Schock, anaphylaktische Reaktion, anaphylaktoide Reaktion, Androgenmangel, Delirium, Bradypnoe
Nasenspray:
Häufig (1-10%): Somnolenz, Schwindel, Kopfschmerzen, Flush, Hitzewallungen, Rachenreizung, Übelkeit, Erbrechen, Hyperhidrose, Desorientiertheit, Dysgeusie, Epistaxis, Rhinorrhoe, Nasenbeschwerden (wie z. B. „Brennen in der Nase“)
Gelegentlich (0,1-1%): Schlaflosigkeit, Sedierung, Myoklonien, Parästhesie, Dysästhesie, Geschmacksstörung, Reisekrankheit, Hypotonie, Atemdepression, nasales Ulcus, Obstipation, Stomatitis, Mundtrockenheit, Hautschmerzen, Pruritus, Pyrexie, Pneumonie, Nasopharyngitis, Pharyngitis, Rhinitis, Neutropenie, Überempfindlichkeit, Dehydratation, Hyperglykämie, verminderter/ gesteigerter Appetit, Delirium, Halluzinationen, Verwirrtheitszustand, Depression, Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung, Angst, gehobene Stimmung, Nervosität, Bewusstseinsverlust, Bewusstseinstrübung, Konvulsion, Ageusie, Anosmie, Gedächtnisstörung, Parosmie, Sprachstörung, Sedierung, Lethargie, Tremor, Vertigo, Zyanose, Herz-Kreislauf-Insuffizienz, Lymphödem, Hypotonie, Hitzewallungen, Obstruktion der oberen Atemwege, pharyngolaryngeale Schmerzen, Rhinalgie, Störungen der Nasenschleimhaut, Husten, Dyspnoe, Niesen, Verstopfung der oberen Atemwege, Nasenverstopfung, intranasale Hypoästhesie, Rachenreizung, Sekretfluss im Nasenrachenraum, Austrocknung der Nasenschleimhaut, Darmperforation, Peritonitis, orale Hypoästhesie, orale Parästhesie, Diarrhoe, Würgereiz, Bauchschmerzen, Erkrankung der Zunge, Ulzeration der Mundschleimhaut, Dyspepsie, Mundtrockenheit, Hyperhidrose, Urtikaria, Arthralgie, Muskelzucken, Anurie, Dysurie, Proteinurie, Harnverzögerung, Vaginalblutung, nichtkardial bedingte Schmerzen im Brustkorb, Asthenie, Schüttelfrost, Gesichtsödem, peripheres Ödem, Gangstörung, Fieber, Ermüdung, Unwohlsein, Durst, verminderte Thrombozytenzahl, Gewichtszunahme, Sturz
Häufigkeit nicht bekannt: Halluzinationen, Arzneimittelabhängigkeit (Sucht), Arzneimittelmissbrauch, Konvulsionen, Bewusstseinsverlust, Perforation der Nasenscheidewand, Entzugssyndrom, neonatales Entzugssyndrom, Sturz
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Pflaster:
Nasenspray-Lösung:
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Starke CYP3A4-Inhibitoren wie Erythromycin, Ketoconazol, Itraconazol, Fluconazol oder Ritonavir können den Plasmaspiegel von Fentanyl erhöhen.
Transdermale Anwendung:
Bei Umstellung von anderen Opioiden auf Fentanyl-transdermal oder bei abruptem Abbruch der Therapie kann es bei einigen Patienten zu Entzugserscheinungen, wie z.B. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Angstzuständen und Zittern kommen. Sehr selten wurde berichtet, dass es durch langfristige Anwendung während der Schwangerschaft zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen gekommen ist. Nach gleichzeitiger Anwendung von Fentanyl mit stark serotonergen Arzneimitteln wurden Fälle von Serotonin-Syndrom berichtet. (SmPC Durogesic SMAT)
Es wurden hauptsächlich unbeabsichtigte Expositionen (z. B. Verschlucken) bei Kindern unter 2 Jahren an das National Poison Data System gemeldet (Thornton 2019).
Die intranasale Anwendung kann schnell zu Abhängigkeit führen. Vorsicht bei längerem Gebrauch.
Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen sind den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen (https://aspregister.basg.gv.at/).
Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Natürliche Opium-Alkaloide | ||
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Hydal®, Hydagelan®
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N02AA03 | |
Vendal®, Morapid®, Mundidol®
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N02AA01 | |
OxyContin®, Oxygerolan®
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N02AA05 |
Phenylpiperidin-Derivate | ||
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Alodan®
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N02AB02 |
Diphenylpropylamin-Derivate | ||
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Dipidolor®, Generika
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N02AC03 |
Oripavin-Derivate | ||
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Temgesic®, Transtec®, Astec®, Bupretec®, div. Generika
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N02AE01 |
Morphinan-Derivate | ||
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diverse Generika
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N02AF02 |
Opioide in Kombination mit nichtopioiden Analgetika | ||
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Zaldiar®
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N02AJ13 |
Andere Opioide | ||
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Palexia®
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N02AX06 | |
Tramal®, Adamon®, Noax®, Tramabene®, Tramastad®, Tramadolor®, Tradolan®, Tramundal®, diverse Generika
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N02AX02 |