Zulassungsstatus bei Kindern und Jugendlichen < 18 Jahren:
Darreichungsformen
Filmtabletten 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg
Granulat in Kapseln 15 mg, 25 mg
Allgemein
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Topiramat in der Reinform. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:
Präparate | Arzneiform | Stärke | Problematische Hilfsstoffe |
TOPAMAX® | Filmtabletten | 25 / 50 / 100 mg | Lactose |
TOPILEX® | Filmtabletten | 25 / 200 mg | Lactose |
TOPILEX® | Filmtabletten | 50 mg | Lactose, Propylenglykol |
TOPILEX® | Filmtabletten | 100 mg | Propylenglykol |
TOPIRAMAT 1A® | Filmtabletten | 25 / 50 /, 100 / 200 mg | Lactose |
TOPIRAMAT RATIOPHARM® | Filmtabletten | 25 / 50 / 100 / 200 mg | Lactose |
TOPIRAMAT SANDOZ® | Filmtabletten | 25 / 50 / 100 / 200 mg | Lactose |
TOPIRAMAT STADA® | Filmtabletten | 25 / 50 / 100 / 200 mg | Lactose |
Die Fachinformationen wurden 09/2020 aufgerufen (https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/).
Topiramat ist ein Antiepileptikum und Migräneprophylaktikum und ist als sulfatsubstituiertes Monosaccharid klassifiziert. Der genaue Wirkmechanismus ist unbekannt. Er ergibt sich möglicherweise aus Natriumkanal-Blockade, Verstärkung der Aktivität von GABA und Antagonisierung der Wirkung von Glutamat.
Die Pharmakokinetik von Topiramat bei Kindern ist linear, ebenso wie bei Erwachsenen, die eine adjuvante Therapie erhielten. Die Clearance ist unabhängig von der Dosis und den Steady-state-Plasmakonzentrationen, die dosisabhängig ansteigen. Kinder haben jedoch eine höhere Clearance und eine kürzere Eliminationshalbwertszeit. Aus diesem Grund kann die Plasmakonzentration von Topiramat nach Gabe derselben mg/kg-Dosis niedriger sein als bei Erwachsenen. Ebenso wie bei Erwachsenen senken enzyminduzierende Antiepileptika die Steady-state-Plasmakonzentrationen.
Rosenfeld et al. 1999 ermittelten ein Tmax von 1-3 Stunden und die folgenden Halbwertszeiten bei einer Dosis von 3-9 mg/kg/Tag:
Alter | n= | t1/2 |
4-7 Jahre | 11 | 7,7-8 Stunden |
8-11 Jahre | 12 | 11,3-11,7 Stunden |
12-17 Jahre | 12 | 12,3-12,8 Stunden |
Ferrari et al. 2003 ermittelten die folgende Clearance:
Alter | n= | Mittlere Dosis | Cl/F |
< 10 Jahre | 14 | 6,5±2,2 mg/kg/Tag | 112±82 ml/kg/Stunde |
10-15 Jahre | 11 | 7,2±2,0 mg/kg/Tag | 66±22 ml/kg/Stunde |
16-30 Jahre | 17 | 4,7±1,9 mg/kg/Tag | 42±16 ml/kg/Stunde |
Epilepsie, adjuvante Therapie |
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Epilepsie, Monotherapie |
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Migräne-Prophylaxe |
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Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
Bei eingeschränkter Nierenfunktion erhöhen sich die Halbwertszeit und die AUC von Topiramat. Dies steigert das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen.
Barbiturate und Derivate | ||
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N03AA02 |
Succinimid-Derivate | ||
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Petinimid®, Ethosuximid neuraxpharm
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N03AD01 |
Benzodiazepin-Derivate | ||
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Rivotril®
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N03AE01 |
Carboxamid-Derivate | ||
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Tegretol®, Neurotop®
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N03AF01 | |
Trileptal®
|
N03AF02 | |
Inovelon®
|
N03AF03 |
Fettsäure-Derivate | ||
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Convulex®, Depakine®
|
N03AG01 | |
Sabril®
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N03AG04 |
Andere Antiepileptika | ||
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Briviact®
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N03AX23 | |
Epidyolex®
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N03AX24 | |
Neurontin® , Gabadal® , div. Generika
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N03AX12 | |
Vimpat®
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N03AX18 | |
Lamictal®, diverse Generika
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N03AX09 | |
Keppra®, diverse Generika
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N03AX14 | |
Fycompa®
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N03AX22 | |
Lyrica®, Pregamid®, Lyribastad®, Pregatab®, div. Generika
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N03AX16 | |
Ospolot®
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N03AX03 | |
Zonegran®
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N03AX15 |
Folgende unerwünschte Arzneimittelwirkungen wurden bei Kindern häufiger (≥ 2×) als bei Erwachsenen beobachtet: Veränderter Appetit, hyperchlorämische Azidose, Hypokaliämie, Verhaltensänderungen, Aggression, Apathie, Schlafstörungen, suizidales Verhalten, Aufmerksamkeitsstörung, Lethargie, gesteigerte Tränenbildung, Sinusbradykardie, Gangstörungen.
Folgende unerwünschte Arzneimittelwirkungen wurden nur bei Kindern beobachtet: Eosinophilie, psychomotorische Hyperaktivität, Schwindel, Erbrechen, Hyperthermie, Fieber, Lernschwierigkeiten.
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥ 0,1 %):
Nasopharyngitis, Depression, Parästhesien, Schwindel, Somnolenz, Nausea, Diarrhoe, Fatigue, Gewichtsabnahme, Anämie, Hypersensitivität, Anorexie, verminderter Appetit, Bradyphrenie, Insomnie, Beeinträchtigung des sprachlichen Ausdrucksvermögens, Angst, Verwirrtheit, Desorientierung, Aggression, veränderte Stimmung, Agitiertheit, Stimmungsschwankungen, depressive Stimmung, Wut, anormales Verhalten, Aufmerksamkeitsstörung, Gedächtnisstörung, Amnesie, kognitive Störung, Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit, eingeschränkte psychomotorische Fähigkeiten, Konvulsion, anomale Koordination, Tremor, Lethargie, Hypästhesie, Nystagmus, Dysgeusie, Gleichgewichtsstörung, Dysarthrie, Intentionstremor, Sedierung, verschwommenes Sehen, Diplopie, Sehstörung, Vertigo, Tinnitus, Ohrenschmerzen, Dyspnoe, Epistaxis, verstopfte Nase, Rhinorrhoe, Husten, Erbrechen, Obstipation, Oberbauchschmerz, Dyspepsie, abdominaler Schmerz, Mundtrockenheit, Magenbeschwerden, orale Parästhesie, Gastritis, abdominale Beschwerden, Alopezie, Hautausschlag, Pruritus, Arthralgie, Muskelspasmen, Myalgie, Muskelzittern, Muskelschwäche, muskuloskelettaler Brustschmerz, Nephrolithiasis, Pollakisurie, Dysurie, Nephrokalzinose, Pyrexie, Asthenie, Gereiztheit, Gangstörung, anomales Gefühl, Malaise, Gewichtszunahme, Leukopenie, Thrombozytopenie, Lymphadenopathie, Eosinophilie, metabolische Azidose, Hypokaliämie, erhöhter Appetit, Polydipsie, Suizidgedanken, Suizidversuch, Halluzination, psychotische Störung, akustische Halluzination, visuelle Halluzination, Apathie, Verlust der Spontansprache, Schlafstörung, Affektlabilität, verminderte Libido, Ruhelosigkeit, Weinen, Dysphemie, euphorische Stimmung, Paranoia, Perseveration, Panikattacken, Traurigkeit, Leseschwäche, Einschlafstörung, Affektverflachung, anomales Denken, Verlust der Libido Teilnahmslosigkeit, Durchschlafstörung, Ablenkbarkeit, frühes morgendliches Erwachen, Panikreaktion, gehobene Stimmung, Bewusstseinseinschränkung, Grand mal Anfall, Gesichtsfeldausfall, komplex fokale Anfälle, Sprachstörung, psychomotorische Hyperaktivität, Synkope, sensorische Störung, Sabbern, Hypersomnie, Aphasie, repetitive Sprache, Hypokinesie, Dyskinesie, Haltungsschwindel, schlechte Schlafqualität, brennendes Gefühl, Verlust des Empfindungsvermögens, verändertes Geruchsempfinden, zerebellares Syndrom, Dysästhesie, Hypogeusie, Stupor, Ungeschicklichkeit, Aura, Ageusie, Schreibstörung, Dysphasie, periphere Neuropathie, Präsynkope, Dystonie, Formicatio, verminderte Sehschärfe, Skotom, Myopie, Fremdkörpergefühl im Auge, trockenes Auge, Photophobie, Blepharospasmus, erhöhter Tränenfluss, Photopsie, Mydriasis, Presbyopie, Taubheit, unilaterale Taubheit, neurosensorische Taubheit, Ohrenbeschwerden, eingeschränktes Hören, Bradykardie, Sinusbradykardie, Palpitationen, Hypotension, orthostatische Hypotension, Flush, Hitzewallungen, Belastungsdyspnoe, paranasale Sinushypersekretion, Dysphonie , Pankreatitis, Flatulenz, gastroösophageale Refluxkrankheit, Unterbauchschmerz, orale Hypästhesie, Zahnfleischbluten, geblähter Bauch, epigastrische Beschwerden, schmerzhafte Bauchspannung, vermehrter Speichelfluss, oraler Schmerz, Mundgeruch, Glossodynie, Anhidrose, faziale Hypästhesie, Urtikaria, Erythem, generalisierter Pruritus, makulärer Hautausschlag, Hautverfärbung, allergische Dermatitis, Gesichtsschwellung, Gelenkschwellung, muskuloskelettale Steifheit, Flankenschmerz, Muskelschwäche, Harnstein, Harninkontinenz, Hämaturie, Inkontinenz, Harndrang, Nierenkolik, Nierenschmerz, erektile Dysfunktion, sexuelle Dysfunktion, Hyperthermie, Durst Influenza-ähnliche Krankheit, Trägheit, periphere Kälte, Gefühl der Trunkenheit, nervöses Gefühl, Kristalle im Urin, anomaler Zehen-Fersen-Gehtest, verminderte Zahl weißer Blutzellen, Anstieg der Leberenzyme, Lernschwäche
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (< 0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
hyperammonämische Enzephalopathie, Leberversagen, Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme, toxische epidermale Nekrolyse
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Bei Symptomen einer metabolischen Azidose (Kussmaul-Atmung, Dyspnoe, Anorexie, Übelkeit, Erbrechen, extremer Müdigkeit, Tachykardie oder Arrhythmie) und eventuell bei Erkrankungen oder Therapien, die eine metabolische Azidose begünstigen (wie z.B. Nierenerkrankungen, Status epilepticus, Diarrhö, chirurgische Eingriffe, ketogene Diät), wird die Bestimmung der Serum-Bicarbonat-Werte während der Behandlung mit Topiramat empfohlen. Eine chronische metabolische Azidose bei Kindern kann Osteomalazie verursachen und das Wachstum verlangsamen. Die Auswirkungen auf das Wachstum und das Knochengerüst wurden jedoch nicht systematisch untersucht.
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wird empfohlen, um das Risiko von Nierensteinen und hitzebedingten Nebenwirkungen zu reduzieren. Über vermindertes Schwitzen und Hyperthermie wurde insbesondere bei kleinen Kindern und bei hohen Temperaturen berichtet.
Bei Erwachsenen gab es Berichte über eine Verschlechterung der kognitiven Funktionen, die es notwendig machten, die Dosis zu reduzieren oder zu stoppen; bei Kindern ist die Datenlage in diesem Bereich noch immer unzureichend.
Die Behandlung soll nicht plötzlich abgebrochen werden. Die Dosisreduktion soll schrittweise über 2-8 Wochen erfolgen (SmPC).
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Zonisamid | Additives Hyperthermie-Risiko, besonders bei Kindern und heißer Witterung. Erhöhtes Risiko einer Nephrolithiasis. | Kombination vermeiden. |
Orale Kontrazeptiva | Steigerung des Metabolismus von Estrogenen und Gestagenen durch schwache CYP-3A4 Induktion durch Topiramat. Erniedrigte Serumkonzentration und verringerte Wirkung oraler Kontrazeptiva ist möglich. | Patientinnen, die hormonale Kontrazeptiva einnehmen, sollten aufgefordert werden, jede Änderung ihrer Menstruationsblutung zu berichten. Die kontrazeptive Wirksamkeit kann jedoch auch bei Abwesenheit von Durchbruchblutungen vermindert sein. Alternative, nicht hormonelle Verhütungsmittel können in Erwägung gezogen werden. |
Valproinsäure | Verstärktes Nebenwirkungsrisiko von Valproinsäure, insbesondere einer hyperammonämischen Enzephalopathie. | Sorgfältiges Monitoring auf Anzeichen einer hyperammonämischen Enzephalopathie; Überwachung des Plasma-Ammoniaks. Topiramat sollte bei Patienten, die bereits Valproinsäure erhalten, mit sukzessiven Dosiserhöhungen eingeschlichen werden. Treten Symptome einer Enzephalopathie auf, soll Valproinsäure, eventuell auch Topiramat, abgesetzt werden. |
4-Hydroxybutansäure | Erhöhtes Risiko einer ZNS-Depression. | Sorgfältige Überwachung der kognitiven Funktion. Eine alternative Medikation soll in Betracht gezogen werden. |
Carbamazepin | Steigerung des Metabolismus von Topiramat durch CYP-3A4 Induktion durch Carbamazepin. Erniedrigte Serumkonzentration und verringerte Wirkung von Topiramat ist möglich. Bei Patienten, die bei Beginn der Gabe von Topiramat die maximale Dosis Carbamazepin einnahmen, wurden Symptome einer Antiepileptika-Intoxikation berichtet. | Topiramat-Dosis entsprechend des therapeutischen Ansprechens anpassen. Überwachung auf Anzeichen einer Intoxikation, wenn bei einem Patienten, der die maximale Carbamazepin-Dosis erhält, mit einer Topiramat-Behandlung begonnen wird. Eine Dosisanpassung von Carbamazepin kann in diesem Fall ebenso erwogen werden. |
Phenytoin | Steigerung des Metabolismus von Topiramat durch CYP-Induktion durch Phenytoin. Erniedrigte Serumkonzentration und verringerte Wirkung von Topiramat ist möglich. Hemmung des Metabolismus von Phenytoin durch CYP-2C19 Inhibition durch Topiramat. Erhöhte Serumkonzentration und verstärkte Wirkung von Phenytoin ist möglich. | Überwachung des therapeutischen Ansprechens auf Topiramat und gegebenenfalls Dosisanpassung von Topiramat. Phenytoin-Spiegel überwachen und Dosis gegebenenfalls anpassen, vor allem bei hoher Topiramat-Dosis. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.