Lamotrigin gehört zur Gruppe der Antiepileptika. Lamotrigin blockiert spannungsabhängige Na+-Kanäle und Ca2+-Kanäle vom l-Typ führt. Es kommt zu einer Modulation der Freisetzung von exzitatorischen Neurotransmittern wie Aspartat und Glutamat, was zu einer geringeren Erregung des ZNS führt.
Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5 - 15 mg/l. Lamotrigin wird renal ausgeschieden. (Rademaker 2008)
Kinder und Jugendliche (SmPC)
t½ (Mittelwert):
generell bei Kindern kürzer als bei Erwachsenen
In Kombination mit:
Carbamazepin und Phenytoin: etwa 7 Stunden
Valproinsäure: 45 – 50 Stunden
Kinder 2-26 Monate (SmPC):
t1/2 (Mittelwert, n=143):
Unter enzyminduzierender Therapie: 23 Stunden
Gleichzeitige Gabe von Valproat: 136 Stunden
Keine Gabe von Enzymhemmern/-induktoren: 38 Stunden
Zulassungsstatus bei Kindern und Jugendlichen < 18 Jahren:
Darreichungsformen
Kaubare/Suspendierbare Tabletten 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg
Lösbare Tabletten 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg
Allgemein
Lamotrigin liegt in den im Handel befindlichen Präparaten in der Reinform vor. Der angegebene Wirkstoffgehalt bezieht sich demnach auf Lamotrigin. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:
Präparate | Arzneiform | Stärke | Problematische Hilfsstoffe |
GEROLAMIC® | Lösbare Tabletten | 5 / 25 / 50 / 100 / 200 mg | Acesulfam |
LAMOTRIGIN 1A® | Lösbare Tabletten | 25 / 50 / 100 / 200 mg | Sorbitol, Saccharin |
LAMOTRIGIN GENERICON® | Lösbare Tabletten | 25 / 50 / 100 / 200 mg | Saccharin, Ethanol |
LAMOTRIGIN RATIOPHARM® | Lösbare Tabletten | 25 / 50 / 100 / 200 mg | Sorbitol, Saccharin |
LAMOTRIGIN SANDOZ® | Lösbare Tabletten | 25 / 50 / 100 / 200 mg | Saccharin |
LAMOTRIGIN SANDOZ GMBH® | Lösbare Tabletten | 25 / 50 / 100 / 200 mg | Sorbitol, Saccharin |
LAMOTRIGIN STADA® | Lösbare Tabletten | 25 / 50 / 100 / 200 mg | Acesulfam |
LAMICTAL® | Kaubare/Suspendierbare Tabletten | 5 / 25 / 50 / 100 / 200 mg | Saccharin |
Die Fachinformationen wurden 09/2020 aufgerufen (https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/).
Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)
Epilepsie: Mono- oder Kombinationstherapie ohne Enzymhemmer oder -induktor |
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Epilepsie: Kombination mit Valproinsäure oder anderen Enzymhemmern |
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Epilepsie: Kombination mit Enzyminduktoren |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Hautauschlag (makulopapulös), Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Agitation, geringes Risiko einer toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN). Das Risiko schwerer Hautausschläge ist bei Kindern höher als bei Erwachsenen. Bisher vorliegende Daten aus einer Reihe von Studien lassen bei Kindern auf eine Inzidenz stationär zu behandelnder Hautausschläge von 1 von 300 bis 1 von 100 schließen (SmPC Lamictal).
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥ 0,1 %):
Kopfschmerzen, Hautausschlag, Aggressivität, Reizbarkeit, Somnolenz, Tremor, Schwindel, Insomnie, Agitiertheit, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Mundtrockenheit, Arthralgie, Müdigkeit, Schmerzen, Rückenschmerzen, Ataxie, Diplopie, Verschwommensehen, Alopezie
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (< 0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
Panzytopenie, aplastische Anämie, Arganulozytose, Hämophagozytische Lymphohistiozytose, Überempfindlichkeitssyndrom (einschließlich disseminierter intravaskulärer Gerinnung, Multiorganversagen), aseptische Meningitis, Leberversagen, Stevens-Johnson-Syndrom, Toxische epidermale Nekrolyse, Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Aufgrund der Gefahr eines Hautausschlags sollte die Dosierung eingeschlichen werden. Bei Kindern können die ersten Anzeichen eines Hautausschlags mit einer Infektion verwechselt werden. Wenn Kinder in den ersten acht Wochen der Behandlung Symptome wie Fieber oder Hautausschlag entwickeln, sollte der Arzt die Möglichkeit einer Reaktion auf das Arzneimittel in Betracht ziehen.
Forschungsdaten: Ein Einfluss auf die Entwicklung von Kindern ist nicht bekannt. Aufgrund unzureichender Daten wird die Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren bei Epilepsie nicht empfohlen. Bei bipolaren Störungen wird die Anwendung bei Kindern unter 18 Jahren nicht empfohlen, da Lamotrigin in einer randomisierten kontrollierten Studie nicht wirksam war und eine erhöhte Anzahl von Patienten mit Suizidtendenzen auftrat.
Lamotrigin kann zu einer Verschlechterung des Dravet Syndroms führen (Wallace et al., 2016 and Guerrini et al., 1998)
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Clozapin | Eine erhöhte Inzidenz und Schwere von Granulozytopenien und Agranulozytosen ist zu befürchten. | Kombination vermeiden. Wenn unvermeidbar, Blutbild besonders engmaschig überwachen. |
Valproinsäure | Erhöhung der Plasmaspiegel und Steigerung der Toxizität von Lamotrigin. | Eine sorgfältige Überwachung der Serumkonzentration von Lamotrigin wird empfohlen. Gegebenenfalls Dosisanpassung von Lamotrigin. |
Östrogenhaltige orale Kontrazeptiva | Verringerung der Lamotrigin-Plasmaspiegel, mit einem Anstieg der Plasmaspiegel von Lamotrigin während der "pillenfreien" Woche. Es wurde über einen Verlust der Anfallskontrolle nach Beginn von kombinierten oralen Kontrazeptiva berichtet und Toxizität ist nach dem Absetzen aufgetreten. | Überwachung der Plasmakonzentration von Lamotrigin und gegebenenfalls Dosisanpassung, sowohl bei Beginn, als auch nach dem Absetzen östrogenhaltiger oraler Kontrazeptiva. Ein Kontrazeptivum ohne therapiefreie Woche ist zu empfehlen. Es kann zudem nicht ausgeschlossen werden, dass bei einigen Patienten die veränderten Hormonspiegel zu einer Verminderung der kontrazeptiven Wirksamkeit führen. Jede Veränderung der Menstruation (z.B. Zwischenblutung) sollte deswegen umgehend berichtet werden. |
UGT-Induktoren wie Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Primidon, Rifampicin, Lopinavir oder Ritonavir | Verringerung der Plasmaspiegel von Lamotrigin durch gesteigerte Glucuronidierung. | Die Überwachung der Lamotrigin-Konzentration wird empfohlen. Gegebenenfalls Dosisanpassung von Lamotrigin. |
Carbamazepin | Bei manchen Patienten, die Carbamazepin einnehmen, wurden nach Zugabe von Lamotrigin Symptome einer ZNS-Toxizität berichtet. | Wenn Patienten mit einer hohen anfänglichen Serumkonzentration von Carbamazepin Lamotrigin verabreicht wird, ist Vorsicht geboten. Überwachen Sie die Krampfanfall-Kontrolle und Anzeichen einer Neurotoxizität. Die Carbamazepin-Dosis sollte reduziert werden, wenn Nebenwirkungen auf das zentrale Nervensystem auftreten. |
Quetiapin | Verringerung der Plasmakonzentration von Quetiapin. | Engmaschiges Monitoring der Quetiapin-Wirksamkeit, ggf. von dessen Konzentrationen und Dosiserhöhung. |
Sertralin | Erhöhung der Plasmaspiegel und Steigerung der Toxizität von Lamotrigin durch Hemmung der Glucuronidierung. | Bei einer gleichzeitigen Anwendung wird eine Überwachung der Plasmakonzentration von Lamotrigin empfohlen. Möglicherweise muss die Lamotrigin-/Sertralin-Dosis reduziert werden. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Barbiturate und Derivate | ||
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N03AA02 |
Succinimid-Derivate | ||
---|---|---|
Petinimid®, Ethosuximid neuraxpharm
|
N03AD01 |
Benzodiazepin-Derivate | ||
---|---|---|
Rivotril®
|
N03AE01 |
Carboxamid-Derivate | ||
---|---|---|
Tegretol®, Neurotop®
|
N03AF01 | |
Trileptal®
|
N03AF02 | |
Inovelon®
|
N03AF03 |
Fettsäure-Derivate | ||
---|---|---|
Convulex®, Depakine®
|
N03AG01 | |
Sabril®
|
N03AG04 |
Andere Antiepileptika | ||
---|---|---|
Briviact®
|
N03AX23 | |
Epidyolex®
|
N03AX24 | |
Neurontin® , Gabadal® , div. Generika
|
N03AX12 | |
Vimpat®
|
N03AX18 | |
Keppra®, diverse Generika
|
N03AX14 | |
Fycompa®
|
N03AX22 | |
Lyrica®, Pregamid®, Lyribastad®, Pregatab®, div. Generika
|
N03AX16 | |
Ospolot®
|
N03AX03 | |
Topamax®, diverse Generika
|
N03AX11 | |
Zonegran®
|
N03AX15 |
ANTIEPILEPTIKA | ||
---|---|---|
Briviact®
|
N03AX23 | |
Epidyolex®
|
N03AX24 | |
Tegretol®, Neurotop®
|
N03AF01 | |
Rivotril®
|
N03AE01 | |
Petinimid®, Ethosuximid neuraxpharm
|
N03AD01 | |
Neurontin® , Gabadal® , div. Generika
|
N03AX12 | |
Vimpat®
|
N03AX18 | |
Keppra®, diverse Generika
|
N03AX14 | |
Trileptal®
|
N03AF02 | |
Fycompa®
|
N03AX22 | |
N03AA02 | ||
Lyrica®, Pregamid®, Lyribastad®, Pregatab®, div. Generika
|
N03AX16 | |
Inovelon®
|
N03AF03 | |
Ospolot®
|
N03AX03 | |
Topamax®, diverse Generika
|
N03AX11 | |
Convulex®, Depakine®
|
N03AG01 | |
Sabril®
|
N03AG04 | |
Zonegran®
|
N03AX15 |