Calciumfolinat ist ein aktiver Metabolit der Folsäure und ein essentielles Koenzym der Nukleinsäuresynthese in der zytotoxischen Therapie. Calciumfolinat wird häufig angewendet, um die Toxizität von Folat-Antagonisten wie Methotrexat herabzusetzen und ihrer Wirkung entgegenzuwirken. Calciumfolinat stimuliert den Efflux des Folat-Antagonisten durch die Konkurrenz um den Transport in die Zellen und fördert die Füllung des Pools reduzierter Folate.
Pharmakokinetik bei Kindern
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder verfügbar.
Folinsäure ist in den Kapseln als Calciumfolinat-Pentahydrat und in den Injektions-/Infusionslösungen als Calciumfolinat-Pentahydrat oder -Monohydrat enthalten. Die angegebene Stärke bezieht sich auf Folinsäure.
Die Einnahme der Kapseln kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Im Falle der intravenösen Anwendung sollten wegen des Calciumgehaltes der Lösung nicht mehr als 160 mg pro Minute injiziert werden.
Dosierung hängt von der MTX-Therapie ab; aus diesem Grund wird auf die detaillierten Behandlungsprotokolle verwiesen. Gebräuchlich: 12-15 mg/m2 Beginn 24-42 h nach MTX-Initialisierung, danach alle 6 h.
Fortsetzen bis MTX-Spiegel <0,01-0,25 µmol/L liegen. MTX-Spiegelbestimmung nach Protokoll, meist an t=48 h nach MTX-Infusionsbeginn. Bei hohen MTX-Spiegeln von ≥ 1,0 µmol/L Dosierung von Folinsäure erhöhen: Dosierung = standardmäßige Tagesdosierung x (MTX Spiegel an t=48 h in µmol/L)
Dosierung hängt von der MTX-Therapie ab; aus diesem Grund wird auf die detaillierten Behandlungsprotokolle verwiesen. Gebräuchlich: 12-15 mg/m2 Beginn 24-42 h nach MTX-Initialisierung, danach alle 6 h.
Fortsetzen bis MTX-Spiegel <0,01-0,25 µmol/L liegen MTX-Spiegelbestimmung laut Protokoll, meist an t=48 h nach MTX-Infusionsbeginn. Bei hohen MTX-Spiegeln von ≥ 1,0 µmol/L Dosierung von Folinsäure erhöhen: Dosierung = standardmäßige Tagesdosierung x (MTX Spiegel an t=48 h in µmol/L)
Die wissenschaftliche Evidenz ist beschränkt: 3 Fallberichte, in denen Folinsäure oral verabreicht worden ist. Es wurden keine Studien zur intravenösen Verabreichung durchgeführt. Das Formularium des Wilhelmina Children's Hospital aus 2008 gibt an, dass Folinsäure intravenös in derselben Dosierung wie oral verabreicht werden kann.
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥ 0,1 %):
Fieber
Folgende UAW wurden zudem selten, sehr selten (< 0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
Schlaflosigkeit, Unruhe und Depression nach hohen Dosen, Anstieg der Anfallshäufigkeit bei Epileptikern, Krämpfe und/oder Synkope (bei hohen Dosen von Calciumfolinat-Therapien wurde über Krampfanfälle auch bei Nicht-Epileptikern berichtet), gastrointestinale Störungen nach hohen Dosen, allergische Reaktionen, einschließlich anaphylaktoide/anaphylaktische Reaktionen und Urtikaria
Es wurden Fälle von Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und Toxischer Epidermaler Nekrolyse (TEN) berichtet, manche tödlich, bei Patienten, die Calciumfolinat in Kombination mit anderen Arzneimitteln, die mit diesen Komplikationen in Verbindung gebracht werden, verabreicht bekommen haben. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Calciumfolinat eine mitursächliche Rolle gespielt hat. Zusätzlich können hämatologische Nebenwirkungen wie Leukozytopenie und Thrombozytopenie auftreten. Diese Nebenwirkungen sind dosisabhängig und deren Eintreten kann normalerweise mit Dosisreduktion der zytotoxischen Substanzen reduziert werden. Diese Nebenwirkungen können durch eine engmaschige Überwachung der hämatologischen Werte kontrolliert werden (z.B. Leukozyten, Thrombozyten, Serum Elektrolyte z.B. Na+, K+, Ca++ und Kreatininwerte).
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
perniziöse Anämie oder andere durch Vitamin B12-Mangel bedingte Anämien. Hämatologische Remissionen können zwar eintreten, die neurologischen Manifestationen bleiben jedoch progredient.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Calciumfolinat darf nur als intramuskuläre oder intravenöse Injektion gegeben werden und darf nicht intrathekal angewandt werden. Nach der intrathekalen Gabe von Folinsäure nach vorheriger intrathekaler Überdosierung von Methotrexat wurden Todesfälle berichtet.
Calciumfolinat sollte zusammen mit Methotrexat oder 5-Fluorouracil nur unter der direkten Aufsicht eines Arztes, der Erfahrung mit der Anwendung von Chemotherapeutika bei Krebserkrankungen hat, angewandt werden.
Eine Behandlung mit Calciumfolinat kann eine perniziöse Anämie oder andere Anämien, die durch Vitamin B12-Mangel verursacht sind, maskieren. Viele zytotoxische Arzneimittel – direkte oder indirekte Hemmer der DNS-Synthese – führen zu einer Makrozytose (Hydroxycarbamid, Cytarabin, Mercaptopurin, Thioguanin). Eine solche Makrozytose sollte nicht mit Folinsäure behandelt werden.
Bei Epileptikern, die mit Phenobarbital, Phenytoin, Primidon und Succinimiden behandelt werden, besteht das Risiko, dass die Frequenz der Anfälle, bedingt durch eine Abnahme der Plasmakonzentrationen der anti-epileptischen Arzneimittel, zunimmt. Während der Anwendung von Calciumfolinat und nach dem Absetzen wird eine klinische Überwachung, möglicherweise eine Überwachung der Plasmaspiegel, und, falls notwendig, eine Dosisanpassung des Antiepileptikums empfohlen.
Während der Behandlung mit Calciumfolinat darf es zu keiner Schwangerschaft kommen. Patientinnen sollen darauf hingewiesen werden, für einen sicheren Empfängnisschutz zu sorgen. Falls trotzdem eine Schwangerschaft eintritt, muss eine strenge Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen werden.
Calciumfolinat/Methotrexat
Für spezielle Einzelheiten zur Reduktion der Methotrexat-Toxizität beachten Sie bitte die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (Fachinformation) von Methotrexat.
Calciumfolinat hat keinen Einfluss auf die nicht-hämatologischen Toxizitäten von Methotrexat, wie die Nephrotoxizität als Folge von Methotrexat und/oder der Ausfällung von Metaboliten in der Niere. Bei Patienten mit einer verzögerten frühen Methotrexat-Elimination besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie ein reversibles Nierenversagen und alle mit Methotrexat verbundenen Toxizitäten entwickeln (bitte beachten Sie die Fachinformation für Methotrexat). Das Vorhandensein einer vorbestehenden oder Methotrexat-induzierten Niereninsuffizienz ist möglicherweise mit einer verzögerten Exkretion von Methotrexat verbunden und kann die Notwendigkeit höherer Dosen oder einer länger dauernden Anwendung von Calciumfolinat notwendig machen.
Zu hohe Calciumfolinat-Dosen müssen vermieden werden, da diese die Antitumor-Aktivität von Methotrexat herabsetzen können. Dies gilt besonders bei ZNS-Tumoren, in denen sich Calciumfolinat nach wiederholten Behandlungszyklen anreichert.
Methotrexat-Resistenz als Folge eines verminderten Membrantransportes legt auch eine Resistenz gegen die Folinsäure-Rescue nahe, da beide Arzneimittel den gleichen Transportmechanismus haben.
Eine versehentliche Überdosierung eines Folsäure-Antagonisten wie Methotrexat sollte als medizinischer Notfall behandelt werden. Je länger das Zeitintervall zwischen der Methotrexat-Anwendung und der Calciumfolinat-Rescue ist, desto geringer ist die Wirksamkeit von Calciumfolinat als Gegenmaßnahme zur Verminderung der Toxizität.
Die Möglichkeit, dass der Patient andere Arzneimittel einnimmt, die mit Methotrexat interagieren (z.B. Arzneimittel, die mit der Methotrexat-Elimination oder der Bindung an Serumalbumin interagieren), sollte immer in Betracht gezogen werden, wenn Laborabweichungen oder klinische Toxizitäten beobachtet werden.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt. Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Etienne MC, et al, l-folinic acid versus d,l-folinic acid in rescue of high-dose methotrexate therapy in children, J Natl Cancer Inst, 1992, Aug 5;84(15):, 1190-5
Skarby TV, et al, High leucovorin doses during high-dose methotrexate treatment may reduce the cure rate in childhood acute lymphoblastic leukemia, Leukemia, 2006, Nov;20(11), 1955-62
Thyss A, et al, Evidence for CSF accumulation of 5-methyltetrahydrofolate during repeated courses of methotrexate plus folinic acid rescue, Br J Cancer, 1989, Apr;59(4), 627-30
Cohen IJ, Defining the appropriate dosage of folinic acid after high-dose methotrexate for childhood acute lymphatic leukemia that will prevent neurotoxicity without rescuing malignant cells in the central nervous system, J Pediatr Hematol Oncol, 2004, Mar;26(3), 156-63
Borsi JD, et al, How much is too much? Folinic acid rescue dose in children with acute lymphoblastic leukaemia, Eur J Cancer, 1991, 27(8), 1006-9
Gallagher RC, et al, Folinic acid-responsive seizures are identical to pyridoxine-dependent epilepsy, Ann Neurol., 2009, May;65(5), 550-6
Gospe SM, Jr. , Neonatal vitamin-responsive epileptic encephalopathies., Chang Gung Med J. , 2010 , Jan-Feb;33(1), 1-12
Hansen FJ, et al, Cerebral folate deficiency: life-changing supplementation with folinic acid, Mol Genet Metab., 2005 , Apr;84(4), 371-3