Rivaroxaban

Wirkstoff
Rivaroxaban
Handelsname
Xarelto®
ATC-Code
B01AF01
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Rivaroxaban ist ein hoch selektiver, direkter Inhibitor von Faktor Xa, der oral bioverfügbar ist. Inhibition von Faktor Xa unterbricht den intrinsischen und extrinsischen Weg der Blutgerinnungskaskade, wobei sowohl die Bildung von Thrombin als auch die Entstehung von Thromben inhibiert wird. 

Pharmakokinetik bei Kindern

Cl und Vss nach oraler Verabreichung sind vom Körpergewicht abhängig und wurden bei Kindern anhand von populationspharmakokinetischen Modellen geschätzt auf durchschnittlich 8 L/h und 113 L, für eine Person mit einem Körpergewicht von 82,8 kg.

mittlere Halbwertszeit t½ (geschätzt anhand populationspharmakokinetischer Modelle):

0-6 Monate 1,6 Stunden
6 Monate-2 Jahre 1,9 Stunden
2-12 Jahre 3 Stunden
Jugendliche 4,2 Stunden

(SmPC Xarelto)

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Behandlung von venösen Thromboembolien (VTE) und Prophylaxe von rezidivierenden venösen Thromboembolien (VTE)
    • Oral
      • On-label
  • Thromboseprophylaxe bei angeborenem Herzfehler nach einer Fontan-Operation
    • Oral
      • Off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Die aktuellen Fachinformationen können unter http://www.ema.europa.eu abgerufen werden.

Präparate im Handel

Filmtabletten 2,5 mg, 10 mg, 15mg, 20 mg
Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 1 mg/ml

Anwendungshinweis:

Die Tabletten und die Suspension sollten mit einer Mahlzeit eingenommen werden.

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Die Filmtabletten enthalten: Lactose
Das Granulat enthält: Natriumbenzoat

Die Fachinformationen wurden am 25.05.2021 aufgerufen (www.ema.europa.eu).

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Behandlung von venösen Thromboembolien (VTE) und Prophylaxe von rezidivierenden venösen Thromboembolien (VTE)
  • Oral
    • 2,6 bis 12 kg
      [1]
      • 2,6 bis 3 kg: 2,4 mg/Tag in 3 Dosen
        > 3 bis 4 kg: 2,7 mg/Tag in 3 Dosen
        > 4 bis 5 kg: 4,2 mg/Tag in 3 Dosen
        > 5 bis 7 kg: 4,8 mg/Tag in 3 Dosen
        > 7 bis 8 kg: 5,4 mg/Tag in 3 Dosen
        > 8 bis 9 kg: 7,2 mg/Tag in 3 Dosen
        > 9 bis 10 kg: 8,4 mg/Tag in 3 Dosen
        > 10 bis 12 kg: 9 mg/Tag in 3 Dosen

      • Behandlungsbeginn erst nach:

        • mindestens 5 Tagen initialer parenteraler Antikoagulationstherapie
        • mindestens 10 Tagen oraler Ernährung (bei Kindern <6 Monaten)
    • 12 bis 30 kg
      [1]
      • 10 mg/Tag in 2 Dosen.
      • Behandlungsbeginn erst nach mindestens 5 Tagen initialer parenteraler Antikoagulationstherapie

    • 30 bis 50 kg
      [1]
      • 15 mg/Tag in 1 Dosis
      • Behandlungsbeginn erst nach mindestens 5 Tagen initialer parenteraler Antikoagulationstherapie

    • ≥ 50 kg
      [1]
      • 20 mg/Tag in 1 Dosis
      • Behandlungsbeginn erst nach mindestens 5 Tagen initialer parenteraler Antikoagulationstherapie

Thromboseprophylaxe bei angeborenem Herzfehler nach einer Fontan-Operation
  • Oral
    • 2 Jahre bis 18 Jahre und 7 bis 8 kg
      [3]
      • 2,2 mg/Tag in 2 Dosen.
    • 2 Jahre bis 18 Jahre und 8 bis 10 kg
      [3]
      • 3,2 mg/Tag in 2 Dosen.
    • 2 Jahre bis 18 Jahre und 10 bis 12 kg
      [3]
      • 3,4 mg/Tag in 2 Dosen.
    • 2 Jahre bis 18 Jahre und 12 bis 20 kg
      [3]
      • 4 mg/Tag in 2 Dosen.
    • 2 Jahre bis 18 Jahre und 20 bis 30 kg
      [3]
      • 5 mg/Tag in 2 Dosen.
    • 2 Jahre bis 18 Jahre und 30 bis 50 kg
      [3]
      • 7,5 mg/Tag in 1 Dosis
    • 2 Jahre bis 18 Jahre und ≥ 50 kg
      [3]
      • 10 mg/Tag in 1 Dosis

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

> 1 Jahr:
> 50 - 80 mL/min/1.73 m2:
Es ist keine Dosisanpassung erforderlich (gemäß den Daten zu Erwachsenen und begrenzten Daten zu Kindern)
< 50 mL/min/1.73 m2: Es liegen keine klinischen Daten vor.

< 1 Jahr: Die Anwendung bei Kindern mit Serumkreatininwerten über der 97,5ten Perzentile wird nicht empfohlen.

 

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Insgesamt war das Sicherheitsprofil bei 412 mit Rivaroxaban behandelten Kindern und Jugendlichen ähnlich dem bei Erwachsenen und in den verschiedenen Altersgruppen vergleichbar. Die unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei pädiatrischen Patienten waren in erster Linie leicht bis mittelschwer.

Folgende unerwünschte Arzneimittelwirkungen wurden bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen berichtet:

Sehr häufig: Kopfschmerzen, Fieber, Epistaxis, Erbrechen

Häufig: Tachykardie, Anstieg von Bilirubin, Menorrhagie, Thrombozytopenie

Gelegentlich: Anstieg von konjugiertem Bilirubin

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥ 0,1 %):

Anämie, Schwindel, Kopfschmerzen, Zerebrale und intrakranielle Blutungen, Synkope, Augeneinblutungen, Tachykardie, Hypotonie, Hämatome, Epistaxis, Hämoptyse, gastrointestinale Blutung (einschl. Rektalblutung), gastrointestinale und abdominale Schmerzen, trockener Mund, Transaminaseanstieg, Leberfunktionsstörung, Pruritus, Urtikaria, Schmerzen in den Extremitäten, Hämarthrose, Blutungen im Urogenitaltrakt, Fieber, periphere Ödeme, verminderte Leistungsfähigkeit

Folgende ausgewählte UAW wurden zudem selten, sehr selten (< 0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

Stevens-Johnson-Syndrom/ toxisch epidermale Nekrolyse, DRESS-Syndrom, Thrombozytose, Thrombozytopenie, allergische Reaktion, allergische Dermatitis, Angioödem, anaphylaktische Reaktion einschließlich anaphylaktischer Schock, Gelbsucht, Blutungen in einen Muskel, Kompartmentsyndrom, Nierenversagen, vaskuläres Pseudoaneurysma

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • akute, klinisch relevante Blutungen
  • Läsionen oder klinische Situationen, wenn diese als signifikantes Risiko für eine schwere Blutung angesehen werden (z.B. gastrointestinale Ulzerationen, kürzlich erfolgte chirurgische Eingriffe an Gehirn, Rückenmark oder Augen)
  • die gleichzeitige Anwendung von anderen Antikoagulantien, außer in der speziellen Situation der Umstellung der Antikoagulationstherapie oder wenn UFH in Dosen gegeben wird, die notwendig sind, um die Durchgängigkeit eines zentralvenösen oder arteriellen Katheters zu erhalten
  • Lebererkrankungen, die mit einer Koagulopathie und einem klinisch relevanten Blutungsrisiko, einschließlich zirrhotischer Patienten mit Child Pugh B und C, verbunden sind
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Schwere Hautreaktionen, einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom/toxisch epidermaler Nekrolyse und DRESS-Syndrom, wurden berichtet. Zu Beginn der Therapie scheinen die Patienten das höchste Risiko für diese Reaktionen zu haben: Das Auftreten der Reaktion erfolgte in der Mehrzahl der Fälle innerhalb der ersten Behandlungswochen. Rivaroxaban muss beim ersten Auftreten von schwerem Hautausschlag (insbesondere sich ausbreitend, stark und/ oder blasenbildend), oder jedem anderen Anzeichen von Überempfindlichkeit in Verbindung mit Schleimhautläsionen abgesetzt werden.
  • Eine klinische Überwachung in Übereinstimmung mit der antikoagulatorischen Praxis wird während der gesamten Behandlungsdauer empfohlen.
  • In den klinischen Studien wurden Schleimhautblutungen (z.B. Nasenbluten, gingivale, gastrointestinale, urogenitale einschließlich ungewöhnlicher vaginaler oder verstärkter Menstruationsblutungen) und Anämie während der Langzeitbehandlung unter Rivaroxaban häufiger beobachtet als unter VKA Behandlung. Deshalb könnte zusätzlich zur angemessenen klinischen Überwachung eine Laboruntersuchung des Hämoglobins/ Hämatokrits zur Erkennung okkulter Blutungen und zur Bestimmung der klinischen Bedeutung offenkundiger Blutungen von Nutzen sein, wenn dies für angemessen gehalten wird.
  • Bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance von 15 – 29 ml/min ist Rivaroxaban mit Vorsicht anzuwenden. Die Anwendung bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance < 15 ml/min wird nicht empfohlen.
  • Verschiedene Untergruppen von Patienten, welche weiter unten beschrieben werden, haben ein erhöhtes Blutungsrisiko. Diese Patienten müssen von Beginn der Behandlung an sorgfältig auf Anzeichen und Symptome für Blutungskomplikationen und Anämien überwacht werden. Zu diesen Patienten gehören: Patienten, die Azol-Antimykotika oder HIV-Proteaseinhibitoren erhalten; Patienten mit angeborernen oder erworbenen Blutgerinnungsstörungen; Patienten mit nicht eingestellter schwerer arterieller Hypertonie; Patienten, die andere Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts ohne aktive Ulzeration, die möglicherweise zu Blutungskomplikationen führen können haben; Patienten mit vaskulärer Retinopathie; Patienten, die Bronchiektasien oder pulmonale Blutungen in der Anamnese haben.
  • Direkt wirkende orale Antikoagulanzien, einschließlich Rivaroxaban werden nicht für Patienten mit einer Thrombose in der Krankheitsgeschichte, bei denen ein Antiphospholipid-Syndrom diagnostiziert wurde, empfohlen.
  • Rivaroxaban wird nicht empfohlen als Alternative zu unfraktioniertem Heparin bei Patienten mit einer Lungenembolie, die hämodynamisch instabil sind oder eventuell eine Thrombolyse oder pulmonale Embolektomie benötigen, da die Sicherheit und Wirksamkeit von Rivaroxaban unter diesen klinischen Bedingungen nicht untersucht wurden.
  • Bei der Anwendung von neuroaxialer Anästhesie (Spinal/Epiduralanästhesie) oder Spinal/Epiduralpunktion können bei Patienten, die mit Antikoagulanzien zur Prävention thromboembolischer Komplikationen behandelt werden, epidurale oder spinale Hämatome, die zu langfristiger oder dauerhafter Lähmung führen, auftreten. Dieses Risiko kann durch die postoperative Verwendung eines epiduralen Verweilkatheters oder der gleichzeitigen Anwendung von anderen, auf die Gerinnung wirkenden Arzneimitteln erhöht sein. Das Risiko kann auch bei traumatischer oder wiederholter Spinal-/Epiduralpunktion erhöht sein. Die Patienten sind engmaschig auf Anzeichen und Symptome von neurologischen Störungen zu kontrollieren (z.B. Taubheits- oder Schwächegefühl in den Beinen, Störungen der Darm- oder Blasenfunktion). Vor einem neuroaxialen Eingriff sollte der Arzt bei Patienten, die mit Antikoagulanzien behandelt werden sollen oder Patienten, die zur Vermeidung einer Thrombose Antikoagulanzien erhalten, den potentiellen Nutzen gegen das Risiko abwägen.
  • Die Anlage oder Entfernung eines Epiduralkatheters oder eine Lumbalpunktion sind am besten durchzuführen, wenn die antikoagulatorische Wirkung von Rivaroxaban als gering eingeschätzt wird. Die Entfernung eines Epiduralkatheters sollte frühestens zwei Halbwertszeiten, d. h. bei jungen erwachsenen Patienten frühestens 18 Stunden nach der letzten Einnahme von Rivaroxaban erfolgen. Die nächste Einnahme von Rivaroxaban sollte frühestens 6 Stunden nach Entfernung des Katheters erfolgen. Nach einer traumatischen Punktion ist die nächste Gabe von Rivaroxaban um 24 Stunden zu verschieben.
  • Falls ein invasives Verfahren oder ein chirurgischer Eingriff notwendig ist, sollte Rivaroxaban mindestens 24 Stunden vor dem Eingriff abgesetzt werden, falls dies möglich ist und der Arzt es aus klinischer Sicht vertreten kann.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ANTITHROMBOTISCHE MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Vitamin-K-Antagonisten

Phenprocoumon

Marcoumar®
B01AA04
Heparingruppe

Dalteparin

Fragmin®
B01AB04

Enoxaparin

Lovenox®, Inhixa®, diverse Generika
B01AB05

Nadroparin

Fraxiparin®
B01AB06

Unfraktioniertes Heparin

Heparin Gilvasan®
B01AB01
Thrombozytenaggregationshemmer, exkl. Heparin

Acetylsalicylsäure

Thrombo ASS®, Aspirin Protect®, Herzschutz ASS®, Thrombostad®, ASS Hexal®; Syn: ASS
B01AC06

Clopidogrel

Plavix®
B01AC04

Epoprostenol

Flolan®, Dynovas®
B01AC09
Enzyme

Alteplase (r-tPA)

Actilyse®
B01AD02
Direkte Thrombininhibitoren

Dabigatran

Pradaxa®
B01AE07
Andere antithrombotische Mittel

Defibrotid

Defitelio®
B01AX01

Referenzen

  1. Bayer AG, SmPC Xarelto granules for oral suspension (EU/1/08/472) Rev 36, 13-12-2021, www.ema.europa.eu
  2. Bayer AG, SmPC Xarelto Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 1 mg/ml (EU/1/08/472 050-051), deutsche Version, aufgerufen am 26.05.2021, www.ema.europa.eu
  3. Bayer HealthCare AG, Product Information Leaflet (FDA) Xarelto (Reference ID: 5122861 (, www.accessdata.fda.gov, 02/2023

Änderungsverzeichnis

  • 06 Oktober 2021 07:54: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung