Lopinavir + Ritonavir

Wirkstoff
Lopinavir + Ritonavir
Handelsname
Kaletra®
ATC-Code
J05AR10

Lopinavir + Ritonavir

Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Lopinavir ist ein Proteaseinhibitor (HIV-1- und HIV-2- Proteasen). Die Hemmung der HIV-Protease verhindert die Spaltung des gag-pol-Polyproteins und führt somit zur Bildung unreifer, nicht infektiöser Viren. Damit Lopinavir nicht zu schnell über das CYP450-System verstoffwechselt wird, wird es in einer fixen Kombination mit einem zweiten Proteaseinhibitor Ritonavir eingesetzt. Ritonavir hemmt das CYP450-System und damit den Abbau von Lopinavir.

Pharmakokinetik bei Kindern

Lösung
Kaletra in Dosen von 300/75 mg/m2 2 x täglich und 230/57,5 mg/m2 2 x täglich wurde an insgesamt 53 Kindern zwischen 6 Monaten und 12 Jahren untersucht. Die durchschnittliche AUC, Cmax und Cmin von Lopinavir im Steady-state betrugen 72,6 ± 31,1 microg.•h/ml, 8,2 ± 2,9 microg./ml bzw. 3,4 ± 2,1 microg./ml nach Kaletra 230/57,5 mg/m2 2 x täglich ohne Nevirapin (n=12) und betrugen 85,8 ±36,9 microg.•h/ml, 10,0 ±3,3 bzw. 3,6 ± 3,5 microg./ml nach 300/75 mg/m2 2 x täglich mit Nevirapin (n=12). Die Therapie mit 230/57,5 mg/m2 2 x täglich ohne Nevirapin und die Therapie mit 300/75 mg/m2 2 x täglich mit Nevirapin führten zu Plasmaspiegeln von Lopinavir, die denen von Erwachsenen glichen, welchen 400/100 mg 2 x täglich ohne Nevirapin verabreicht worden war.

Tabletten
Bei Kleinkindern unter 2 Jahren liegen nur begrenzte Erfahrungen zur Pharmakokinetik vor. Die pharmakokinetischen Eigenschaften bei einer gewichtsbasierten Dosierung von Kaletra 100/25 mg Tabletten 2 x täglich ohne Nevirapin wurden an insgesamt 53 Kindern untersucht. Die AUC, Cmax und C12 von Lopinavir im Steady State ± Standardabweichung betrugen 112,5±37,1 microg.•h/ml, 12,4± 3,5 microg./ml bzw. 5,71±2,99 microg./ml.
Die 2 x tägliche gewichtsbasierte Dosierung ohne Nevirapin und die Therapie mit 300/75 mg/m2 2 x täglich mit Nevirapin ergab Lopinavir-Plasmakonzentrationen, die vergleichbar sind mit denen bei Erwachsenen, die 2 x täglich 400/100 mg ohne Nevirapin erhielten. Die einmal tägliche Verabreichung von Kaletra an Kinder wurde nicht untersucht.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • HIV (ART-naive Patienten)
    • Oral
      • On-label
  • HIV, ohne Nevirapin, Efavirenz oder Fosamprenavir
    • Oral
      • On-label
  • HIV mit Nevirapin, Efavirenz oder Fosamprenavir
    • Oral
      • On-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral, in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln zur Behandlung von mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV-1) infizierten Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern im Alter von 14 Tagen und älter

Kinder ≥14 Tage bis einschließlich 6 Monate:
basierend auf Körpergewicht: 16/4 mg/kg 2x täglich oder
basierend auf Körperoberfläche: 300/75 mg/m2 2x täglich

Eine Anwendung von Lopinavir + Ritonavir in Kombination mit Efavirenz oder Nevirapin bei Kindern unter 6 Monaten wird nicht empfohlen.

Kinder und Jugendliche im Alter >6 Monate bis 18 Jahre:
Ohne gleichzeitige Anwendung von Efavirenz oder Nevirapin:
Basierend auf Körpergewicht:
7 bis < 15 kg: 2 x täglich 12/3 mg/kg
15 bis 40 kg: 2 x täglich 10/2,5 mg/kg
≥ 40 kg: 2 x täglich 400/100 mg
Basierend auf Körperoberfläche: 230/57,5 mg/m2 x täglich

Begleittherapie: Efavirenz oder Nevirapin
Die Dosierung von 230/57,5 mg/m2 kann bei einigen Kindern unzureichend sein, wenn sie zusammen mit Nevirapin oder Efavirenz verabreicht wird. Bei diesen Patienten ist eine Erhöhung der Dosis auf 300/75 mg/m2 erforderlich. Die empfohlene Dosis von 533/133 mg 2x täglich darf nicht überschritten werden.

Kinder <14 Tage und Frühgeborene: Die Lösung zum Einnehmen sollte nicht an Neugeborene verabreicht werden, bevor ein postmenstruelles Alter (erster Tag der letzten Menstruation der Mutter vor der Geburt plus die nach der Geburt verstrichene Zeit) von 42 Wochen und ein postnatales Alter von mindestens 14 Tagen erreicht wurde

Erwachsene und Jugendliche: 2x täglich 400/100 mg
Die Dosierung von Lopinavir + Ritonavir Tabletten für Erwachsene kann bei Kindern mit einem Körpergewicht über 40 kg oder mit einer Körperoberfläche größer als 1,4 m2 angewendet werden.

(SmPC Kaletra Lösung zum Einnehmen)

Die aktuellen Fachinformationen können unter ema.europa.eu abgerufen werden.

Präparate im Handel

Lösung zum Einnehmen (Lopinavir 80 mg + Ritonavir 20 mg) / ml
Filmtabletten Lopinavir 200 mg / Ritonavir 50 mg

Anwendungshinweis:

Lösung zum Einnehmen: Die Lösung zum Einnehmen soll immer zusammen mit Nahrung eingenommen werden. Die Dosis sollte mit Hilfe einer kalibrierten oralen 2 ml- oder 5 ml-Dosierspritze verabreicht werden, die am besten der verschriebenen Dosis entspricht.

Filmtabletten: Die Filmtabletten können zum Essen oder unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Sie müssen im Ganzen geschluckt und dürfen nicht gekaut, zerbrochen oder zerdrückt werden.

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Die Lösung zum Einnehmen enthält: Ethanol, Fructose, Propylenglycol, Macrogolglycerolhydroxystearat, Acesulfam, p-Hydroxybenzoesäure
Die Filmtabletten enthalten: Polysorbat 80

Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

HIV (ART-naive Patienten)
  • Oral
    • 1 Jahr bis 18 Jahre
      [1] [2] [3]
      • Lopinavir/Ritonavir: 460 mg/115 mg/m2/ Tag in 2 Dosen
         

HIV, ohne Nevirapin, Efavirenz oder Fosamprenavir
  • Oral
    • 14 Tage bis 1 Jahr
      [2] [3]
      • Lopinavir/Ritonavir: 600/150 mg/m2/Tag in 2 Dosen

      • Die Verschreibung einer antiretroviralen Therapie bei Kindern ist Ärzt*innen eines HIV-Teams vorbehalten.

    • 1 Jahr bis 18 Jahre
      [2] [3]
      • Lopinavir/Ritonavir: 600/150 mg/m2/Tag in 2 Dosen, max.: 800/200 mg/Tag

      • Die Verschreibung einer antiretroviralen Therapie an Kinder ist Ärzt*innen eines HIV-Teams vorbehalten.

HIV mit Nevirapin, Efavirenz oder Fosamprenavir
  • Oral
    • 1 Jahr bis 18 Jahre
      [2] [3]
      • Lopinavir/Ritonavir: 600/150 mg/m2/Tag in 2 Dosen

      • Die Verschreibung einer antiretroviralen Therapie bei Kindern ist Ärzt*innen eines HIV-Teams vorbehalten.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (≥ 10%): Diarrhö, Übelkeit, Infektionen im oberen Respirationstrakt

Häufig (1-10%): Hypertriglyceridämie, Hypercholesterinämie, Gewichtsverlust, verminderter Appetit, Pankreatitis, Erbrechen, Refluxösophagitis, Gastroenteritis und Kolitis, Bauchschmerzen, abdominale Spannung, Dyspepsie, Hämorrhoiden, Blähungen, Infektionen im unteren Respirationstrakt, Hautinfektionen, einschließlich Zellulitis, Folliculitis und Furunkel, Anämie, Leukopenie, Neutropenie, Lymphadenopathie, Überempfindlichkeit, einschließlich Urtikaria und Angioödem, Störungen des Blutglucose-Haushalts, einschließlich Diabetes mellitus, Angstzustände, Kopfschmerzen (einschließlich Migräne), Neuropathie (einschließlich periphere Neuropathie), Schwindel, Schlaflosigkeit, Bluthochdruck, Hepatitis, einschließlich Erhöhung der AST, ALT und GGT, Hautausschlag, einschließlich makulopapulöses Exanthem, Dermatitis/Hautausschlag, einschließlich Ekzem und seborrhoisches Ekzem, nächtliches Schwitzen, Pruritus, Myalgie, Skelettmuskelschmerzen, einschließlich Arthralgie und Rückenschmerzen, Muskelerkrankungen wie Schwäche und Spasmen, Erektionsstörungen, Menstruationsstörungen (Amenorrhö, Menorrhagie), Abgeschlagenheit, einschließlich Asthenie

Gelegentlich (0,1-1%): entzündliches Immunrekonstitutionssyndrom, Hypogonadismus, Gewichtszunahme, gesteigerter Appetit, ungewöhnliche Träume, herabgesetzte Libido, Apoplexie, Krampf, Störung des Geschmacksempfindens, Ausfall des Geschmacksinns, Tremor, Beeinträchtigung des Sehens, Tinnitus, Drehschwindel, Arteriosklerose wie Myokard-Infarkt, atrioventrikulärer Block, Trikuspidalklappeninsuffizienz, tiefe Venenthrombose, gastrointestinale Blutung, einschließlich Magengeschwür, Duodenitis, Gastritis und rektale Blutung, Stomatitis und Mundgeschwüre, Stuhlinkontinenz, Obstipation, Mundtrockenheit, Ikterus, Fettleber, Hepatomegalie, Cholangitis, Hyperbilirubinämie, Alopezie, Kapillarenentzündung, Vaskulitis, Rhabdomyolyse, Osteonekrose, erniedrigte Kreatinin-Clearance, Nephritis, Hämaturie

Selten (0,1-0,01%): Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme

Häufigkeit nicht bekannt: Nephrolithiasis

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • schwere Leberinsuffizienz
  • gleichzeitige Anwendung mit Arzneimitteln, deren Clearance stark von CYP3A abhängt und bei denen durch erhöhte Plasmakonzentrationen mit schweren und/oder lebensbedrohlichen Situationen zu rechnen ist (Lopinavir und Ritonavir sind Hemmer des P450-Isoenzyms CYP3A)

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Der Saft enthält 152,7 mg/ml Propylenglykol und 356,3 mg/ml Ethanol.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (ema.europa.eu).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

DIREKT WIRKENDE ANTIVIRALE MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Nukleoside und Nukleotide, exkl. Inhibitoren der Reversen Transkriptase

Aciclovir

Zovirax®, diverse Generika
J05AB01

Ganciclovir

Cymevene®
J05AB06

Remdesivir

Veklury®
J05AB16

Valaciclovir

Valtrex®, Viropel®
J05AB11

Valganciclovir

Valcyte®, div. Generika
J05AB14
Nukleosidale und nukleotidale Inhibitoren der Reversen Transkriptase

Entecavir

Baraclude®
J05AF10

Lamivudin

Epivir®, Zeffix®, Generika
J05AF05
J05AF07

Zidovudin

Retrovir®
J05AF01
Nicht-Nukleosidale Inhibitoren der Reversen Transkriptase

Nevirapin

Viramune®, Generika
J05AG01
Neuraminidasehemmer

Oseltamivir

Tamiflu®
J05AH02

Referenzen

  1. Antiretroviral Therapy and Medical Management of HIV-Infected Children, Guidelines for the Use of Antiretroviral Agents in Pediatric HIV Infection, www.aidsinfo.nih.gov , 2010, http://aidsinfo.nih.gov/ContentFiles/PediatricGuidelines.pdf.
  2. Bamford, A., et al (PENTA Steering Committee) (2015), Paediatric European Network for Treatment of AIDS (PENTA) guidelines for treatment of paediatric HIV-1 infection 2015: optimizing health in preparation for adult life., HIV Med., doi:10.1111
  3. Panel on Antiretroviral Therapy and Medical Management of HIV-Infected Children., Guidelines for the Use of Antiretroviral Agents in Pediatric HIV Infection., Available at http://aidsinfo.nih.gov/contentfiles/lvguidelines/pediatricguidelines.pdf., Geraadpleegd 12 sept 2016, O1-140
  4. Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu (RIVM), Voorlopig Behandeladvies COVID-19 - 3 maart 2020
  5. AbbVie Deutschland, SmPC Kaletra (EU/1/01/172/003), aufgerufen am 16.05.2022, www.ema.europa.eu

Änderungsverzeichnis

  • 25 August 2022 13:38: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

Überdosierungen mit Kaletra Lösung zum Einnehmen (einschließlich Todesfälle) wurden berichtet. Folgende Nebenwirkungen, in Verbindung mit unbeabsichtigter Überdosierung bei Frühgeborenen, wurden berichtet: kompletter AV-Block, Kardiomyopathie, Laktatazidose und akutes Nierenversagen. (SmPC Kaletra Lösung zum Einnehmen)