Deferoxamin

Wirkstoff
Deferoxamin
Handelsname
Desferal®
ATC-Code
V03AC01
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Eisen-Chelatbildner; Deferoxamin (DFO) bildet Komplexe vorwiegend mit dreiwertigen Eisen- und Aluminiumionen und fördert die Ausscheidung von Eisen und Aluminium in Urin und Fäzes und vermindert so pathologische Eisen- oder Aluminiumablagerungen in den Organen. Die Chelatbildung erfolgt im molaren Verhältnis 1:1. DFO vermag freies Eisen, entweder im Plasma oder in Zellen unter Bildung des Komplexes Feroxamin (FO) aufzunehmen. Das im Urin ausgeschiedene FO repräsentiert hauptsächlich das im Plasma chelatgebundene Eisen, während das intrahepatisch chelatgebundene Eisen über den Stuhl ausgeschieden wird. Eine Eisen-Chelatbildung aus Ferritin oder Hämosiderin ist ebenfalls möglich, jedoch bei den klinisch eingesetzten Desferal-Konzentrationen nicht sehr ausgeprägt. DFO entfernt jedoch kein Eisen aus Transferrin, Hämoglobin oder aus anderen häminenthaltenden Substanzen.

Pharmakokinetik bei Kindern

Bezüglich der pharmakokinetischen Parameter von Deferoxamin bei Kindern wurden keine Studien durchgeführt.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Akute Eisenvergiftung
    • Intravenös
      • Off-label
  • Chelattherapie bei Beta-Thalassämie major
    • Subkutan
      • Off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös, zur Behandlung der akuten Eisenvergiftung

Kontinuierliche intravenöse Verabreichung, empfohlene Infusionsgeschwindigkeit: 15 mg/kg KG/Stunde, sobald es die klinische Situation erlaubt, reduzieren, gewöhnlich nach 4-6 Stunden, so dass die gesamt intravenös applizierte Dosis nicht die empfohlenen 80 mg/kg KG/24 Stunden überschreitet

Subkutan, zur Behandlung der chronischen Eisenüberladung, (z.B. Transfusionshämosiderosen, insbesondere bei Thalassaemia major, sideroblastischer Anämie, autoimmun-hämolytischer Anämie und anderen chronischen Anämien)

Kinder, Jugendliche und Erwachsene:

20 - 60 mg/kg KG/Tag; vor dem 3. Lebensjahr: max. 40 mg/kg KG; die langsame subkutane Infusion mittels einer tragbaren, leichten Infusionspumpe, verabreicht über einen Zeitraum von 8-12 Stunden, gilt als wirksam und für den ambulanten Patienten als besonders geeignet. Sie kann auch über einen Zeitraum von 24 Stunden verabreicht werden. Je nach Schweregrad der Eisenüberladung ist Desferal üblicherweise mit der Infusionspumpe bis 5-7 mal pro Woche zu geben.

(SmPC Desferal) 

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Pulver zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung  500 mg

Das Pulver zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung enthält Deferoxamin in Form von Deferoxamin-Mesylat (auch als Deferoxamin-Methansulfonat bezeichnet). Die angegebene Stärke bezieht sich auf Deferoxamin-Mesylat.

Anwendungshinweis:

Zur intravenösen, subkutanen oder intramuskulären Anwendung als Injektion bzw. nach Verdünnen als Infusion

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Das Pulver zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung enthält: -

Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Akute Eisenvergiftung
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [7]
      • Initial: 10 - 15 mg/kg/Stunde, Dauerinfusion. Max: 80 mg/kg/Tag.
      • Behandlungsdauer:

        12 Stunden

      • Sobald es die klinische Situation erlaubt, in der Regel nach 4 - 6 h, sollte die Dosis reduziert werden. Dosis in Abhängigkeit der Serumferritinkonzentration

Chelattherapie bei Beta-Thalassämie major
  • Subkutan
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2] [4] [5] [6]
      • 25 - 50 mg/kg/Dosis, Dauerinfusion.
      • Als subkutane Infusion nachts über 8 - 12 h verabreichen. An 5 - 7 Tagen pro Woche. Dosis in Abhängigkeit von der Serumferritinkonzentration.
        Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz für die Anwendung von Deferoxamin bei Kindern unter 2 Jahren.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Der ausgeschiedene Eisenkomplex kann den Urin rötlich-braun verfärben. Gleichgewichtsstörungen (dosisabhängig). Wachstumsverzögerungen und Veränderungen der Knochen bei höheren Dosen und Kleinkindern.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (≥ 10%): Arthralgie, Myalgie; Schmerzen, Schwellung, Verhärtung, Erythem, Juckreiz und Schorf/Krusten an der Injektionsstelle

Häufig (1-10%): Kopfschmerzen, Übelkeit, Urtikaria, Fieber

Gelegentlich (0,1-1%): Hochtonschwerhörigkeit und Tinnitus, Asthma, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Wachstumsverzögerungen und Veränderungen der Knochen (metaphysäre Dysplasie); an der Injektionsstelle Bläschen, lokale Ödeme

Selten (0,1-0,01%): Mukormykose, Sehverlust, Retinopathie, Sehnerv-Neuritis, Katarakt, Nachlassen der Sehschärfe, verschwommenes Sehen, Nachtblindheit, Gesichtsfeldeinschränkung, Chromatopsie (Farbsehstörung), Korneatrübung, Hypotonie, Tachykardie und Schock

Sehr selten (< 0,01%): Gastroenteritis, Yersinia-Infektionen, Störung der Blutbildung (inkl. Thrombozytopenie, Leukopenie), Anaphylaxie unterschiedlichen Schweregrades bis hin zum anaphylaktischen Schock, Angioödem, neurologische Störungen einschließlich Schwindel, Enzephalopathie, periphere, sensorische, motorische oder gemischte Neuropathie, Parästhesien, akute respiratorische Insuffizienz (ARDS), Zyanose und interstitielle Lungeninfiltrate, Durchfall, generalisierter Ausschlag

Häufigkeit nicht bekannt: Krämpfe (hauptsächlich für Dialysepatienten mit Aluminium-Überladung), Muskelkrämpfe, akutes Nierenversagen, tubuläre Nierenfunktionsstörung, Anstieg des Serum-Kreatinin-Wertes

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Kontraindikationen bekannt.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei Kindern müssen Körpergewicht und Längenwachstum alle 3 Monate kontrolliert werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://aspregister.basg.gv.at/).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ALLE ÜBRIGEN THERAPEUTISCHEN MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antidote

Flumazenil

Anexate®, diverse Generika
V03AB25

Kaliumjodid

Kaliumjodid G.L.®
V03AB21

Naloxon

Nyxoid®
V03AB15
V03AB14
Eisen-Chelatbildner

Deferasirox

Exjade®
V03AC03

Deferipron

Ferriprox®
V03AC02
Mittel zur Behandlung der Hyperkaliämie und Hyperphosphatämie

Polystyrolsulfonsäure

Resonium A®
V03AE01

Sevelamer

Renvela®, Sevelamercarbonat, diverse Generika
V03AE02
Entgiftungsmittel für die Behandlung mit Zytostatika

Folinsäure

Calciumfolinat, Leucovorin, diverse Generika
V03AF03

Rasburicase

Fasturtec®
V03AF07

Referenzen

  1. Aydinok Y, et al, A randomized controlled 1-year study of daily deferiprone plus twice weekly desferrioxamine compared with daily deferiprone monotherapy in patients with thalassemia major, Haematologica. , 2007 , Dec;92(12), 1599-606
  2. Cappellini MD, et al, Prospective evaluation of patient-reported outcomes during treatment with deferasirox or deferoxamine for iron overload in patients with beta-thalassemia, Clin Ther, 2007 , May;29(5), 909-17
  3. Cario H, et al, Recent developments in iron chelation therapy, Klin Padiatr, 2007 , May-Jun;219(3), 158-65
  4. Graziano JH, et al, Chelation therapy in beta-thalassemia major. I. Intravenous and subcutaneous deferoxamine, J Pediatr, 1978, Apr;92(4), 648-52
  5. Walter PB, et al, Inflammation and oxidant-stress in beta-thalassemia patients treated with iron chelators deferasirox (ICL670) or deferoxamine: an ancillary study of the Novartis CICL670A0107 trial, Haematologica, 2008, Jun;93(6), 817-25
  6. Yarali N, et al, Subcutaneous bolus injection of deferoxamine is an alternative method to subcutaneous continuous infusion, J Pediatr Hematol Oncol, 2006, Jan;28(1), 11-6
  7. Novartis Pharma B.V., SPC Desferal (RVG 03984),16-09-2019, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  8. Novartis Pharma GmbH, SmPC Desferal 500 mg Trockenstechampullen (12656), aufgerufen am 31.05.2023, https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/

Änderungsverzeichnis

  • 18 Dezember 2023 09:40: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung