Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Neonatale Prophylaxe bei HIV-positiver Mutter
- Oral
- Intravenös
- Keine Arzneispezialität in Österreich zugelassen
- Behandlung HIV-Infektion
- Oral:
- Intravenös
- Keine Arzneispezialität in Österreich zugelassen
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral, in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen zur Behandlung von HIV-Infektionen bei Erwachsenen und Kindern. Eine Retrovir-Chemoprophylaxe ist bei HIV-positiven Schwangeren (ab der 14. Schwangerschaftswoche) zur Verhütung einer maternal-foetalen HIV-Transmission und zur primären Prophylaxe einer HIV-Infektion des Neugeborenen indiziert.
Dosierung zur Behandlung von HIV-Infektionen:
Erwachsene und Jugendliche mit einem Körpergewicht von ≥ 30 kg: in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen 250 oder 300 mg 2x täglich
Kinder: ≥ 9 kg und < 30 kg: 9 mg/kg 2x täglich in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen. Die Maximaldosis von 300 mg 2x täglich sollte nicht überschritten werden
≥ 4 kg und < 9 kg: 12 mg/kg 2x täglich in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen
Zur Angabe spezieller Dosierungsempfehlungen für Kinder mit einem Körpergewicht von < 4 kg ist die derzeitige Datenlage nicht ausreichend
Dosierung zur Verhütung einer HIV-Übertragung von der Mutter auf das Ungeborene:
Neugeborene: alle 6 Stunden 2 mg/kg KG oral, beginnend innerhalb 12 Stunden nach der Geburt bis zum Alter von 6 Wochen
Neugeborene, denen Retrovir nicht oral verabreicht werden kann, sollten alle 6 Stunden eine intravenöse Infusion von 1,5 mg Retrovir/kg KG, über 30 Minuten verabreicht, erhalten.
(SmPC Retrovir Saft)
Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.
Verfügbare Darreichungsformen und Stärken
Saft 10 mg/ml
Hartkapseln 100 mg
Infusionslösungskonzentrat 10 mg/ml (in Österreich nicht zugelassen/verfügbar, in Deutschland zugelassen und im Handel)
Anwendungshinweis:
Zur Dosierung bei Kindern mit weniger als 8 kg und für jene Kinder mit mehr als 8 kg, die die Kapseln nicht schlucken können, ist ein Saft erhältlich
Saft: Zur Erleichterung der Dosierungsgenauigkeit soll eine angemessen große Dosierspritze mit 0,1ml Skala verwendet werden, um die exakte orale Dosierung bei Neugeborenen sicherstellen zu können.
Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:
Der Saft enthält: Natriumbenzoat, Propylenglykol, Maltitol
Die Kapseln enthalten: Propylenglykol
Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.
Pharmakodynamik
Nukleosidanalogon; Zidovudin ist eine antivirale Substanz mit hoher in-vitro-Aktivität gegen Retroviren, einschließlich des humanen Immunodefizienz Virus (HIV). Zidovudin wird sowohl in infizierten als auch in nicht-infizierten Zellen durch die zelluläre Thymidinkinase zum Monophosphat (MP) phosphoryliert. Die weitere Phosphorylierung von Zidovudin-MP zum Diphosphat (DP) und dann zum Triphosphat (TP) wird durch die zelluläre Thymidylatkinase bzw. andere unspezifische Kinasen katalysiert. Zidovudin-TP wirkt als Inhibitor und als Substrat der viralen reversen Transkriptase. Durch den Einbau von Zidovudin-MP in die DNS-Kette und den nachfolgenden Kettenabbruch wird die Bildung proviraler DNS blockiert. Die Affinität von Zidovudin-TP für die HIV-codierte reverse Transkriptase ist ca. 100-fach höher als für die zelluläre DNS-Polymerase-α.
Pharmakokinetik
Bei Kleinkindern ab 5-6 Monaten ist das pharmakokinetische Profil mit dem von Erwachsenen vergleichbar.
Nach intravenöser Verabreichung von Zidovudin wurden die folgenden mittleren pharmakokinetischen Parameter bestimmt:
T1/2: 1,5 Stunden
Cl: 30,9 ml/min/kg
Limitierte Daten zur Pharmakokinetik bei Neugeborenen und Säuglingen weisen darauf hin, dass die Glukuronidierung von Zidovudin vermindert ist. Daraus ergibt sich eine erhöhte Bioverfügbarkeit, eine niedrigere Clearance und eine längere Halbwertszeit bei Säuglingen bis zu einem Alter von 14 Tagen. Nach diesem Zeitraum scheint die Pharmakokinetik ähnlich der bei Erwachsenen zu sein.
Dosierungen
Behandlung HIV-Infektion |
- Oral
-
Gestationsalter
<
30 Wochen
[3]
-
Gestationsalter
30 Wochen
bis
35 Wochen
[3]
-
Gestationsalter
≥ 35 Wochen
[3]
-
≥ 1 Monat
und
4
bis
9 kg
[3]
-
≥ 1 Monat
und
9
bis
30 kg
[3]
-
≥ 1 Monat
und
≥ 30 kg
[3]
- Intravenös
-
Gestationsalter
<
30 Wochen
[3]
-
Gestationsalter
30 Wochen
bis
35 Wochen
[3]
-
Gestationsalter
≥ 35 Wochen
[3]
|
Neonatale Prophylaxe bei HIV-positiver Mutter |
- Oral
-
Gestationsalter
<
30 Wochen
[4]
Postnatales Alter 0 bis 4 Wochen: 4 mg/kg/Tag in 2 Dosen Postnatales Alter 4 bis 8 - 10 Wochen: 6 mg/kg/Tag in 2 Dosen
- Behandlungsdauer:
- Geringes Übertragungsrisiko: 4 Wochen
- Hohes Übertragungsrisiko: 6 Wochen
- Bei bestätigter HIV-Diagnose: lebenslange Behandlung, Dosis entsprechend der HIV-Behandlungsdosis
Bei Neugeborenen mit hohem Risiko einer perinatalen HIV-Übertragung: in Kombination mit Lamivudin plus Nevirapin oder Raltegravir
-
Gestationsalter
30 Wochen
bis
35 Wochen
[4]
Postnatales Alter 0 - 2 Wochen: 4 mg/kg/Tag in 2 Dosen Postnatales Alter 2 - 6-8 Wochen: 6 mg/kg/Tag in 2 Dosen
- Behandlungsdauer:
- Geringes Übertragungsrisiko: 4 Wochen
- Hohes Übertragungsrisiko: 6 Wochen
- Bei bestätigter HIV-Diagnose: lebenslange Behandlung, Dosis entsprechend der HIV-Behandlungsdosis
Bei Neugeborenen mit hohem Risiko einer perinatalen HIV-Übertragung: in Kombination mit Lamivudin plus Nevirapin oder Raltegravir
-
Gestationsalter
≥ 35 Wochen
[4]
- Intravenös
-
Gestationsalter
<
30 Wochen
[4]
Postnatales Alter 0 bis 4 Wochen: 3 mg/kg/Tag in 2 Dosen Postnatales Alter 4 bis 8 - 10 Wochen: 4,5 mg/kg/Tag in 2 Dosen
- Behandlungsdauer:
- Geringes Übertragungsrisiko: 4 Wochen
- Hohes Übertragungsrisiko: 6 Wochen
- Bei bestätigter HIV-Diagnose: lebenslange Behandlung; Dosis entsprechend der HIV-Behandlungsdosis
Wenn eine orale Verabreichung nicht möglich ist
-
Gestationsalter
30 Wochen
bis
35 Wochen
[4]
Postnatales Alter 0 bis 2 Wochen: 3 mg/kg/Tag in 2 Dosen Postnatales Alter 2 bis 6-8 Wochen: 4,5 mg/kg/Tag in 2 Dosen
- Behandlungsdauer:
- Geringes Übertragungsrisiko: 4 Wochen
- Hohes Übertragungsrisiko: 6 Wochen
- Bei bestätigter HIV-Diagnose: lebenslange Behandlung; Dosis entsprechend der HIV-Behandlungsdosis
Wenn eine orale Verabreichung nicht möglich ist
-
Gestationsalter
≥ 35 Wochen
[4]
-
Postnatales Alter 0-4 Wochen:
6
mg/kg/Tag
in 2
Dosen.
- Behandlungsdauer:
Geringes Übertragungsrisiko: 4 Wochen Hohes Übertragungsrisiko: 6 Wochen Bei bestätigter HIV-Diagnose: lebenslange Behandlung, Dosis entsprechend der HIV-Behandlungsdosis
Wenn eine orale Verabreichung nicht möglich ist
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Keine Dosisanpassung erforderlich
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Keine Dosisanpassung erforderlich
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Keine Dosisanpassung erforderlich
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Es kann keine allgemeingültige Empfehlung gegeben werden
DIREKT WIRKENDE ANTIVIRALE MITTEL
Nukleoside und Nukleotide, exkl. Inhibitoren der Reversen Transkriptase |
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J05AB01
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J05AB06
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J05AB16
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J05AB11
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J05AB14
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Nukleosidale und nukleotidale Inhibitoren der Reversen Transkriptase |
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J05AF05
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Neuraminidasehemmer |
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J05AH02
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Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Sehr häufig (≥ 10%): Kopfschmerzen, Nausea
Häufig (1-10%): Anämie, Neutropenie, Leukopenie, Benommenheit, Erbrechen, Diarrhoe und Abdominalschmerzen, erhöhte Leberenzym- und Bilirubin-Werte, Myalgie, Unwohlsein
Gelegentlich (0,1-1%): Panzytopenie mit Knochenmarkhypoplasie, Thrombozytopenie, Dyspnoe, Flatulenz, Exanthem, Pruritus, Myopathie, Asthenie, Fieber und generalisierter Schmerz
Selten (0,1-0,01%): Mangel an Erythroblasten im Knochenmark, Laktatazidose ohne Vorliegen einer Hypoxämie, Anorexie, Beklemmung und Depression, Krämpfe, Konzentrationsstörungen, Schlaflosigkeit, Parästhesien, Schläfrigkeit, Kardiomyopathie, Husten, Pankreatitis, Pigmentierung der Mundschleimhaut, gestörtes Geschmacksempfinden und Dyspepsie, Lebererkrankungen wie schwere Hepatomegalie mit Steatose, Urticaria, Pigmentierung von Finger- und Zehennägeln sowie der Haut, Schweißausbrüche, erhöhte Miktionsfrequenz, Gynäkomastie, Brustschmerzen und Grippe-ähnliches Syndrom, Schüttelfrost
Sehr selten (< 0,01%): Aplastische Anämie
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen bei Kindern
- Neugeborene mit Hyperbilirubinämie, die eine andere Behandlung als Phototherapie benötigen
- Neugeborene mit erhöhten Transaminasewerten, die den oberen Grenzwert des Normalbereichs um das Fünffache übersteigen
Kontraindikationen allgemein
- Patienten mit abnorm niedriger Anzahl neutrophiler Granulozyten (weniger als 0,75 x 109 /L) oder abnorm niedriger Hämoglobinkonzentration (weniger als 7,5 g/dl oder 4,65 mmol/L)
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Möglichst vor dem Zuführen von Nahrung verabreichen. Bei starkem Erbrechen (d.h. mehr als einen Mund voll):
<15 Minuten nach der Verabreichung: Gesamte Dosis erneut verabreichen, sobald sich das Neugeborene beruhigt hat.
15-30 Minuten nach der Verabreichung: Halbe Dosis erneut verabreichen.
>30 Minuten nach der Verabreichung: Keine erneute Dosis verabreichen, da der Großteil der Medikation bereits resorbiert wurde.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://aspregister.basg.gv.at/).
Wechselwirkungen
Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.
Referenzen
-
NVK- Pediatrisch HIV overleg Nederland (PHON), Update landelijk HIV expositie protocol neonaten, inclusief follow-up pasgeborene en kind, www.nvk.nl, 05/03/2013
-
GlaxoSmithKline BV, SPC Retrovir ( RVG 15118), www.cbg-meb.nl, Geraadpleegd 26 mei 2011, http://db.cbg-meb.nl/IB-teksten/h15118.pdf
-
Panel on Antiretroviral Therapy and Medical Management of of Children Living with HIV, Guidelines for the Use of Antiretroviral Agents in Pediatric HIV Infection - Zidovudine, Rev 7 april 2021, https://clinicalinfo.hiv.gov/en/guidelines/pediatric-arv/zidovudine?view=full
-
Panel on Antiretroviral Therapy and Medical Management of Children Living with HIV, Antiretroviral Management of Newborns with Perinatal HIV Exposure or HIV Infection - Zidovudine , www.clinicalinfo.hiv.gov, Rev 30 Dec 2020, https://clinicalinfo.hiv.gov/en/guidelines/pediatric-arv/antiretroviral-management-newborns-perinatal-hiv-exposure-or-hiv-infection
-
ViiV Healthcare BV, SmPC Retrovir Saft 50 mg/5 ml (1-20397), aufgerufen am 07.06.2022, https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/
-
ViiV Healthcare BV, SmPC Retrovir Kapseln 100 mg (1-18276), aufgerufen am 07.06.2022, https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/
Änderungsverzeichnis
- 10 November 2022 13:12: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung