Desfluran

Wirkstoff
Desfluran
Handelsname
Suprane®
ATC-Code
N01AB07
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Das Allgemeinanästhetikum Desfluran wird pulmonal durch Inhalation verabreicht und bewirkt in Abhängigkeit von der Dosierung reversibel eine Ausschaltung des Bewusstseins und der Schmerzempfindung, eine Unterdrückung der Willkürmotorik, eine Beeinflussung von vegetativen Reflexen sowie eine Dämpfung von Atmung und Herz-Kreislauf-System.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die MAC nimmt mit zunehmendem Alter ab.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Erhaltung der Anästhesie
    • Inhalativ
      • On-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Inhalativ, zur Aufrechterhaltung einer Allgemeinnarkose bei Kleinkindern und Kindern, sowie zur Einleitung und Aufrechterhaltung einer Allgemeinnarkose bei stationären und ambulanten Eingriffen an Erwachsenen

Die MAC (minimale alveoläre Konzentration, bei der 50 % der Patienten keine Abwehrbewegung auf eine standardisierte Inzision zeigen) von Desfluran nimmt mit zunehmendem Lebensalter ab. Die Desfluran-Dosis sollte entsprechend angepasst werden.

1 MAC entsprechende prozentuale Konzentration von Desfluran in Abhängigkeit vom Alter des Patienten und der Inhalationsmischung (Mittelwert ± SD):
Alter 2 Wochen: MAC mit 100 % Sauerstoff: 9,2 ± 0,0, MAC mit 60 % Lachgas/40 % Sauerstoff: -
Alter 10 Wochen: MAC mit 100 % Sauerstoff: 9,4 ± 0,4, MAC mit 60 % Lachgas/40 % Sauerstoff: -
Alter 9 Monate: MAC mit 100 % Sauerstoff: 10,0 ± 0,7, MAC mit 60 % Lachgas/40 % Sauerstoff: 7,5 ± 0,8
Alter 2 Jahre: MAC mit 100 % Sauerstoff: 9,1 ± 0,6, MAC mit 60 % Lachgas/40 % Sauerstoff: -
Alter 3 Jahre: MAC mit 100 % Sauerstoff: -, MAC mit 60 % Lachgas/40 % Sauerstoff: 6,4 ± 0,4
Alter 4 Jahre: MAC mit 100 % Sauerstoff: 8,6 ± 0,6, MAC mit 60 % Lachgas/40 % Sauerstoff: -
Alter 7 Jahre: MAC mit 100 % Sauerstoff: 8,1 ± 0,6, MAC mit 60 % Lachgas/40 % Sauerstoff: -
Alter 25 Jahre: MAC mit 100 % Sauerstoff: 7,3 ± 0,0, MAC mit 60 % Lachgas/40 % Sauerstoff: 4,0 ± 0,3
Alter 45 Jahre: MAC mit 100 % Sauerstoff: 6,0 ± 0,3, MAC mit 60 % Lachgas/40 % Sauerstoff: 2,8 ± 0,6
Alter 70 Jahre: MAC mit 100 % Sauerstoff: 5,2 ± 0,6, MAC mit 60 % Lachgas/40 % Sauerstoff: 1,7

Erhaltung der Narkose bei Kindern: Desfluran wird für die Erhaltung der Narkose bei Säuglingen und Kindern angewendet. Für Operationen ausreichende Narkosetiefen können bei Kindern mit endexspiratorischen Desfluran- Konzentrationen von 5,2 bis 10 % mit oder ohne Beifügung von Distickstoffoxid aufrechterhalten werden. Obwohl endexspiratorische Desfluran-Konzentrationen von bis zu 18 % über kurze Zeiträume gegeben wurden, muss bei der Anwendung hoher Konzentrationen unter Beifügung von Distickstoffoxid das inhalierte Gasgemisch mindestens 25 % Sauerstoff enthalten. Bei nicht intubierten Kindern unter 6 Jahren darf Desfluran aufgrund der erhöhten Inzidenz unerwünschter Reaktionen der Atemwege nicht zur Erhaltung der Narkose angewendet werden. Aufgrund der Häufigkeit von Husten, Atemanhalten, Apnoe, Laryngospasmus und vermehrter Speichelbildung sollte Desfluran bei Kindern nicht zur Einleitung einer Vollnarkose angewendet werden.

(SmPC Desfluran Piramal)

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Flüssigkeit zur Herstellung eines Dampfs zur Inhalation 240 ml

Anwendungshinweis:

Zur Inhalation. Einsatz nur in speziell für Desfluran konzipierten und kalibrierten Verdampfern.

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Die verfügbaren Präparate enthalten: -

Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Erhaltung Anästhesie
  • Inhalativ
    • 2 Wochen bis 4 Wochen
      [2]
      • Minimale alveoläre Konzentration

        Alter MAC mit 100 % Sauerstoff
        2 Wochen 9,2 ± 0,0

         

      • Unter Überwachung von Blutdruck und Herzfrequenz

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2]
      • Minimale alveoläre Konzentration

        • 100% Sauerstoff: ~7% bis 10%
        • Mit 60% Distickstoffoxid: ~4 bis 7,5 %
        Alter MAC mit 100 % Sauerstoff MAC mit
        60 % Lachgas/
        40 % Sauerstoff
        10 Wochen 9,4 ± 0,4 -
        9 Monate 10,0 ± 0,7 7,5 ± 0,8
        2 Jahre 9,1 ± 0,6 -
        3 Jahre - 6,4 ± 0,4
        4 Jahre 8,6 ± 0,6 -
        7 Jahre 8,1 ± 0,6 -
        25 Jahre 7,3 ± 0,0 4,0 ± 0,3

        Inhalation: 5-10% v/v mit oder ohne Beifügung von Lachgas, bei Kindern gelegentlich kurzfristig 18 % v/v in Kombination mit Lachgas und mindestens 25 % v/v Sauerstoff

      • Unter Überwachung von Blutdruck und Herzfrequenz

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Bei Kindern bis 6 Jahren ist das Risiko von Nebenwirkungen wie Husten und Laryngospasmen erhöht. Diese treten insbesondere dann auf, wenn während einer tiefer Narkose die Laryngealmaske entfernt wird.

Bei Kindern wurde postoperative Agitation verzeichnet. Diese kann sich in Desorientierung, Weinerlichkeit und schlagenden Bewegungen äußern.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (≥ 10%): Husten, Erbrechen, Übelkeit

Häufig (1-10%): Pharyngitis, Anhalten des Atmens, Kopfschmerzen, Konjunktivitis, Knotenrhythmus, Bradykardie, Tachykardie, Hypertonie, Apnoe, Laryngospasmus, übermäßige Speichelsekretion,  Kreatininphosphokinase erhöht, abnormales EKG

Gelegentlich (0,1-1%): Unruhe, Schwindel, Myokardinfarkt, Myokardischämie, Arrhythmie, Blutgefäßerweiterung, Hypoxie, Myalgie

Häufigkeit nicht bekannt: Koagulopathie, Hyperkaliämie, Hypokaliämie, metabolische Azidose, Krämpfe, okulärer Ikterus, Herzstillstand, Torsade-de-pointes, Ventrikelversagen, ventrikuläre Hypokinesie, Vorhofflimmern, maligne Hypertonie, Hämorrhagie, Hypotonie, Schock, respiratorische Insuffizienz, Atemnot, Bronchospasmus, Hämoptyse, akute Pankreatitis, Bauchschmerzen, Leberversagen, Hepatitis, Leberzellnekrose, zytolytische Hepatitis, Cholestase, Ikterus, gestörte Leberfunktion, Lebererkrankung, Urtikaria, Erythem, Rhabdomyolyse, maligne Hyperthermie, Asthenie, Unwohlsein, Veränderungen der ST-T-Strecke, Inversion der T-Welle im EKG, erhöhte Transaminasen (Alanin- und Aspartat-Aminotransferase), abnormale Gerinnungswerte, erhöhte Ammoniak-Werte, Bilirubin im Blut erhöht, postoperative Erregtheit, Schwindel, Migräne, Tachyarrhythmie, Herzklopfen, Augenbrennen, vorübergehende Blindheit, Enzephalopathie, ulzerative Keratitis, okuläre Hyperämie, verringerte Sehschärfe, Augenreizung, Augenschmerzen, Müdigkeit, versehentliche Exposition, brennendes Gefühl auf der Haut, Medikationsfehler

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Zur Einleitung einer Inhalationsnarkose bei Kindern, da es dabei häufig zu Husten, Atemanhalten, Atemstillstand, Laryngospasmus und Sekretionssteigerung kommt. Aufgrund der limitierten Datenlage bei nicht-intubierten Kindern, ist Desfluran für die
Anwendung zur Erhaltung der Narkose bei nicht-intubierten Kindern nicht zugelassen. (SmPC Supran)

Kontraindikationen allgemein

  • bei Patient*innen mit einer Überempfindlichkeit gegen andere halogenierte Kohlenwasserstoffverbindungen
  • bei Patient*innen, bei denen jede Allgemeinnarkose kontraindiziert ist
  • bei Patient*innen mit bekannter oder vermuteter Neigung zu maligner Hyperthermie (MH) oder bei entsprechender erblicher Disposition zu MH
  • (zur Narkoseeinleitung) bei Patient*innen, bei denen ein Risiko für eine Koronararterienerkrankung besteht bzw. bei denen ein Anstieg der Herzfrequenz oder des Blutdrucks vermieden werden muss
  • bei Patient*innen, in deren Vorgeschichte es nach einer Inhalationsnarkose mit halogenierten Anästhetika zu einer bestätigten Hepatitis oder unklaren mäßigen bis schweren Leberfunktionsstörungen (z.B. Gelbsucht verbunden mit Fieber und/oder Eosinophilie) gekommen ist
  • zur Einleitung einer Inhalationsnarkose bei Kindern, da es dabei häufig zu Husten, Atemanhalten, Atemstillstand, Laryngospasmus und Sekretionssteigerung kommt
  • in der Schwangerschaft und Stillzeit, da keine ausreichenden Daten über die Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit vorliegen

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Anwendung bei Kindern mit bronchialer Hyperreagibilität:
Desfluran sollte bei Kindern mit Asthma oder kürzlich aufgetretenen Infekten der oberen Atemwege unbedingt mit besonderer Vorsicht angewendet werden, da das Risiko einer Verengung der Atemwege und eines erhöhten Atemwegswiderstands besteht.

Aufrechterhaltung der Narkose bei Kindern:
Vorsicht ist geboten bei der Verwendung von Desfluran besonders bei Kindern bis zu 6 Jahren zur Aufrechterhaltung der Narkose mit einer Larynxmaske (LMA), da hier ein erhöhtes Risiko für respiratorische Komplikationen besteht, wie z. B. Husten und Laryngospasmus, vor allem nach dem Absetzen der Larynxmaske unter tiefer Narkose.

Bei Kindern kann das Aufwachen aus der Narkose einen kurzen Zustand der Unruhe (Agitation) auslösen, der die Kooperation erschwert.

(SmPC Suprane)

Mittelohr-Operationen:
Desfluran, wie auch andere volatile Anästhetika, führt zu einer Druckerhöhung im Mittelohr, vor allem bei Kindern. Während einer Narkose mit Desfluran wird daher eine Überwachung des Drucks im Mittelohr empfohlen.

(SmPC Desfluran Piramal)

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://aspregister.basg.gv.at/).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ALLGEMEINANÄSTHETIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Halogenierte Kohlenwasserstoffe

Sevofluran

Sevorane®, div. Generika
N01AB08
Opioidanästhetika

Alfentanil

Rapifen®
N01AH02

Fentanyl (parenteral)

diverse Generika
N01AH01
Andere Allgemeinanästhetika

Esketamin

Ketanest® S, diverse Generika
N01AX14

Propofol

Propofol Lipuro®
N01AX10

Referenzen

  1. Baxter BV, SmPC Suprane (RVG 17364) 25-05-2016, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  2. Piramal Critical Care B.V, SmPC Desfluraan Piramal 100 % vloeistof voor inhalatiedamp (RVG 131310) 03-08-2023, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  3. Baxter, SmPC Suprane Inhalationsnarkotikum (1-20922), aufgerufen am 15.04.2022, https://aspregister.basg.gv.at/
  4. Piramal Critical Care B.V., SmPC Desfluran Piramal 100% (v/v) Flüssigkeit zur Herstellung eines Dampfs zur Inhalation (136520), aufgerufen am 04.12.2023, https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/

Änderungsverzeichnis

  • 29 April 2022 07:12: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung