Vancomycin ist ein trizyklisches Glykopeptid-Antibiotikum, das bakterizid durch Hemmung der Zellwandsynthese und Beeinträchtigung der Permeabilität der Zellmembran und der RNA-Synthese wirkt.
Perioperative Prophylaxe und Endokarditis Prophylaxe bei Überempfindlichkeit gegen Penicilline und bei Behandlung mit Penicillinen 7 Tage vor dem Eingriff
Intravenös
On-label
Fieber bei Neutropenie, Shunt-Infektion
Intravenös
Off-label
Infektion des zentralen Nervensystems (intraventrikuläre Verabreichung)
Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 500 mg, 1000 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung und einer Lösung zum Einnehmen 500 mg, 1000 mg
Allgemein
Vancomycin liegt in den im Handel erhältlichen Arzneiformen als Hydrochlorid vor. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich je nach Hersteller entweder auf die Reinform oder auf das Salz.
Frühgeborene
<
1 Woche
und
Geburtsgewicht
<
2,5 kg
20
mg/kg/Tag
in 2
Dosen. Infusionsdauer 1-2 Stunden. Dosierung je nach Spiegel.
Ziel-Talspiegel: 10-15 mg/L; Target: AUC/MIC ≥ 400 bei MIC ≤ 1 mg/L
Derzeit besteht noch kein Konsens über die Dosierung bei Früh- und Reifgeborenen. Sobald aktuelle Untersuchungen abgeschlossen sind, werden die Dosierungen entsprechend angepasst.
Frühgeborene
1 Woche
bis
4 Wochen
und
Geburtsgewicht
<
2,5 kg
30
mg/kg/Tag
in 3
Dosen. Infusionsdauer 1-2 Stunden. Dosierung je nach Spiegel.
Ziel-Talspiegel: 10-15 mg/L; Target: AUC/MIC ≥ 400 bei MIC ≤ 1 mg/L
Derzeit besteht noch kein Konsens über die Dosierung bei Früh- und Reifgeborenen. Sobald aktuelle Untersuchungen abgeschlossen sind, werden die Dosierungen entsprechend angepasst.
Reifgeborene
<
1 Woche
und
Geburtsgewicht
≥ 2,5 kg
32
mg/kg/Tag
in 4
Dosen. Infusionsdauer 1-2 Stunden. Dosierung je nach Spiegel.
Ziel-Talspiegel: 10-15 mg/L; Target: AUC/MIC ≥ 400 bei MIC ≤ 1 mg/L
Derzeit besteht noch kein Konsens über die Dosierung bei Früh- und Reifgeborenen. Sobald aktuelle Untersuchungen abgeschlossen sind, werden die Dosierungen entsprechend angepasst.
Reifgeborene
1 Woche
bis
4 Wochen
und
Geburtsgewicht
≥ 2,5 kg
48
mg/kg/Tag
in 4
Dosen. Infusionsdauer 1-2 Stunden. Dosierung je nach Spiegel.
Ziel-Talspiegel: 10-15 mg/L; Target: AUC/MIC ≥ 400 bei MIC ≤ 1 mg/L
Derzeit besteht noch kein Konsens über die Dosierung bei Früh- und Reifgeborenen. Sobald aktuelle Untersuchungen abgeschlossen sind, werden die Dosierungen entsprechend angepasst.
60
mg/kg/Tag
in 4
Dosen. Max: 4 g/Tag.
Infusion über 1-2 Stunden infundieren. Dosierung je nach Spiegel.
Ziel-Talspiegel: 10-15 mg/L; Target: AUC/MIC ≥ 400 bei MIC ≤ 1 mg/L
Perioperative Prophylaxe und Endokarditis Prophylaxe bei Überempfindlichkeit gegen Penicilline und bei Behandlung mit Penicillinen 7 Tage vor dem Eingriff
1-2 h vor dem Eingriff
15
mg/kg/Dosis
wenn der Eingriff länger als 12 Stunden dauert, kann die Dosis wiederholt werden.
Maximale Einzeldosis:
1 g/Dosis.
Infektion des zentralen Nervensystems (intraventrikuläre Verabreichung)
Intraventrikulär
1 Monat
bis
18 Jahre
10
mg/Dosis
1 Dosis oder 1 x alle 2 Tage.
Ausschließlich nach Rücksprache mit einem Bakteriologen/Infektiologen.
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
Weitere Dosisanpassungen auf Basis von therapeutischem Drug Monitoring
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 48 bis 72 Stunden
Weitere Dosisanpassungen auf Basis von therapeutischem Drug Monitoring
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 48 bis 72 Stunden
Weitere Dosisanpassungen auf Basis von therapeutischem Drug Monitoring
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
100% der normalen Einzeldosis und Intervall zwischen 2 Verabreichungen: 1 Woche
Weitere Dosisanpassungen auf Basis von therapeutischem Drug Monitoring
Klinische Konsequenzen
Normales Dosierungsintervall: 6 h, je nach Plasmaspiegel.
Spiegelbestimmung bei i.v.Verabreichung Talspiegelbestimmung vor der 4. Verabreichung, bei schlechter Nierenfunktion frühere Spiegelkontrolle; Frequenzbestimmung: 2 x pro Woche bei stabilen Patienten; Infusionsdauer 1-2 h. T=0 (= Tal): 10-15 mg/l
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Thrombozytopenie, Neutropenie, Phlebititis, Hauterkrankungen, Ototoxizität, DRESS-Syndrom, Nephrotoxizität. Red-Man-Syndrom (RMS) tritt bei Kindern häufig auf (ca. 14%). Risikofaktoren sind: Alter über 2 Jahren, RMS in der Anamnese, Dosierung Vancomycin ≥ 10 mg/kg, Vancomycin-Konzentration: ≥5 mg/ml in der Infusionslösung und frühere Verwendung von Antihistaminika. Talspiegel bis 20 microg./ml führen, verglichen mit Talspiegeln bis 15 microg./ml, nicht zu einem erhöhten Risiko für Nephrotoxizität. Nephrotoxizität wurde bei Kindern meist in Verbindung mit anderen nephrotoxischen Arzneimitteln wie Aminoglykosiden beschrieben. Risikofaktoren für das Auftreten von Nephrotoxizität sind: längere Behandlungsdauer, Verwendung von Vasopressoren, Verwendung von AV-ECMO.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Blutdruckabfall, Dyspnoe, Stridor, Rötung von Oberkörper und Gesicht ("Red-Man-Syndrom"), Exanthem und Schleimhautentzündung, Juckreiz, Urtikaria, Nierenschädigung, manifestiert vor allem durch erhöhte Serumkreatinin- und Serumharnstoff-Konzentrationen, Phlebitis, Schmerzen und Krämpfe von Brust- und Rückenmuskeln
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
Intramuskuläre Applikation aufgrund des Nekrose-Risikos am Verabreichungsort.
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Infusionsgeschwindigkeit 1-2 Stunden. Bei zu schneller Verabreichung kann das ‚Red-Man-Syndrom‘ auftreten. Kreatinin mindestens 2 x pro Woche bestimmen. Bei Frühgeborenen/Kindern muss zusätzlich die Nierenreife kontrolliert werden. Der Vancomycinspiegel ist in dieser Population sorgfältig zu kontrollieren. Die Verwendung von Vancomycin birgt das Risiko der Besiedelung des Magen-Darm-Trakts von Neugeborenen mit ESBL-produzierenden Klebsiellen. Die gleichzeitige Verwendung von Anästhetika bei Kindern wurde mit der Entwicklung von Erythemen und anaphylaktischen Reaktionen in Verbindung gebracht. Wird Vancomycin zur perioperativen Prophylaxe verabreicht, empfiehlt es sich, die Vancomycin-Infusion vor Gabe der Anästhetika zu beenden. Achtung: Adipöse/Übergewichtige Kinder haben ein höheres Risiko für überhöhte Vancomycin-Spiegel.
Wenn Patienten die gewünschte Serumkonzentration mit der intermittierenden intravenösen (i.i.v.) Therapie nicht erreichen, kann auf eine intravenöse Dauerinfusion (c.i.v.) umgestellt werden. Achtung: die gesamte Tagesdosis von Vancomycin ist bei c.i.v. niedriger als bei i.i.v..
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Schwere und gelegentlich tödliche Überempfindlichkeitsreaktionen sind möglich.
Neutropenie und Agranulocytose tritt vor allem bei längerem Gebrauch oder bei gleichzeitiger Verabreichung mit anderen Arzneimitteln, die Neutropenie und Agranulocytose verursachen können, auf.
Alle Patienten, die Vancomycin erhalten, sollen regelmäßigen Blutuntersuchungen, Urinuntersuchungen, sowie Leber- und Nierenfunktionstests unterzogen werden.
Kreuzallergie mit Teicoplanin ist möglich.
Aufgrund der Toxizität von Vancomycin ist bei Verabreichung an Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion Vorsicht geboten und eine Verabreichung bei vorherigem Hörverlust zu vermeiden. Die Inzidenz von Oto- und Nephrotoxizität steigt mit hohen Serumkonzentrationen, langer Therapiedauer und bei gleichzeitiger Verabreichung von anderen oto- und nephrotoxischen Arzneimitteln.
Fälle von Steven-Johnson-Syndrom sind aufgetreten.
Schmerzen und Thrombophlebitis bei intravenöser Verabreichung können gelegentlich schwerwiegend sein. Langsame Verabreichung (mind. 60 min) in Form einer verdünnten Lösung und regelmäßiger Wechsel der Infusionsstelle können das Risiko minimieren.
Rasche Bolusgaben können mit ausgeprägter Hypotension, inklusive Schock und selten Herzstillstand einhergehen.
Überwucherung mit nicht empfindlichen Erregern ist bei Langzeitbehandlung möglich.
Die intravenöse Verabreichung ist für die Behandlung von Clostridium difficile Infektionen nicht wirksam. Vancomycin muss in dieser Indikation oral verabreicht werden.
Die orale Resorption kann bei Patienten mit entzündlichen Erkrankungen der Darmschleimhaut oder Clostridium-difficile-assoziierter Colitis verstärkt sein. Vorsicht bei Patienten mit gleichzeitig eingeschränkter Nierenfunktion.
Alle Patienten, die Vancomycin i.v. erhalten, sollen regelmäßig Blut- und Urinuntersuchungen, sowie Leber- und Nierenfunktionstest unterzogen werden. Der Blutspiegel soll regelmäßig kontrolliert werden.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige oder aufeinanderfolgende systemische oder topische Anwendung anderer ototoxischer, neurotoxischer oder nephrotoxischer Arzneimittel (z.B. Amphotericin B, Aminoglykoside, Cisplatin, NSAR) erfordert eine sorgfältige Überwachung der Patienten im Hinblick auf Anzeichen von Nephro- und Ototoxizität
Indomethacin kann die Ausscheidung von Vancomycin bei Neugeborenen verringern.
Antibiotika-Wechselwirkungen allgemein:
Antibiotika können die Immunantwort auf bakterielle Lebendimpfstoffe reduzieren (z.B. Vivotif®: 3 Tage vor und nach Antibiotikatherapie sollte Vivotif® nicht angewendet werden, bei Antibiotika mit Langzeitwirkung, z.b. Azithromycin, muss ein längerer Abstand eingehalten werden
Die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten kann beeinflusst werden. Eine Kontrolle der Gerinnungsparameter (INR) wird empfohlen.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
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